Gut 150 Organisationen, darunter auch basiskirchliche Gruppen, hatten
zur Demonstration anlässlich des Besuchs von Papst Benedikt XVI. in der spanischen
Hauptstadt aufgerufen.
Bevor der Papst am 18.8.2011 in Madrid zum Weltjugendtag
eintraf, folgten mehr als 20.000 Menschen am Mittwochabend ihrem Aufruf. "Keinen
Cent meiner Steuern für den Papst - für einen laizistischen Staat", lautete
das Motto. Vor allem richtete man sich dagegen, dass in einem konfessionslosen
Land der katholische Weltjugendtag mit Millionen subventioniert wird. Geschätzt
wird, dass die Hälfte der Kosten von mindestens 50 Millionen der Steuerzahler
trägt, obwohl in der Krise überall gekürzt wird.
Die Stimmung war
aufgeheizt. Immer wieder kam es im Verlauf der kurzen Route zu verbalen
Gefechten mit Pilgern, die sich der Demonstration in den Weg stellten. Dass
der Papst bei der Ankunft in Madrid ein "respektvolles Zusammenleben"
gepredigt hat, war es bei seinen Anhängern eher zu vermissen. So hatte der Sprecher
der spanischen Bischofskonferenz, Juan Antonio Martinez Camino, die Demonstranten
schon vor Tagen als "Parasiten" bezeichnet.
So war es sicher
kein Zufall, dass der Kundgebungsplatz "Puerta del Sol" zunächst von
Papst-Anhängern besetzt war. Denn der "Sol" hat eine besondere Bedeutung.
Er ist das Wahrzeichen der Demokratiebewegung und der "Indignados"
(Empörte) in Spanien. Hier hatte sich ihr erstes Protestcamp gebildet und ihn
wochenlang friedlich besetzt. Zum Sol zogen
Ende Juli Marschkolonnen aus ganz Spanien und von hier ist der Marsch auf Brüssel
gestartet, der am Mittwoch Frankreich erreichte.
Die Polizei trennte
zunächst die beiden Gruppen, die sich gegenseitig verbal beharkten. "Weniger
Religion, mehr Bildung", riefen Demonstranten den Pilgern zu. Die ließen
dafür "ihren Benedikt" hochleben. Nachdem die Demonstration den Kundgebungsplatz
eingenommen hatte, gab gegen 23 Uhr ein Polizeiführer den Befehl zur Räumung.
"Genug dem schwulen Treiben, Knüppel raus", zitiert
die große Tageszeitung El Pais den Befehl. Spezialeinheiten hatten derweil die
Zugänge abgeriegelt. Dann hagelte es Prügel.
Acht Demonstranten wurden festgenommen, die angeblich als Reaktion auf die Räumung
auch Flaschen geworfen haben sollen. Die Prügel gingen auch auf Journalisten
nieder. Einer der Verletzten ist ein Fotograf aus Peru.
Die
konservative Madrider Regierung hatte ohnehin versucht, die Demonstration verbieten
zu lassen. Ana Botella, Frau von Ex-Ministerpräsident Jose Maria Aznar,
sprach von einer "Provokation". Die PP-Politikerin, in Madrid für
Umwelt und Mobilität verantwortlich, meinte, man dürfe "niemals" gegen
etwas demonstrieren, "was schon organisiert ist". Die Gattin von Aznar,
der sich in der Franco-Diktatur als Falangist offen gegen den Übergang zur Demokratie
aussprach, zeigt, welche Probleme die PP mit demokratischen Grundrechten hat.
Ohnehin hat sich die PP nie vom klerikal-faschistischen Franco-Regime distanziert.
Es
erstaunt eher, dass auch die sozialistische spanische Regierung die Polizei
verteidigt. Der Regierungssprecher Ramón Jáuregui hat unkonkret erklärt, die
Polizei habe "korrekt" gehandelt, um "Probleme" auf dem
Platz zu lösen. Die Regierung fällt durch Anbiederung an den Vatikan auf, obwohl
der sieben Jahre einen regelrechten Feldzug gegen sie geführt hat. Anlässe waren
die Einführung
der Homo-Ehe, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch
und die schwachen Versuche, die faschistische Vergangenheit aufzuarbeiten, in
welche die katholische Kirche tief verstrickt
war.
Erstaunlich ist auch, dass versucht wird, den geplanten Anschlag
eines Ultrakatholiken auf die Demonstration tief zu hängen. Nach bisherigen
Erkenntnissen habe Jose Alvano Perez Bautista dafür versucht, Giftgas herzustellen.
Der Austauschstudent aus Mexiko, der in Madrid Chemie studiert, war auch als
freiwilliger Helfer beim Weltjugendtag tätig und festgenommen worden. Er hatte
in ultrakatholischen Internet-Foren mit Angriffen gedroht und Mitstreiter gesucht.
Er habe Zugang zu Chemikalien und Kenntnissen gehabt und bei ihm seien entsprechende
Aufzeichnungen gefunden worden.
Siehe auch:
Anschlag in Madrid auf Papst-Gegner
geplant
Polizei prügelt
Papstgegnert