Bischöfe nehmen zu den klerikalen Kinderschändungen Stellung

Die österreichischen Bischöfe haben am 5. 3. 2010 nach ihrer heurigen Frühjahrskonferenz eine Pressekonferenz abgehalten.
Zu den kirchlichen Missbrauchsfällen wurde wie folgt Stellung genommen:

Ein Wort Jesu ist zum Thema Missbrauch eine klare Vorgabe: "Es ist unvermeidlich, dass Ärgernisse kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt. Seht euch vor!" (Lk 17,1-2) Man kann nicht schärfer vor jeder Form von Missbrauch warnen. Jesu drastisches Bild vom Mühlstein will auf die Schwere der Verletzungen hinweisen, die hier "den Kleinen", d.h. den Wehrlosen zugefügt werden.

Besonders nachhaltig sind die Verletzungen, die sexueller Missbrauch zufügt, vor allem dort, wo ein starkes Vertrauensverhältnis besteht: in der Familie und in der Kirche. Fälle von sexuellem Missbrauch in der Kirche und in der Gesellschaft wurden oft verschwiegen. Für solche Vorkommnisse kann es nur Reue, die Bitte um Vergebung und das Bemühen um Heilung der Wunden geben. Dies gilt in besonderem Maß für die Kirche, an die zu Recht hohe ethische Ansprüche gestellt werden.

Daher haben die Bischöfe großen Respekt vor jenen, die bereit sind, über ihre Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch im kirchlichen Umfeld zu sprechen. Es ist nur zu erahnen, wie viel Überwindung und Mut es braucht, die Erinnerung an erlittenen Missbrauch in Worte zu fassen. Nur so ist die Begegnung mit der befreienden Wahrheit möglich. Die Bischöfe haben aber auch Verständnis für all jene, deren Schmerz, Angst oder Wut noch zu groß sind, um sich über den Missbrauch zu äußern.

Leider wurden in der Vergangenheit zu Unrecht in der Kirche die Täter oft mehr geschützt als die Opfer. Mit Scham und Trauer stellen die Bischöfe fest, dass sich erst in den letzten Jahren in der Kirche in Österreich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass bei Missbrauchsvorwürfen nichts anderes zählt als die Wahrheit, die allein frei macht (vgl. Joh 8,32). Nur Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit tragen dazu bei, erlittene Wunden zu heilen. Daher laden die Bischöfe alle ein, die Missbrauch erlitten haben, sich an die Ombudsstellen der einzelnen Diözesen zu wenden, wo sie einen geschützten und vertraulichen Rahmen für das Gespräch haben. Ebenso fordern die Bischöfe die Täter auf, ehrlich Rechenschaft zu geben. Nur wo erzählt und gehört und das Geschehene anerkannt wird, können alle in der Wahrheit frei werden.

In den vergangenen 15 Jahren haben die Diözesen Österreichs eine Reihe von Maßnahmen zum Umgang mit sexuellem Missbrauch getroffen. In allen Diözesen bestehen Ombudsstellen für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Entscheidend ist der klare und konsequente Umgang der kirchlichen Verantwortungsträger mit konkreten Verdachtsfällen und Vorwürfen. Die Sorge um die Opfer muss an erster Stelle stehen. Entsprechende Konsequenzen für die Täter sind zu ziehen.

Über die schon bisher getroffenen Maßnahmen hinaus stellen die Bischöfe fest, dass Verbesserungen in folgenden Bereichen notwendig sind:
1. Erarbeitung von österreichweit gültigen Standards und Regelungen auf Basis der bestehenden Richtlinien, wobei die in der Erzdiözese Wien geltenden Bestimmungen Vorbildcharakter haben.
2. Österreichweite Vernetzung und Zusammenarbeit der diözesanen Ombudsstellen.
3. Offizielle Einbindung der Männer- und Frauenorden in die Arbeit der diözesanen Ombudsstellen.
4. Förderung von Bewusstseinsbildung und Prävention zur Verhinderung sexuellen Missbrauchs insbesondere durch Aus- und Fortbildung der kirchlichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Aus diesem Grund hat die Bischofskonferenz eine Projektgruppe eingesetzt, die den Auftrag hat, bis zur Sommervollversammlung der Bischofskonferenz im Juni ein detailliertes Gesamtkonzept zu einem noch wirksameren Umgang mit sexuellen Missbrauchsfällen im kirchlichen Bereich auszuarbeiten.

