Blasius hilft nimmer

In den OÖNachrichten vom 3.2.2011 schreibt die Volkskulturexpertin Sandra Galatz unter dem Titel "Ein Heiliger gegen Winter und Halsweh" über winterliche Bräuche anlässlich "Maria Lichtmess" (das ist am 2.2., in früheren Zeiten war dies das Datum des Dienstbotenwechsels bei den Bauern):
(..) Die Weihnachtszeit ist nun offiziell zu Ende. In den Kirchen wurden gestern noch die Kerzen geweiht: all jene Kerzen, die man das ganze Jahr über im Alltag braucht, jene fürs Rosenkranzgebet, die schwarzen Wetterkerzen, die als Schutz vor drohenden Unwettern angezündet werden, und auch die Kerzen, mit denen der Blasiussegen verteilt wird. (..) Es kann ja nie schaden, einem Volksheiligen Aufmerksamkeit zu schenken, der gegen Halsweh helfen soll. (..) er (der Blasius) hilft auch bei Zahnweh! (..) Auch die Fähigkeit des Winteraustreibens wird ihm nachgesagt, denn es heißt: "Sankt Blasius stößt dem Winter die Hörner ab!" Im Mittelalter hat man der Fürsprache des heiligen Blasius auch die Haustiere anvertraut. Auch heute noch wird da und dort am Gedenktag des Heiligen das Vieh mit Weihwasser besprengt. (..)

Warum steht das da?

Weil es auch eine Erklärung ist, warum der christliche Glaube als irgendwie selbstverständliches Lebenselement dahingeschwunden ist und nicht mehr wiederkommen wird.
Vor Unwettern schützen keine schwarzen Wetterkerzen, sondern Versicherungen, Feuerwehren, Nachbarschaftshilfe, Katastrophenfonds. Rosenkranzbeten zur Mutter Maria ist keine Option mehr, wenn man Beistand braucht, dann sucht man diesen auf Erden und nicht im himmlischen Himmel der Jungfrau Maria. Wegen Halsweh geht man zum Doktor und nicht mehr zum Hl. Blasius, bei Zahnweh zum Zahnarzt. Auch dem Vieh auf den Bauernhöfen hilft der Tierarzt viel besser als das Vertrauen auf katholische Heilige. Man weiß auch, dass nicht der Blasius dem Winter die Hörner abstößt, sondern das Längerwerden der Sonnenzeiten.

In früheren Zeiten war die Ausrichtung des Alltages auf abergläubische Hilfsmittel wichtig. Es gab ja sonst nichts. Heute weiß man, dass Antibiotika wesentlich besser helfen als der Hl. Blasius. Die Verbindung der Religion ins Alltagsleben ging dadurch verloren. Das Leben ist inzwischen für die meisten Menschen in unseren Breiten und in unseren Zeiten auch auf Erden irgendwo zwischen erträglich und angenehm geworden. Und gegen die zunehmende neoliberale Ausbeutung hilft die katholische Religion sicher nicht. Das wissen die Leute, weil die christliche Partei heißt ÖVP und dort steht die Ausbeutung im Parteiprogramm. Und zum Hl. Gewerkschaftssekretär braucht man nicht beten und für die Hl. Arbeiterkammer keine Kerzen anzünden.
Blasius hilft nimmer, die Wetterkerzen helfen nimmer, die Religion hilft nimmer. Im aufgeklärten Europa ist die christliche Religion ein Auslaufmodell.