Die Kirche will es sich selber richten ..

.. wer ihre Opfer betreuen soll. In gewohnter Selbstherrlichkeit erwählten Schönborn und seine Bischofe die abgetakelte ÖVP-Landeshauptmännin Waltraud Klasnic zur "unabhängigen Opferbeauftragten der katholischen Kirche". Katholische Kirchenopfer sehen eine katholische Opferbeauftragte nicht unbedingt als unabhängig an.

ORF-Morgenjournal vom 29.3.2010:
(..) Wenig begeistert zeigen sich verschiedene Organisationen und Plattformen, die sich um Opfer kirchlicher Gewalt kümmern. Eine neutrale Anlaufstelle für Opfer kirchlicher Gewalt wird begrüßt, aber für neutral wird Waltraud Klasnic nicht von allen Vertretern der Opfer gehalten.

"Fast lächerlich"
Klasnic werde in der neuen Funktion von der Kirche bezahlt und unterliege damit letztlich auch deren Anweisungen, heißt es etwa von der Plattform "Betroffener kirchlicher Gewalt". Gründungsmitglied Klaus Fluch: "Es kommt mir fast lächerlich vor, dass man jemanden genommen hat, der mit der Kirche in Verbindung steht und sich noch nicht geistig lösen hat können."

Ähnlich sieht das Michael Tfirst von SNAP, der weltweit größten Opferorganisation: "Niemand, der politisch etwas zu sagen hat, darf so eine Kommission leiten. Niemand, der der Kirche nahe steht, darf in dieser Kommission sein." Und tatsächlich kann Waltraud Klasnic eine Nähe zur Kirche nicht abgesprochen werden: Sie ist seit 2006 ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins Freunde des Grazer Priesterseminars.

Geld für Therapien ausgeben
Die Salzburger Opferanwältin Brigitte Forster Ascher sagt, die Kirche sollte das Geld den Opfern geben - für Wiedergutmachung und therapeutische Begleitung, statt in eine neue Opferschutz-Kommission zu investieren. Die Mitarbeit der Kirche sei sehr wohl gefragt, sagt Brigitte Forster-Ascher - nämlich wenn es darum geht alle Daten offenzulegen.

Im STANDARD vom 29.3. war zu lesen:

Frau Klasnic hätte also schon einschlägig-katholische Erfahrungen. Es schaut daher zurzeit eher so aus, als wäre der Versuch, selber die Abwicklung der Missbrauchsfälle zu organisieren, ein schönbornscher Schuss in den Ofen. Es wird wohl der katholischen Kirche nichts anderes übrig bleiben, als die ganze Sache aus der Hand zu geben und tatsächlich unabhängig abwicklen zu lassen. Die Zeiten selbstgerechter katholischer Macht und Herrlichkeit sind eben vorbei.