Als Schönborn im Zuge des Missbrauchsskandals den Kardinaldekan Sodano
für die seinerzeitigen Vertuschungsmaßnahmen im Falle Groër verantwortlich machte,
war man im Vatikan sehr ungehalten. Nun wurde Schönborn zu Verhör und Zurechtsweisung
vorgeladen und der Vatikan verlautbarte am 28. Juni 2010: es seien einige Missverständnisse
geklärt worden, die zum Teil auf Äußerungen Schönborns zurückzuführen seien.
Und für Anklagen gegen einen Kardinal sei alleine der Papst zuständig, Kardinäle
dürften sich gegenseitig nicht kritisieren. Schönborn hat also im Rahmen
der katholischen Hierarchie schwer gesündigt.
Auf dieser Site war bei
den Infos ein Beitrag unter dem Titel "Schönborns loses Mundwerk"
zu finden, wo auch der Fall der Sodano-Kritik Erwähnung fand. Dort wurde keine
böse Attacke geritten, bloß darüber ein bisschen gewitzelt. Wir Ungläubigen
lernen es nun jedoch wieder einmal am lebenden Objekt besser:
Die katholische
Kirche ist noch weitaus erbärmlicher als Atheisten sie einschätzen.
Ein
Erzbischof und Kardinal wird beschuldigt, Kinder und Jugendliche sexuell attackiert
zu haben. Vorort gelingt es nimmer, die Sache zu vertuschen, selbst die Heilige
Kronenzeitung konnte 1995 den Päderasten Groër nicht vor öffentlicher Bloßstellung
bewahren. Aber im Vatikan dachte man nicht daran, zu dieser Sache öffentlich
was fahren zu lassen. Groër wurde in ein Nonnenkloster entsorgt, da wusste
man, dort wird aus Knabenmangel nix mehr passieren. Offiziell war gar nix
passiert. Als Schönborn 2010 den Herrn Sodano als Oberchefvertuscher enttarnte,
nu was passiert dann: Nicht Kardinal Sodano, nein, Schönborn bekommt
eine auf die Gurke. Er hatte nämlich das Heuchlergrundgesetz verletzt: einen
katholischen Heuchler bloßgestellt.
So gerne und so salbungsvoll
reden die katholischen Prediger von der "Nächstenliebe" und von der
"Feindesliebe". Dann liebt der eine Kardinal den anderen Kardinal
zuwenig, weil ihn dieser hängen hat lassen, als seinem Vorgänger die zu heftige
Liebe zu Knaben vorgehalten wurde. Nun reagiert der ungeliebte Kardinal, der
gerade einen Schlag auf die rechte Backe erhalten hat, aber nicht mit Feindesliebe
und dem Hinhalten der anderen Backe, nein, er rennt zu seinem Chef schergeln (=
österr. für petzen) und dieser schlägt zurück. Lukas 6, 27-36*) kennt man
im Vatikan offenbar nur für die Sonntagspredigten, unter der Woche gilt Auge
um Auge, Zahn um Zahn.
*) Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebet eure Feinde; tut denen wohl, die euch hassen; segnet die, so euch verfluchen und bittet für die, so euch beleidigen. (..) Und wer dich schlägt auf einen Backen, dem biete den anderen auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem wehre nicht auch den Rock usw.
Wenn die katholische Kirche ihre eigene Praxis an diesen Bibelworten messen täte, sie hätte allen Grund zur Befürchtung, dass sie dereinsten wegen Missachtung der Worte des HErrn der Teufel holen wird!