Wie war das Jahr 2011?

2010 war der Rückblick leichter. Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche war das Jahresthema und der Unmut über diesen Skandal war die gute Botschaft: Ein neuer Austrittsrekord stand bevor. Wie es für heuer ausschaut, werden wir im Jänner 2012 erfahren. Nach dem ersten Halbjahr gab es Hinweise, dass die Austritte auf gutem Niveau geblieben seien.

Zum Jahresanfang 2011 schienen sich positive Entwicklungen anzubahnen

In mehreren autoritär regierten arabischen Staaten regte sich der Volkszorn, in einigen Ländern erfolgreich. Junge, gebildete, urbane, säkulare Menschen hatten mit Internet-Hilfe Protestaktionen organisiert und damit überlebte, morsche Regime zum Einsturz gebracht, im Falle Ghaddafi allerdings mit militärischer Hilfe der NATO.


Aber die weitere Entwicklung gab keinen Grund zur Freude. Der Islam erhob überall sein Haupt, denn die gestürzten autoritären Regime waren säkular gewesen, nicht weil die Despoten säkular waren, sondern weil die Despoten keine wirkliche Macht neben sich duldeten, auch keine religiöse. In der Folge zeigte sich dann leider der Umstand, dass die islamische Weltanschauung keine Religion in dem Sinne ist, wie sie Europäer sehen. In unseren Breiten ist Religion etwas, das bei Bedarf ausgeübt wird, wo Leute alleine oder gemeinsam zu ihren jeweiligen Göttern beten, Glaubensvorschriften in ihrem Leben mehr oder weniger (mit Betonung auf weniger) einhalten und außer einiger Fundi-Spinner niemand seine Mitmenschen mit seinen religiösen Ansichten allzu sehr belästigt.

Im Islambereich ist das gänzlich anders. Denn der Prophet Mohammed hat die ultimative göttliche Lehre verkündet, was im Koran steht, ist unabänderliches göttliches Wort, es ist kein Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet. Punktum. Die Folge: der Großteil der im Islamumfeld lebenden Menschen kennt nichts anderes, Allah il Allah! Und das spiegelt sich auch in den demokratischen Wahlen wieder.

Die religiösen Parteien kassierten die Stimmen der Volksmassen, die relativ kleinen Gruppen von aktiven, der säkularen Welt zugewandten Aufständischen blieben bei den Wahlen bisher bedeutungslos. In Ägypten ist z.B. der Zwischenstand nach zwei von drei Wahlrunden zurzeit so: die Muslimbrüder haben 152 Sitze, die extremistischen Salafisten 78, die Nationalliberalen kamen auf 25, der mäßig linksgerichtete säkulare "Ägyptische Block" liegt bei 24 Mandaten, die deklariert Säkularen kamen - wie die gemäßigten Muslime - auf 7 Mandate, auf sonstige Gruppierungen entfielen zusammen 29. Somit haben die beiden großen Islamparteien zusammen 230 Sitze, alle anderen zusammen 92, die Islamparteien haben zurzeit die Zweidrittelmehrheit.

In der katholischen Kirche zeigte sich 2011 eine interessante Entwicklung

Die "Pfarrerinitiative" mit ihrem Aufruf zum Ungehorsam brachte Schönborn zum Schwitzen. Aber verändert hat sich natürlich nichts, weil Papst Ratzinger ist viel eher bemüht, die vorsichtigen Schritte in die heutige Welt, die mit den Reformen des 2. Vatikanums (1962-1965) gemacht worden waren, wieder wegzureformieren als sie auszubauen. Aber von Veränderungen redete sogar Ratzinger.

Sowohl vom Papst als auch vom österreichischen Kirchenchef Schönborn wurde mehrmals auf "Reform"absichten hingewiesen, Ratzinger sprach während seines Deutschlandbesuches sogar von einer "Entweltlichung" und vom Privilegienabbau, was aber von seinen Kumpanen vororts rasch relativiert und weginterpretiert wurde. Schönborn als treuer Ratzingerfreund hing sich mehrfach mit seinem Plan aus dem Fenster, die wirklich eifrigen Gläubigen als Missionare zu organisieren und die katholische Kirche weniger nach der bisherigen Organisation über die Pfarren, sondern in aktive Kleingruppen zu gliedern. Für 2012 ist europaweit ein Probelauf der katholischen Neuevangelisierung geplant, unter anderem sollen auch in Wien entsprechende Aktionen ablaufen. Die Jüngerschulungen für diese Verkündigungen sind im Oktober angelaufen.
Hier ein Auszug aus diesem Jüngerschulungsplan und ein kurzer Tonmitschnitt vom Anfang des ersten Vortrages von Schönborn vor seinen Jüngern.



(zum Abspielen der mp3 wird Quick-Time-Plug-In oder Ähnliches benötigt)

Für 2012 ist also an "großen" religiösen Ereignissen einerseits zu befürchten, dass der Islamismus weitere Siege und Triumphe heimfahren könnte (wozu in unseren Breiten sicherlich wieder verständnisvolles Wohlwollen der Philoislamisten aufbranden wird), andererseits bestehen berechtigte Hoffnungen, dass sich die r.k. Kirche weiterhin öffentlich lächerlich macht. Nicht nur durch den Pfarrer von Kopfing, den Pfarrer von Windischgarsten oder den Weihbischof Laun und ähnliche tiefkatholische Gestalten, sondern überhaupt und von obenher. Die europäische "Neuevangelisierung" wird sicherlich 2012 ein auf dieser Site öfters behandeltes unterhaltsames Thema werden.

Achja, der 2011 in den USA angekündigte Weltuntergang am 21. 5. bzw. am 21. 10. ist ausfallen. Aber für 2012 ist eh schon der nächste Weltuntergang in Planung: am 21. Dezember. Man kann damit rechnen, dass sich diesbezüglich einschlägige Idioten eifrig zu Wort melden werden und es auch eine gewisse Menge an Trotteln geben wird, die daran glauben werden.

Ich wünsche allen Besucherinnen und Besuchern meiner Site einen schönen Rutsch ins Neue Jahr und alles Gute für 2012! Nutzt zwar nix, aber wünschen wird man's ja dürfen.