Presserat spricht TITANIC frei

Im April 2010 hatte das deutsche Satire-Magazin TITANIC eine Titelblattkarikatur gebracht (siehe Info-Nr. 143), die sofort den heftigen Protest der katholischen Fundamentalisten hervorrief. Sie plärrten nach dem Staatsanwalt und beschwerten sich beim deutschen Presserat. Die Staatsanwaltschaft sah keine strafbares Vergehen und stellte am 23. April die Ermittlungen ein (siehe Info-Nr. 160).
Blieben noch 198 Beschwerden beim Presserat.


Von den Millionen Mitgliedern der katholischen Kirche in
Deutschland hatten also keine 200 Probleme mit dieser Karikatur

Am 28. Mai wies der Presserat diese Beschwerden als unbegründet zurück. Die Karikatur sei eine zugespitzte Darstellung eines gesellschaftlichen Missstandes innerhalb der Institution Kirche und daher wäre keine Religion geschmäht worden. Wörtlich: "Die Karikatur ist provozierend. Genau deshalb rüttelt sie auf und veranlasst Leser, über die Missstände in der Kirche nachzudenken." Es werde das Verhalten christlicher Würdenträger kritisiert, die sich gegenüber ihren Schutzbefohlenen falsch verhalten hätten. Eine Kirche, die dies deckt oder nicht ausreichend zur Aufklärung beitrage, müsse mit dieser Kritik leben. "In einer Demokratie ist die Pressefreiheit ein maßgebliches Gut, die auch Kritik an ihren Grundpfeilern, wie sie das Christentum in Deutschland darstellt, mit einschließt."

Was jedoch die alten Fragen offen lässt: Warum haben Religionen überhaupt einen besonderen Schutz? Warum heißt es im Punkt 10 des deutschen Pressekodex "die Presse verzichtet darauf, religiöse, weltanschauliche oder sittliche Überzeugungen zu schmähen." Weltanschauliche oder sittliche Überzeugungen werden ja trotzdem ständig geschmäht, gerade Religionen verdienten sich durch ihre Lehren, Worte und Taten Schmähungen besonders!

Besonders grotesk ist es dann auch noch, dass extra betont werden muss, dass die Pressefreiheit ein maßgebliches Gut sei. Dass dazu das Christentum als ein Grundpfeiler der Demokratie benannt wird, ist völlig absurd. Solange es irgendwie möglich war, hat die katholische Kirche die Demokratie bekämpft. Die letzte Herrschaft nach ihren Vorstellungen, die von General Franco in Spanien, hat erst 1975 geendet, als dieser katholische Verbrecher und Massenmörder endlich krepiert ist, die spanische katholische Kirche trauert heute noch den klerikalfaschistischen Zeiten nach.