Wo immer Freiheit mit Beliebigkeit verwechselt werde und das Lob Gottes
verstumme, drohe ein "gesellschaftlicher Herzinfarkt", sagte Erzbischof
Zollitsch
zum Karlsfest in Aachen (31.1.2010).
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,
Erzbischof Robert Zollitsch sagte am 31.1.2010 bei einem Gottesdienst zum Karlsfest
im Aachener Dom, er sehe das christliche Fundament Europas gefährdet, es drohe
aufgelöst und zerstört zu werden, Zunehmend werde eine Gesellschaft etabliert,
die immer mehr einem praktischen Agnostizismus und religiöser Gleichgültigkeit
huldige.
Wörtlich: "Das Kreuz wird aus Klassenzimmern und öffentlichen
Gebäuden verdrängt und verbannt; menschliches Leben wird zum Zellhaufen oder
Kostenfaktor degradiert; allzu viele Politiker in Europa meinen, ohne Gott auskommen
und entscheiden zu können. (..) Weder Halloween noch der Christopher-Street-Day
werden unsere Gesellschaft solidarischer und menschlicher machen." Wenn
alles gefördert werde, nur Ehe und Familie, nicht, dann brauche man sich über
die demografische Entwicklung nicht zu wundern. Wenn Freiheit mit Beliebigkeit
verwechselt werde, das Lob Gottes verstumme und nur noch Wirtschaft und Karriere
den Ton angäben, drohe ein gesellschaftlicher Herzinfarkt. Dagegen gelte es,
die christlichen Werte einzubringen und einen Mentalitätswandel herbeizuführen.
Atheistische Kommentar dazu: Die vom Bischof miteinbezogenen Symptome
der neoliberalen Gesellschaftsordnung haben sich nicht deshalb entwickelt, weil
die Religion weniger geworden ist, sondern weil die Großbourgeoisie 1989 den
Klassenkampf im Weltmaßstab für sich entscheiden konnte. Dass heute der Mensch
nur mehr Kostenfaktor ist, ist die direkte Folge des Konkurses des Kommunismus.
Die seinerzeitige "soziale Marktwirtschaft" existierte ja auch
nicht aus Gründen der christlichen Barmherzigkeit, sondern um das Produkt "Kapitalismus"
gut verkaufen zu können. Jetzt braucht man dieses Produkt nimmer gut verkaufen,
weil es eh sonst nichts mehr gibt am gesellschaftspolitischen Markt.
Die
Gesellschaft solidarischer und menschlicher zu machen, bedürfte wieder der Einrichtung,
die seinerzeit "Arbeiterbewegung" geheißen hat und die Widerstand
gegen den Klassenkampf der herrschenden Klasse leistete. Beten und für die Caritas
sammeln, kratzt die Konzernherrn nicht einmal an den Hämorrhoiden!
Und glaubt
Bischof Zollitsch, dass mehr "Gotteslob" den HErrn dazu bräuchte,
helfend einzuschreiten? Und welche "christlichen Werte" sollten eingebracht
werden? Dass man der Obrigkeit brav folgt? Akzeptiert wer Herr und wer Knecht
ist, weil Gott ja weiß, wohin er jeden stellt? Oder weiß der Herr Bischof ein
einziges Beispiel wo sich die katholische Kirche als Institution echt für gesellschaftliche
Rechte der arbeitenden Menschen, der Mühseligen und Beladenen eingesetzt hätte?
Die
Befreiungstheologen sind immer noch geächtet und für die Mühseligen und Beladenen
gibt's Brosamen vom Tisch der Herren, wofür sie dem HErrn auch noch fröhlich
danken sollen.
Oh ihr Heuchler und Pharisäer! Die religiöse Gleichgültigkeit
liegt nicht an den religiös gleichgültigen Menschen, sondern am religiösen Produkt.
Die Menschen, die psychisch irgendwelcher religionsartiger Hilfen bedürfen,
finden am Markt genug originelle Angebote aus aller Welt, die müssen nicht mehr
beim katholischen Greißler von vorvorgestern einkaufen …