Die starke Zunahme der Kirchenaustritte ruft häufig Kommentare hervor,
die offensichtlich von völlig falschen Voraussetzungen ausgehen. Nämlich davon,
dass ein Mitglied der katholischen Kirche katholisch ist. Also an den katholischen
Gott glaubt, an den Opfertod Christi zwecks Übernahme der Sünden der Welt, an
dessen Auferstehung zwecks Erlösung aller, die ihm nachfolgen. Und vielleicht
auch noch an die Vertreibung aus dem Paradies, an die Erbsünde, an die Jungfrau
Maria. Aber katholisches Kirchenmitglied ist man in Österreich häufig nur, weil
man als Kleinkind getauft wurde, "katholisch" im religiösen Sinn,
ist ein großer Teil der Kirchenmitglieder nicht, wie eine Jänner/Februar 2010 durchgeführte
Umfrage zeigt:
Von den Befragten
waren 78 Prozent katholisch (im wirklichen Leben sind rund 66 Prozent der ÖsterreicherInnen
Mitglieder der katholischen Kirche), 25 Prozent gaben an, an den "leibhaftigen
Gott" der christlichen Religion zu glauben. Darunter ist ein Schöpfergott
zu verstehen, der sich auch um das Geschehen auf der Welt und um die Menschen
bekümmert. Womit sich zeigt, dass der Großteil der katholischen Kirchenmitglieder
nicht wirklich an die christliche, an die katholische Glaubenslehre glaubt.
34 Prozent sprachen von "höheren Wesen oder geistigen Mächte", deren
Existenz sie für wahrscheinlich oder zumindest für möglich hielten. Somit
sind rund Zweidrittel der Mitglieder der katholischen Kirche im Glaubenssinn
gar nicht katholisch!
Wenn solche Menschen aus der Kirche austreten,
dann treten keine Katholiken aus, sondern maximal Inhaber irgendwelcher
privater religiöser Vorstellungen. Vorstellungen, welche dazu führen, dass die
betreffenden Menschen wie Atheisten leben können. Solange sie nicht in irgendwelche
Zwangslagen geraten, die ihnen religiöse Hinwendungen als letzte Hilfe erscheinen
lassen, weil sie sich anders nicht mehr helfen zu können vermeinen, sind ihnen
diese "höheren Wesen oder geistigen Mächte" praktisch egal. Warum
soll so jemand der katholischen Kirche Beiträge zahlen? Aus Tradition? Weil
die Oma sich sonst kränkt? Weil der Chef bei der ÖVP ist und im Kirchenchor
singt? Ideologischen Bedarf haben diese Menschen jedenfalls keinen mehr,
der Jesus und seine Bibelsprüche spielen keine Rolle in ihrem Leben.
Wenn
sich dann die katholische Kirche in einen Riesenskandal verwickelt, weil seit
Jahrzehnten vertuschte sexuelle Übergriffe bekannt werden und das klerikal-sadistische
Prügelwesen in katholischen Instituten thematisiert wird, dann werden
eben in erster Linie die Leute aus der katholischen Kirche austreten, die mit
dieser Einrichtung sowieso inhaltlich längst nichts mehr zu tun haben. Die
so kirchenfern sind, dass sie sich vielleicht sogar extra vornehmen müssen:
Nicht vergessen! Aus der Kirche austreten muss ich auch noch!
Wer
nicht an Jesus Christus glaubt, an die Auferstehung, an den Jüngsten Tag,
an die Erlösung, an Himmel (und Hölle, diese wird ja inzwischen nimmer propagiert),
warum soll der/die Betreffende der katholischen Kirche Kirchenbeitrag entrichten?
Auch ganz unabhängig von Groër, Krenn, Wagner, Piusbrüdern, Prügelbrüdern und
Kinderschändern. Falls man solche braucht: an "höhere Wesen oder geistige Mächte"
kann man auch gebührenfrei glauben. Und wenn man sich auch mit diesen Vorstellungen
nicht befasst, keine familiären oder beruflichen Troubles wegen Konfessionslosigkeit
zu erwarten hat: Auf zur BH, zum Magistrat und hinaus aus der Kirche.
Austrittstipps
unter www.kirchenaustritt.at !