Bischöfliche Missbrauchskonferenz

Die österreichische Bischofskonferenz gab am 23. Juni 2010 ihre Beschlüsse zu den Missbrauchsfällen bekannt. Schönborn zeigte den Journalisten das diesbezügliche Programm "Die Wahrheit wird Euch frei machen".

Demnach sei es das erste Ziel der katholischen Bemühungen, "Hilfe und Gerechtigkeit für die Opfer" zu erreichen. Als Schönborn allerdings gefragt wurde, ob die katholische Kirche die Forderungen der nichtkirchlichen Opfer-Plattform (siehe Info Nr. 213 unterer Abschnitt) akzeptieren werde, quoll ein klares "Nein" aus dem kardinalen Munde.


nein, das kommt nicht in Frage

Der Plattformanwalt Werner Schostal hatte zwischen 15.000 und 130.000 Euro Entschädigung gefordert und rechtlich in die Richtung plädiert, dass es keine Verjährungen geben könne, weil die Kirche durch ihre Vertuschungen als "Erfüllungsgehilfe" bei den Missbräuchen mitgewirkt habe. Schostal vertritt 131 Geschädigte, die zu Klagen bereit sind (insgesamt haben sich bei der Plattform bisher 260 Geschädigte gemeldet).

Wenn man nun rechnet, dass diese erste Gruppe von Opfern tatsächlich diese geforderten Beträge erhielte, dann wären das beim Minimumsbetrag knapp zwei Millionen Euro, beim Höchstbetrag knapp 27 Millionen. Logischerweise müsste der Gesamtbetrag eher zur niedrigen Summe tendieren, also vielleicht irgendwo zwischen vier und acht Millionen liegen. Aber selbst das ist dem Herrn Kardinal schon zuviel. Nach den Vorstellungen von Schönborn müsste es seine Opfertante Klasnic wohl billiger machen können. Was allerdings auch noch nicht klar ist, weil in der Klasnic-Kommission ja nicht nur kirchliche Sparefrohs sitzen. Aber die Kirche rechnet vermutlich damit, dass sich Opfer von zerknirschten Entschuldigungen und tränenreichen reuevollen Sündern beeindrucken und kostengünstig abspeisen lassen. Es schaut freilich so aus, als würde durch die Konkurrenz zwischen kirchlicher und säkularer Opferbetreuung und des drohenden Rechtsweges durch die Letztere, auch die Erstere einem gewissen opferfreundlichen Handlungsdruck unterliegen.

Als weitere innerkirchliche Schritte wurden angekündigt, einheitliche und hinkünftig vielleicht sogar auch funktionierende diözesane Ombudsstellen einzurichten, diese sollen weisungsfrei von unabhängigen Fachleuten geführt werden. Dazu soll es kirchliche Kommissionen für Voruntersuchungen geben. Eine Anzeigepflicht wird es hingegen nicht geben! Anzeigen durch die Kirche sollen nur bei Gefahr im Verzuge stattfinden.

Im Bereich der Prävention sollen ebenfalls Maßnahmen ergriffen werden: Bei der Auswahl und Aufnahme von Personen in den kirchlichen Dienst, der Aus- und Weiterbildung. Eine Stabsstelle "Kinder- und Jugendschutz" in jeder Diözese soll sich um Regelungen und Orientierungshilfen gegen Missbrauch und Gewalt bekümmern.

Wegen Schändungsklagen gegen Priester und Diözesen in den USA hat die katholische Kirche dort immense Kosten zu tragen, darum legte man als eine Maßnahme auch das Malbuch (Painting Book) "Being Friends, Being Safe, Being Catholic" auf, in dem Kinder vor allerhand Gefahren gewarnt werden.
Auch vor der Priestergefahr!




die Schutzengeline passt auch auf katholische Priester auf


Aber als jugendlicher Katholik muss man selber vorsichtig sein:
Wenn ein Priester naht: Tür aufmachen! Schutzengel postieren!

Nicht verkneifen konnte es sich die österreichischen Bischöfe, darauf hinzuweisen, dass die meisten Fälle von sexuellem Missbrauch im familiären Umfeld und in anderen gesellschaftlichen Bereichen passieren. Nona, es gibt ja auch relativ wenig Priester, der Anteil der katholischen Priester an der österreichischen Bevölkerung beträgt etwa ein halbes Promill. Pauschalverdächtigungen (die es höchstens als Scherze gab) werden zurückgewiesen. Zur bis 2010 üblichen Vorgangsweise des Vertuschens, sagten die Bischöfe gar nichts.

Man kann auf die weiteren Entwicklungen - besonders in Sachen Opferentschädigungen - gespannt sein!