Opfertante Klasnic hat derweilen nur davon gesprochen, dass sich bei ihr
193 Opfer katholischer Missetaten gemeldet hätten. Die Plattform "Betroffene
kirchlicher Gewalt" ist aktiver und zielgerichteter: 131 Opfer planen rechtliche
Schritte gegen die Kirche. Betroffen sind nicht nur sexuell Missbrauchte,
sondern auch von körperlicher Gewalt und Sadismus Betroffene. Die Plattform
hatte im April an die Parlamentsparteien einen Fragenkatalog
übermittelt, mit den in den Antworten von SPÖ und Grüne vertretenen Positionen
ist man zufrieden, von der ÖVP jedoch enttäuscht (was bei einer christlichen
Partei kaum eine Überraschung sein wird). FPÖ und BZÖ haben keine Antworten
geschickt. Was bei Straches FPÖ auch keine Überraschung sein kann, weil das
ist ja die "Christenhand"-Partei.
Die SPÖ trat in der Antwort für eine kirchenunabhängige, staatliche Untersuchungskommission
ein. Die katholische Kirche wird aufgefordert, "alle Archive der Justiz
gegenüber zu öffnen", Justizministerin Bandion-Ortner (ÖVP) solle entsprechend
handeln. Die katholische Kirche solle einen "mit ausreichenden Mitteln"
versehenen Opferfonds einrichten und eine unabhängige staatliche Stelle nach
unbürokratischen Kriterien die Entschädigungen vornehmen.
Auch die Grünen sind für eine kirchenunabhängigen Opferhotline und die Einrichtung
einer staatlichen Untersuchungskommission, die Gewalt in kirchlichen Einrichtungen
und staatlichen Heimen untersucht. Ebenso wird verlangt, dass die Kirche mit
der Staatsanwaltschaft kooperiert und sämtliche Unterlagen zu "vertuschten
Fällen" herausgibt. Als Präventionsmaßnahme schlagen sie eine verstärkte
Thematisierung in den Schulen vor. Die Grünen wollen mit der SPÖ das weitere
gemeinsame Vorgehen diskutieren.
Es schaut also so aus, als ob das von Täteronkel Schönborn gebastelte Schlupfloch
mit Opfertante Klasnic doch nicht als das geeignete Instrument gesehen wird
und daher wird der Staat für die Abwicklung der Schadenersatzforderungen der
Opfer zu verpflichten sein. Die katholische Kirche hat die Sache noch längst nicht ausgestanden. Das
teure dicke Ende kommt zweifach auf sie zu: Opferentschädigungen und Mitgliederschwund!