Papst: Kirche bei Missbrauch vorbildlich

Am 25.11.2011 sprach bei einem ad limina-Besuch amerikanischer Bischöfe Papst Ratzinger u.a. auch voller Stolz über den katholischen Kindermissbrauch, wie religion.ORF.at am 28.11. meldete: "Das Vorgehen der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch kann laut Papst Benedikt XVI. ein Vorbild für die gesamte Gesellschaft sein. "Es ist meine Hoffnung, dass die ernsthaften Anstrengungen der Kirche, sich dieser Wirklichkeit zu stellen, der Gesellschaft insgesamt hilft, Fälle sexuellen Missbrauchs in ihrem wahren Ausmaß und ihren verheerenden Folgen zu erkennen"(..). Benedikt XVI. forderte zugleich, dass jene Standards, die für die Kirche gälten, auch für andere Institutionen verpflichtend sein müssten. Pädophilie sei ein Unheil, das jede gesellschaftliche Ebene treffe."

Irgendwie ist das in der katholischen Kirche schon zur Manie geworden. Die Sünden der Vergangenheit werden zu katholischen Triumphen der Gegenwart weiterentwickelt.

Menschenrechte!
Das war bis zum Ende des klerikalfaschistischen Zeitalters eine säkulare Anmaßung, die nicht heftigst genug zurückgewiesen werden konnte. Denn schließlich ging alles Recht von Gott aus, Menschenrechte waren unerwünscht, weil es war Gottesrecht, nach dem sich die menschlichen Sünder zu richten hatten. Heute sind laut katholischer Verkündigung Menschenrechte christliche Produkte und kein Ergebnis des Kampfes der Aufklärung gegen die christkatholische Unterdrückung.

Gleiches passiert nun in Sachen Kindesmissbrauch. Solange es nur irgendwie möglich war, wurde vertuscht. Klerikaler Kindesmissbrauch fiel unter das päpstliche Geheimnis, selbst den Opfern wurden Schweigegelöbnisse abgepresst, eine Anzeigepflicht gegen aufgeflogene Täter wurde strikt zurückgewiesen. Das gilt noch immer, wie man in der diesbezüglichen aktuellen Anordnung von 2010 nachlesen kann.

Als exemplarisches Beispiel wieder einmal dieses Bild: Papst Wojtyla segnet 2004 einen der langjährigsten und heimtückischsten Kinderschänder, Pater Maciel, Gründer der "Kongregation der Legionäre Christi", in dieser Organisation standen ihm Massen von Opfern zur Verfügung, der Vatikan wusste bereits seit den 1980er-Jahren von den bis in die 1950er-Jahre zurückreichenden Verbrechen und ließ ihn trotzdem weiter gewähren. Zum Schutze des Kinderschänders verbot es ein Sondergelübde der Nächstenliebe seinen Opfern, über interne Vorgänge im Orden zu sprechen. Erst als Papst Wojtyla tot war und wegen der anhaltenden Vorwürfe eine weitere Vertuschung nicht mehr möglich, wurde Maciel in ein Kloster verbannt, wo er nach einer der erfolgreichsten Kinderschänderkarrieren der Kirchengeschichte 2008 juristisch unbehelligt starb. Im Jahre 2005 erschien sogar noch das Buch von Maciel, "Christus ist mein Leben", es wird (Überraschung!) inzwischen vom Verlag nicht mehr angeboten.

In den USA hatte die katholische Kirche das ungeheure Pech, dass das dortige Schadenersatzrecht den Opfern sehr beträchtliche Zahlungen zukommen ließ, mehrere Diözesen wurden zahlungsunfähig. Als nun 2010 auch in Europa das Vertuschungssystem zusammenbrach, versuchte man sich zumindest finanziell zu retten, in Irland ließ man z.B. den irischen Staat den Großteil der Schadenszahlungen tragen, in Österreich wickelt (oder besser: wiegelt) eine katholische Kommission den Schadenersatz ab. Vorbildlich, was da im Vergleich zu den USA eingespart werden kann!

Und jetzt belehrt Papst Ratzinger die Welt: sie soll sich nach dem katholischen Standard richten. Also vertuschen und lügen, solange es irgendwie geht und wenn's nimmer geht, Betroffenheit heucheln? Das ist kostengünstig, weil Betroffenheit kostet nichts.

Zum Abschluss was Biblisches:
Mt 23,25-27 - Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr haltet Becher und Schüsseln außen sauber, innen aber sind sie voll von dem, was ihr in eurer Maßlosigkeit zusammengeraubt habt. Du blinder Pharisäer! Mach den Becher zuerst innen sauber, dann ist er auch außen rein. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie die Gräber, die außen weiß angestrichen sind und schön aussehen; innen aber sind sie voll Knochen, Schmutz und Verwesung.