Auf Malta ist es nicht einfach, wenn sie ein Ehepaar trennen will oder
wenn sich einer der Ehepartner scheiden lassen will. Es gibt auf der Mittelmeerinsel
nur die "Erklärung der Ehenichtigkeit". Das ist u.a. möglich, wenn
die Ehepartner unter einem Alter von 16 geheiratet haben, wenn einer der Partner
bei der Eheschließung "geistesschwach" oder psychisch beeinträchtigt
ist, wenn sie zu eng verwandt sind, wenn es sich um Bigamie handelt, wenn die
Einwilligung in die Ehe durch Gewalt, Täuschung oder Irrtum erreicht wurde,
die Ehe nicht vollzogen wurde, wenn der Mann schon vor der Ehe impotent war,
die Partner gleichgeschlechtlich sind. Anerkannt werden in Malta Ehescheidungen
im Ausland, also wenn zumindest einer der Partner Ausländer ist oder im Ausland
lebt und die Scheidung im Ausland ausgesprochen wird, dann gilt sie auch in
Malta.
Die Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft ("Trennung
von Tisch und Bett") kann eingeklagt oder vereinbart werden, diese erlaubt
allerdings nur das getrennte Leben, keine Neuverehelichung. Etwa sieben Prozent
der malesischen Ehepaare leben auf diese Weise rechtlich getrennt. Zurzeit wird
die Einführung einer "eingetragenen Partnerschaft" diskutiert, allerdings
nicht für Homosexuelle, sondern für diese getrennt lebenden Heteros.
Warum
gibt es auf Malta keine Ehescheidung? Ganz einfache Antwort: Malta ist tiefkatholisch
und die katholische Kirche erlaubt keine Ehescheidung. In Italien war das
lange Zeit ebenso. Scheidung war verboten, weil was "Gott verbunden hat,
darf der Mensch nicht trennen". 1961 wurde der Film "Divorzio all'italiana"
(Scheidung auf italienisch) mit Marcello Mastroianni gedreht.
Mastroianni will sich scheiden lassen. Er darf es im katholischen Italien nicht.
Aber es gibt eine Möglichkeit. Wer seinen Ehepartner aus Eifersucht umbringt,
kommt mit einer billigen Strafe davon. Daher bemüht sich Mastroianni heftig
darum, seiner Frau einen Liebhaber zuzuteilen, was ihm schließlich gelingt,
er scheidet sich von seiner Frau mittels Pistolenschusses auf italienisch und
kann nach kurzer Haft einem neuen Eheglück entgegengehen, dem allerdings in
der Schlussszene des Filmes keine lange Dauer angedeutet wird.
In Italien
wurde die Ehescheidung schließlich 1970 endgültig eingeführt, hunderttausende
getrennt Lebende konnten sich scheiden lassen. In Malta brachte Anfang Juli
2010 ein Abgeordneter den Antrag ein, Scheidungen zuzulassen. Der Regierungschef
Gonzi ist dagegen, er will eine Volksabstimmung abhalten lassen,
Präsident Adami will das nicht. Erzbischof Paul Cremona lehnt selbstverständlich
alle Pläne zur Zulassung von Ehescheidungen empört ab. Weil der Jesus will
das nicht (Mk 10,9) und das hat auf Malta auch zivilrechtlich zu gelten.
Nun
beabsichtigt die Lebensgefährtin eines früheren maltesischen Ministers eine
Klage beim Europäischen Gerichtshof: Malta lässt als einziger Staat in
der EU die Ehescheidung nicht zu, damit verstoße Malta gegen die Europäische
Menschenrechtskonvention, die das Recht auf Familienleben
festschreibe. Sie könne aber den Vater ihres Kindes nicht ehelichen, weil sich
dieser nicht scheiden lassen dürfe, dadurch gäbe es auf Malta kein Recht auf
Familienleben.
Vielleicht kann auf diese Art erreicht werden, dass
die Malteser ein bisschen mehr Freiheit vom diktatorischen Katholizismus erlangen?