Taliban-Beten

Am evangelischen Kirchentag in Dresden hatte sich am 2. Juni 2011 die frühere evangelische Oberbischöfin Käßmann dafür ausgesprochen, die Taliban nicht mit Bomben zu bekämpfen, sondern für sie zu beten. "Frieden wird selten oder wahrscheinlich nie durch Waffen geschaffen", ein Gebet für die Taliban sei eine "wesentlich bessere Idee als die Bombardierung von Tanklastwagen".

Da die Taliban jedoch sicherlich viel mehr beten als die Frau Käßmann und die deutschen Protestanten, für multikulturell inspirierte Christen Allah derselbe Gott ist wie der Gott in den anderen monotheistischen Religionen, dürfte - theologisch betrachtet - auch das Beten und nicht nur der Gebrauch von Sprengstoffgürteln talibanisch in einem höheren Maß im Gebrauch sein als Käßmann-Gebete, die Taliban somit nicht nur niederbomben, sondern auch niederbeten. Wenn man vernünftigerweise allerdings davon ausgeht, dass das Beten nix hilft, dann hilft auch das Käßmann-Beten nix.

Käßmann wurde für ihren Gebetskampf rasch gerügt.
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU) meinte laut Bild-Zeitung: "Ein Gebet für die Taliban ist nötig und sinnvoll. Allerdings ersetzt das Gebet nicht die praktische Politik". Der Fernsehmoderator Peter Hahne bestätigte Maiziere und verschärfte: "Damit widerspricht er all jenen, die sich - wie Margot Käßmann - auf dem Kirchentag mit weltfremd-naiver Friedenslyrik anbiedern, als ob entschiedenes Beten und entschlossenes Handeln ein Gegensatz seien."
Und er kommt uns noch schlimmer: die Tradition der Bundeswehr beruhe auf der Erfahrung der christlichen Widerstandskämpfer gegen den Terror NS-Zeit, die christlichen Widerstandskämpfer "haben für Adolf Hitler gebetet, dennoch hat Graf Stauffenberg am 20. Juli 1944 die Bombe gezündet, die den Diktator töten sollte." Was sie bekanntlich - trotz aller Gebete - nicht getan hat. Dass die Tradition der deutschen Bundeswehr auf der Erfahrung christlicher Widerstandskämpfer beruhe, ist auch eine bislang unbekannte Neuentdeckung.

Aber so einfach ist das nicht! Dass die christlichen Kirchen für NS-Deutschland und Adolf Hitler gebetet haben, ist eine historische Tatsache, im Konkordat war diese Beterei sogar mit dem Vatikan 1933 vertraglich vereinbart worden. Für Hitler zu beten, heißt außerdem eindeutig: für Hitler und seine Ideologie, für den NS-Staat die Unterstützung des christlichen Gottes zu erbitten. Zu beten, dass Hitler mit dem NS-System aufhöre, müsste schließlich heißen, gegen Hitler zu beten.

Was auch zur Ansicht von Frau Käßmann passt, ein Gebet für die Taliban sei eine wesentlich bessere Idee als die Bombardierung von Tanklastwagen: ein Gebet für die Taliban müsste ein Gebet für Talibanerfolge sein, die Frau Käßmann müsste für dasselbe beten, wofür auch die Taliban beten. Sie meinte offenbar Gebete gegen die Taliban, Gebete dafür, dass der Talibanismus aufgegeben würde. Hilft klarerweise auch nix. Im Zweiten Weltkrieg hat weder das offizielle christliche Beten für Führer, Volk und Vaterland das tausendjährige Dritte Reich gesichert, noch haben Gebete gegen die Hitlerei das Ende des NS-Staates verursacht. Dafür waren die Alliierten die Ursache und die haben Waffen benutzt.


Feldmarschall Keitel unterzeichnet die Kapitulationsurkunde
nicht weil soviel gebetet wurde, sondern weil der Krieg verloren ging


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