Richard Dawkins: Papst-Protest

Als im September 2010 Papst Ratzinger Großbritannien heimsuchte,
hielt Richard Dawkins beim "Protest the Pope"-Marsch die folgende Rede:


Der Inhalt dieser Ansprache hat auch im September 2011 ihren Wert
(Transkription und Übersetzung: Roland Pardon)

Richard Dawkins:

Zuerst war ich, wie alle anderen, aufgebracht über die Begrüßungsrede des Papstes als er in Edinburgh landete, und in der er wegen Hitler und den anderen im 20. Jahrhundert die Atheisten beschuldigte. Aber dann habe ich mich darüber gefreut, weil mir das zu zeigen schien, dass wir sie so erschüttert haben, dass er gezwungen war, zu dieser entwürdigenden Ausflucht zu greifen, dass er uns angriff, um von den wirklichen Verbrechen der Katholischen Kirche abzulenken. Ich kann mir die Diskussionen auf den Fluren des Vatikans vorstellen: Wie sollen wir sie ablenken von dem Jungs-Penetrieren? Und die Antwort kam: Warum greifen wir nicht die Säkularisten an, warum greifen wir nicht die Atheisten an? Warum schieben wir ihnen nicht den Hitlerismus in die Schuhe? Adolf Hitler war ein römischer Katholik. Er war getauft und hat sich von seiner Taufe nie distanziert. - Die Zahl von 5 Millionen britischen Katholiken ist vermutlich aus den Taufregistern abgeleitet. Ich glaube davon kein Wort, ich glaube nicht, dass es 5 bis 6 Millionen britische Katholiken gibt. Es mag 5 bis 6 Millionen geben, die getauft wurden. Aber wenn die Kirche sie als Katholiken vereinnahmen will, dann haben sie auch Hitler als Katholiken zu vereinnahmen. Zumindest glaubte Hitler an die Vorsehung - er sprach oft von ihr.

Und es war vermutlich die gleiche Vorsehung, auf die sich der Kardinal Erzbischof von München 1939 berief, als Hitler einem Anschlag entkam und der Kardinal ein spezielles Te Deum in der Frauenkirche anordnete, um der göttlichen Vorsehung zu danken im Namen der Erzdiözese für die glückliche Rettung des Führers. Ich werde eine Rede verlesen, gehalten 1922 in München, dem Herzen des katholischen Bayern, und Sie mögen raten, wessen Rede es ist:
"Mein Gefühl als Christ verweist mich auf den Herrn und Heiland als einen Kämpfer. Es verweist mich auf den Mann, der einmal in Einsamkeit, nur umgeben von ein paar Gefolgsleuten, die Juden als das erkannte, was sie sind, und Männer zusammenrief zum Kampf gegen sie, und der, wahrhaftiger Gott, nicht der größte war als Dulder, sondern als Streiter. In grenzenloser Liebe als Christ und als Mensch erinnere ich mich an die Stelle, wie sich der Herr in seiner Macht erhob, um die Peitsche zur ergreifen und aus dem Tempel das Vipern- und Natterngezücht zu vertreiben. Wie ungeheuer war sein Kampf gegen das jüdische Gift. Heute, nach zweitausend Jahren, erkenne ich mit dem tiefsten Gefühl und gründlicher als je die Tatsache, dass er deshalb sein Blut am Kreuz vergossen hat." (Rückübersetzt, Original liegt dem Übersetzer nicht vor).

Das war eine der zahlreichen Reden Adolf Hitlers, Passagen aus "Mein Kampf", in denen Adolf Hitler sein eigenes römisch-katholisches Christentum beschwor. Kein Wunder, dass er warme Unterstützung bekam von der katholischen Hierarchie in Deutschland.

