Würde die Republik einem "Zentrum für interreligiösen Dialog" zustimmen,
wenn der Vorschlag und die Finanzierung vom Opus Dei kämen? Oder einem "Kim
Jong Il Demokratiezentrum" nach einer Initiative von Nord-Korea? Klingt
ziemlich absurd, oder? Aber ein von Saudi Arabien initiiertes und finanziertes
"König Abdullah Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog"
in Wien scheint für die Bundesregierung kein Problem zu sein. In Saudi Arabien
steht auf den "Abfall vom Islam" die Todesstrafe. Die ArbeitsmigrantInnen
nicht-saudischer Staatsangehörigkeit sind, laut Jahresberichten von amnesty
international, Freiwild und rechtlos. So viel zu "Religionsfreiheit"
und "interkulturellem Dialog" in diesem Land.
Die zaghaften
Reformversuche des Königs Abdullah sind natürlich zu begrüßen. Aber die österreichische
Bundesregierung stellt einem solchen Regime und solchen Verhältnissen einen
Persilschein aus, wenn Gelder fürs Zentrum in zweistelliger Millionenhöhe von
Saudi Arabien fließen und unser Außenministerium auch noch glücklich ist, "dass
uns das bis 2013 kein Cent kostet". Es ist katastrophal, dass man mit der
Errichtung dieses Zentrums ausgerechnet Saudi Arabien als Sprachrohr und Vertreter
von weltweit 1,5 Milliarden (!) Muslimen etabliert. Ein Land, in dem mit dem
Wahabismus die rigideste und fundamentalistischste Auslegung des Islam im wahrsten
Sinn des Wortes herrscht.
Dialog ist gut und richtig und man sollte auch
mit Saudi Arabien reden. Aber ausgerechnet dieses Land zum glorreichen Dialogführer
zu erklären, der die Religionen und Kulturen zusammenbringt, ist an Naivität
und Verantwortungslosigkeit nicht zu überbieten. Als letztes zum Vorwurf des
Populismus: Sollte der Falter in solchen Fragen seit Jahren von umsetzungsreifen
Plänen wissen, bitten wir ihn in Zukunft, auch die Öffentlichkeit zu informieren.
Bekanntlich ist Transparenz - vor allem der Opposition gegenüber - für die Bundesregierung
sehr oft ein Fremdwort.