Aus Anlass des Ungehorsamsaufruf der Pfarrerinitiative wurden vom 20.
bis 28. August 1.265 Österreicher zu ihrer Meinung befragt. Die Initiative
hatte große Wellen geschlagen, trotzdem hatten rund 17 Prozent der Befragten
davon noch nichts wahrgenommen. Fast 72 Prozent stimmten den Forderungen der
Initiative zu (das wären fast 87 % der Leute, die davon gehört hatten). 14 Prozent
stellten sich mit dem Argument, Priester müssten gehorsam sein, gegen den Ungehorsams-Aufruf.
Nur rund zehn Prozent meinten, dass Frauen in der katholischen Kirche eine angemessene
Rolle spielten, 74 % glauben tatsächlich, ein starker Druck von der Kirchenbasis
könnte Kardinal Schönborn dazu bringen, Reformzugeständnisse vor Rom als unumgänglich
zu rechtfertigen.
Eine gute Nachricht dürften die konservativen Katholiken
in der Umfrage entdeckt haben: rund 70 % der Befragten sehen in der katholischen
Kirche eine "wichtige moralische Instanz". Wobei allerdings in den
Medienberichten nicht näher erläutert wird, wie die Frage dazu formuliert war.
Bei einer Umfrage in Deutschland hatte man vor einiger Zeit nach "christlichen
Werten" gefragt und ebenfalls hohe Zustimmung erhalten. Dabei waren als
solche Werte u.a. "Nächstenliebe" und "Barmherzigkeit" angeführt
worden. Woraus sich die hohe Zustimmung erklärte: wer wird sich schließlich
für "Nächstenhass" und "Unbarmherzigkeit" einsetzen.
Wie
es wirklich um das Vertrauen zur katholischen Kirche bestellt ist, zeigten die
Antworten auf konkretere Fragen bei einer Umfrage, die vom 22. bis 25.8. stattfand:
So antworteten auf die Frage "hat die katholische Kirche für die Menschen
in unserer Zeit die richtigen Antworten?" zwei Prozent voll mit "ja",
elf Prozent mit teilweise ja, 32 % mit eher nein und 51 % mit "nein",
also 83:13 gegen die katholische Kirche als Instanz für Lebensfragen.
Wie es bei den tatsächlich religiös aktiven Leuten ausschaut, war dieser Umfrage
auch zu entnehmen: fast 70 % vertrauen Schönborn, rund die Hälfte vertraut auch
Schüller. Die wirkliche "Kirchenbasis" ist somit nicht unbedingt für
Reformen!
Für uns Atheisten sind die Detailfragen, ob also der
Zölibat abgeschafft werden, ob es Priesterinnen geben soll, egal, ebenso ob
wiederverheiratete Geschiedene oder Ausgetretene die Kommunion verspeisen dürfen.
Wer katholischer Priester ist, ist eh selber schuld daran, ebenso, wer zur Kommunion
geht und dass Ausgetretene nicht mitnaschen dürfen am "Leib des HErrn",
ist doch wirklich völlig wurscht.
Aber
die ganze Sache macht der Kirchenhierarchie schwer zu schaffen. Am 29.8.2011
war der Grazer Bischof Kapellari im Fernsehen zu sehen (ZiB2), er war ganz offensichtlich
mit seinen Nerven am Ende. Schönborn hat sich als Kirchenchef augenscheinlich
gar nicht hingetraut.