Sexueller Missbrauch ist eine dunkle Seite der ganzen Gesellschaft. Die meisten Fälle von sexuellem Missbrauch finden im familiären Umfeld und in anderen gesellschaftlichen Bereichen statt. Von daher sind alle Pauschalverdächtigungen gegen Priester, kirchliche Mitarbeiter oder die Kirche als ganze als ungerechtfertigt zurückzuweisen.

Dieser Hinweis soll die Verantwortung der Kirche im eigenen Bereich nicht kleinreden. Die Bischöfe wissen, dass für die Kirche hohe ethische Ansprüche gelten, an denen sie zu Recht gemessen wird. Umso mehr wollen sich die Bischöfe ihrer Verantwortung stellen und mit allen in der Gesellschaft zusammenarbeiten, um sexuellen Missbrauch durch bessere Prävention zu verhindern und entstandene Wunden zu heilen.

Atheistischer Kommentar: Die katholische Kirche sitzt in der Ecke und quietscht. Die leitenden Funktionäre wissen, jetzt helfen Betroffenheit, Zerknirschung und Reue alleine nimmer, man muss zumindest so tun, als täte man was. Einleitend hängte man im obigen Pressetext den Tätern gleich einmal einen Mühlstein um den Hals, dann wird man doch etwas milder. Denn man kann sich immer noch nicht dazu durchringen, sich öffentlich laut und deutlich dazu zu verpflichten, jeden Verdachtsfall den Behörden anzuzeigen, man raspelt weiterhin innerkirchlich um das Thema herum.

Atheistischer Vorschlag:
1. Jedes Opfer sexuellen Missbrauches durch kirchliche Funktionäre wird aufgefordert, bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Anzeige zu erstatten.
2. Missbrauchsfälle, die innerhalb des Kirchenapparates publik werden, zeigt die Kirche selbst den Behörden an.
3. Die katholische Kirche zahlt jedem Opfer einen Schadensersatzbetrag in einer Höhe, die die Kirche finanziell wirklich schmerzt.
4. Priesterkandidaten, die glauben mit dem Zölibat zu leben können, werden von außerkirchlichen Experten sexuell getestet und erhalten ein Unbedenklichkeitszertifikat, wenn sie
a) asexuell,
b) homosexuell oder heterosexuell ohne Hang zu Kindern sind.
Kandidaten, die erklären, ihren Hormonhaushalt durch Selbstbefriedigung auszugleichen, erhalten einen Vermerk, dass sie von Kindern und Jugendlichen fernzuhalten sind, weil bedenkliche Entwicklungen noch bevorstehen könnten.
Bereits amtierende Priester, die ein geregeltes Sexualleben nachweisen können, bekommen die Erlaubnis auch mit Kindern Kontakt zu haben, allerdings nur unter Aufsicht von Drittpersonen.

Damit könnte das katholische Kinderschänderproblem wohl ziemlich eingedämmt werden. Die in der obigen Presseaussendung geäußerte Ansicht, es gäbe in der ganzen Gesellschaft sexuellen Missbrauch, ist richtig. Es gibt in der ganzen Gesellschaft z.B. auch Diebstahl oder Betrug. Diesbezüglich liegen Kleriker eher unter dem Durchschnitt. Warum sie bei Kinderschändung in vergleichbaren beruflichen Stellungen deutlich über dem Durchschnitt liegen, das sollte die Bischofskonferenz vielleicht bei ihrer Herbsttagung näher beraten und dabei auch über den Zölibat debattieren ...