Die Vatikanbank Istituto per le Opere di Religione, kurz IOR, wörtlich
übersetzt "Institut für Werke der Religion", steht zurzeit unter
dem Verdacht, nicht nur für die Werke der Religion gearbeitet zu haben. Die
römische Tageszeitung "La Repubblica" berichtete am 2. Juni 2010,
dass die römische Staatsanwaltschaft suspekte Konten auf dieser Bank überprüft
und eine Untersuchung eingeleitet hat. Es sollen bei verschiedenen italienischen
Banken Kontos unter der Bezeichnung "IOR" eröffnet worden sein, also
ohne dass ein konkreter Kontoinhaber benannt worden wäre. Auf solche Kontos
wurden mit Schecks riesige Beträge überwiesen. Die Staatsanwaltschaft vermutet,
dass hinter diesen IOR-Kontos Personen stecken, die sich als Betrüger, Geldwäscher
und Steuerhinterzieher betätigten. Bekanntlich ist es heute in der EU verboten,
anonym Zahlungen und Einlagen zu tätigen. Auf den Geldinstituten ist bei Überweisungen
von höheren Beträgen der Überweiser angehalten, einen Ausweis vorzulegen, damit
soll die Geldwäsche eingedämmt werden.
Die Vorgangsweise der IOR widerspricht
also ganz offensichtlich den EU-Bestimmungen, wer die geheimnisvollen Inhaber
der IOR-Konten sind, blieb bisher den Behörden verschleiert. Die Bezeichnung
der Kontos mit einem Banknamen ist an sich nichts Verbotenes, es ist auch in
Österreich möglich, dass z.B. die Volksbank ein Konto bei der Raiffeisenkasse
hat oder umgekehrt. Wenn so ein Konto dann aber zum Jonglieren mit Eurobeträgen
in vielfacher Millionenhöhe benutzt wird, ohne dass klar ist, wer was wem in
Wirklichkeit überweist, dann interessiert sich sogar in Italien die Staatsanwaltschaft
dafür.
Auch bei einem "Institut für religiöse Werke" taucht
dann der Verdacht auf, diese Werke seien vielleicht doch nicht so ganz religiös,
sondern eher ziemlich säkular …
Übrigens:
Formaler Eigentümer dieser Bank ist der jeweilige Papst, der die Bankgewinne
für den "Heiligen Stuhl" entgegennimmt. Ob Ratzinger jetzt eine Vorladung
vom Staatsanwalt bekommen wird?