Österreichs Katholikenchef Schönborn nahm am 28. April 2010 bei einer
Veranstaltung in Wien zum Thema Homosexualität Stellung und sagte: "Beim
Thema Homosexualität etwa sollten wir stärker die Qualität einer Beziehung sehen.
Und über diese Qualität auch wertschätzend sprechen. Eine stabile Beziehung
ist sicher besser, als wenn jemand seine Promiskuität einfach auslebt."
Auch zur Wiederverheiratung von Geschiedenen nahm er eine neue Position ein:
"Die Kirche braucht da eine neue Sichtweise. Viele heiraten heute ja gar
nicht mehr." Darum soll aus einer einer "Pflicht-Moral" eine
"Moral des Glücks" werden, es solle nicht die Sünde im Zentrum der
Betrachtung, sondern der Versuch, den Geboten zu entsprechen.
Die
katholischen Gebote sind so klar wie menschenfeindlich:
"Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen.
Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen,
können und sollen sie sich - vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft
-, durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden
der christlichen Vollkommenheit annähern." (Katechismus §2359).
Und:
Falls Geschiedene zivil wiederverheiratet sind, befinden sie sich in einer
Situation, die dem Gesetze Gottes objektiv widerspricht. Darum dürfen sie, solange
diese Situation andauert, nicht die Kommunion empfangen. Aus dem gleichen Grund
können sie gewisse kirchliche Aufgaben nicht ausüben. Die Aussöhnung durch das
Bußsakrament kann nur solchen gewährt werden, die es bereuen, das Zeichen des
Bundes und der Treue zu Christus verletzt zu haben, und sich verpflichten, in
vollständiger Enthaltsamkeit zu leben. (Katechismus §1650).
Atheistischer Kommentar: Da wird der Kardinal schnell einen Aufstand
aus strenggläubigen Kreisen haben, wenn er jetzt anfängt, "christliche Nächstenliebe"
für Homosexuelle und Geschiedene zuzulassen. Die christliche Nächstenliebe ist
ja nur Gewäsch für die Sonntagspredigt. Es hört sich gut an, zu verlangen alle
Leute sollten alle Leute lieben. Da es aber sowieso niemand tut, haben solche
Predigten keine praktischen Folgen. Für die katholische Praxis ist es schließlich
schon viel zu viel verlangt, wenn ein bisschen menschliche Toleranz erwartet
wird. Jaja, Jesus liebt alle und darum kann das katholische Christentum
all diejenigen terrorisieren, die einfältig genug sind, die katholische Religion
ernst zu nehmen. Den anderen wird es sowieso wurscht sein, was der Schönborn
oder der Ratzinger über voreheliche Beziehungen, über Ehescheidungen oder über
Homosexuelle sagt. Schönborn hat dies vielleicht gemerkt und will ein bisschen
näher an die Lebenswirklichkeit herankommen.
Das wird ihm nicht viel
nutzen: die Strenggläubigen werden bitzeln und für die Taufscheinchristen
ist die kirchliche Lehrmeinung ohnehin höchstens eine Kuriosität, die man ignoriert
oder belächelt.