Selbst wenn Hitler ein Atheist gewesen wäre, und Stalin war es sicher eher noch, wie kann es Ratzinger wagen zu suggerieren, dass der Atheismus irgendetwas mit ihren schrecklichen Taten zu tun hatte? In irgendeiner Art mehr zu tun hätte als Hitlers und Stalins Nicht-Glaube an Kobolde und Einhörner? Irgendwie mehr als ihr Tragen eines Schnurrbarts, wie Franco und Saddam Hussein? Es gibt keinen logischen Weg vom Atheismus zur Niederträchtigkeit, es sei denn Sie sind erfüllt von der widerlichen Öbszönität im Herzen der katholischen Theologie, ich beziehe mich auf die Lehre von der Erbsünde. Diese Leute glauben, und sie lehren das auch immer schon ganz kleine Kinder, wenn sie sie die entsetzlichen Gewalten der Hölle lehren, dass jedes Baby in Sünde geboren ist. Das wäre, nebenbei gesagt, Adams Sünde, der Adam von dem sie jetzt zugeben, dass er nie wirklich gelebt hat. Erbsünde bedeutet: Vom Augenblick unserer Geburt an sind wir niederträchtig, korrupt, verdammt, sofern wir nicht an ihren Gott glauben. Oder sofern wir nicht hereinfallen auf das Zuckerbrot des Himmels oder die Peitsche der Hölle. Das, meine Damen und Herren, ist ein abstoßende Theorie, die sie dazu bringt zu glauben, dass es Gottlosigkeit war, die Hitler und Stalin zu den Monstern gemacht hat, die sie waren. Wir sind alle Monster, wenn wir nicht von Jesus erlöst sind. Was für eine ekelerregende, verkommene, unmenschliche Theorie, um darauf sein Leben zu gründen.

Joseph Ratzinger ist ein Feind der Humanität. Er ist ein Feind der Kinder, deren Körper er der Vergewaltigung überließ, und deren Geist er mit Schuldgefühlen zu infizieren ermutigt. Es ist beschämend klar, dass sich die Kirche weniger darum kümmert, deren Körper vor Vergewaltigern zu schützen, als die Seelen der Priester vor der Hölle zu bewahren - und am meisten befassen sie sich mit der dauerhaften Bewahrung des Rufes der Kirche. Er ist ein Feind der Homosexuellen, denen er dieselbe Art von Bigotterie erweist, die die Kirche bis 1962 für die Juden übrig hatte.

Er ist ein Feind der Frauen, die er von der Priesterschaft ausschließt, als ob ein Penis ein wesentliches Ausstattungsstück für die Erfüllung pastoraler Pflichten wäre. Er ist ein Feind der Wahrheit, indem er offenkundige Lügen verbreitet über Kondome, die angeblich nicht gegen AIDS schützen, besonders in Afrika.

Er ist ein Feind der Ärmsten auf diesem Planeten, indem er sie verdammt zu übergroßen Familien, die sie nicht ernähren können, und indem er sie so in der Fessel ewiger Armut hält. Einer Armut, die ziemlich schlecht passt zu dem obszönen Reichtum des Vatikan. Er ist ein Feind der Wissenschaft, indem er lebenswichtige Stammzellenforschung behindert, nicht aus wahrer Moralität, sondern aus vor-wissenschaftlichem Aberglauben.

Ratzinger ist sogar ein Feind der Kirche der Königin, indem er die anglikanische Orden arrogant abkanzelt als 'absolut nichtig und völlig ungültig', während er zur gleichen Zeit schamlos versucht, anglikanische Vikare abzuwerben, um seine eigene jämmerlich schwindende Priesterschaft aufzufüllen.

Zuletzt, das ist das vielleicht persönlichste meiner Anliegen, Ratzinger ist ein Feind der Bildung. Ganz abgesehen von dem lebenslangen psychologischen Schaden, den Schuld und Furcht verursachen, für den die katholische Erziehung weltweit berüchtigt ist, fördert er und und seine Kirche die pädagogisch verderbliche Lehre, dass Evidenz eine weniger verlässliche Basis für Ansichten sei, als Glaube, Tradition, Offenbarung und Autorität - Seine Autorität!