Die Ziele des neu gegründeten Vereins von Betroffenen und Fachkräften
sind, Betroffene unabhängig von der Kirche psychologisch und juristisch zu unterstützen
und untereinander zu vernetzen, sowie im Bereich Prävention und Schadenersatz-Forderungen
aktiv werden. Die Plattform stellt Kontakte mit JuristInnen, ExpertInnen
und Beratungsstellen aus dem Bereich Opferschutz her und wird Publikationen
und Studien zum Thema initiieren. Der Verein wird sich aus Spenden finanzieren
und wird auch staatliche Unterstützung beantragen. Zu den Gründungsmitgliedern
zählen: Priv.-Doz. Claudia Klier, Kinderpsychiaterin, Klaus Fluch, Betroffener,
Dr. Manfred Deiser, Psychotherapeut.
Entschuldigungen und Demutsgebete
reichen nicht
Betroffene fordern Gerechtigkeit. Sie geben sich nicht
mit kirchlichen Schuldeingeständnissen zufrieden und mit der Gründung kirchlicher
Anlaufstellen, die keinerlei Transparenz gewährleisten. Stattdessen erwarten
sie sich rechtliche Verfolgung der Täter sowie Schadenersatz-Zahlungen.
Opfer-Anwalt
Werner Schostal zweifelt daran, ob die Verjährung in Anbetracht des ungeheuren
Ausmaßes der Verbrechen menschenrechtskonform ist. Angesichts der immer noch
bestehenden psychischen Schäden sind Verjährungsfristen in Frage zu stellen".
Es soll eine Vernetzung sämtlicher Betroffenen-Gruppierungen erfolgen, auch
mit amerikanischen Opfer-Vereinigungen und Anwälten wird die Plattform kooperieren.
Die Mitverantwortung des Papstes wird geprüft.
Über 150 Betroffene haben
sich innerhalb der ersten 8 Tage bei der neuen unabhängigen Plattform-Hotline
gemeldet. Erstes Fazit: es sind Buben ebenso wie Mädchen unter den Opfern, auch
die Täter sind beiderlei Geschlechts. Die Anrufenden berichten von seelischer,
psychischer und physischer Gewalt, von Sadismus, schwarzer Pädagogik, Machtmissbrauch
und sexuellem Missbrauch. Viele sprachen im Rahmen der Hotline erstmals über
die schrecklichen Erlebnisse, die älteste Anruferin war 90 Jahre alt. Den meisten
geht es weniger um Geld, sondern sie nehmen die Chance wahr, erstmals in ihrem
Leben als Opfer gesehen zu werden und sich zu vernetzen. Manche wünschen sich
auch eine schlichte Entschuldigung von ihrer/m PeinigerIn.
Kirche
kann sich nicht selbst kontrollieren
Die neue, von Alt-Landeshauptfrau
Waltraud Klasnic geleitete Kirchenkommission wird von der Plattform abgelehnt.
Denn sie ist von der Kirche beauftragt, bezahlt und gelenkt. Eine Institution
könne sich nicht selber kontrollieren, schon gar nicht, was Verbrechen eines
derartigen Ausmaßes betrifft. Klasnic sei eine Täter-Beauftragte, keine Opfer-Beauftragte.
Es könne nicht sein, dass die Kirche sich eine Kommission nach eigenen Gutdünken
zurechtlege. Der von Christoph Schönborn bestellten Klasnic wirft die Plattform
zu große Kirchennähe vor, immerhin ist sie Vorsitzende der "Freunde des
Grazer Priesterseminars". Gefordert wird hingegen eine unabhängige Kommission
nach irischem Vorbild.
Kircheneigene Kommission soll intern agieren
Stattdessen könnte
die kircheneigene Kommission - unter Leitung der überzeugten Katholikin Klasnic
- dazu beitragen, dass die internen Rahmenbedingungen, die zu den Übergriffen
beigetragen haben, sowie die systematischen Vertuschungsstrukturen aufgearbeitet
werden. Auch soll die kirchliche Sexualmoral endlich an das 21. Jahrhundert
angepasst werden - Stichwort: Rolle der Frauen, Zölibat, Aufklärung, Verhütung.
Soweit das Wichtigste aus den Plänen der Plattform. Dass es Opfer der kirchlichen
Vergehen und Verbrechen ablehnen, sich als Bittsteller einer Kommission zu stellen,
die kirchlich organisiert und von einer abgetakelten katholischen ÖVP-Politikerin
geleitet wird, ist eigentlich so klar, dass es sogar Schönborn verstehen müsste.
Sollen jetzt die Opfer der Kirchentante Klasnic schildern, wie es ihnen ergangen
ist, wie sie z.B. dem Herrn Pfarrer einen blasen mussten? Und die Frau Klasnic
bekreuzigt sich dazu und stimmt den Rosenkranz an? Aber die katholische Kirche
will auch die Folgen der Taten unter Kontrolle haben!
Darum ist jetzt
der Staat gefordert! Der Staat hat dazu eine Kommission einzurichten! Das
forderte auch der Zentralrat der Konfessionsfreien, siehe Info0132.