Massive Kirchenaustritte nach Kirchenskandalen gibt es vor allem in
den Ländern, wo die Kirchenmitglieder direkt an die Glaubensgemeinschaften Beiträge
entrichten müssen, siehe dazu "Methoden
der Kirchenfinanzierungen". In Italien z.B., wo alle Steuerpflichtigen
eine "Kultursteuer" zahlen müssen und sie diese verschiedenen Institutionen
widmen können, braucht man nicht austreten: man erspart sich nichts und wenn
man sich über seinen Glaubensverein ärgert, dann geht die "Kultursteuer"
eben nächstes Jahr an ein Waisenhaus. Getaufte, die wirklich aus der Kirche
austreten wollen, müssen in Italien bei ihrer Taufpfarre die Streichung aus
dem Taufbuch verlangen.
Schon vor einem Jahr geisterten solche Überlegungen über eine Abschaffung
von Kirchensteuer bzw. Kirchenbeitrag durch katholische Köpfe, wohl ebenso
mit der Überlegung, die Zahl der Mitglieder bliebe eher gleich, wenn man sich
durch einen Austritt kein Geld spart (siehe dazu Info Nr. 029
und Info Nr. 053). Jetzt nach der Bekanntgabe der
Zahlen des erfolgreichen Austrittsjahres 2010 wiederholt ein bekannter katholischer
Publizist diese Forderung
Was hieße: für Konfessionsfreie würde eine neue Steuer eingeführt. Allerdings müsste eine solche Regelung dann wohl auch den Aspekt beinhalten, dass Konfessionsfreie ihre "Kultursteuer" auch einer Organisation wie den "Zentralrat der Konfessionsfreien" widmen dürfen. Und die katholische Kirche hätte in der Folge vielleicht das Problem, dass viele ihrer Mitglieder diese Steuer nicht der katholischen Kirche, sonder dem SOS Kinderdorf oder der Entwicklungshilfe etc. widmen täten. Katholisch blieben sie trotzdem, sie müssten sich nicht wegen Glaubensabfalls vor der "ewigen Verdammnis" fürchten und die katholische Kirche schaute trotzdem durch die Finger.
Man kann gespannt sein, ob und wie der o.a. Vorschlag von Feichtlbauer auf ein Echo stößt.