Ein fundamentaler Christ & Sesselkleber

Über den deutschen Bundespräsidenten Wulff hieß es im Juni 2010 auf der Site EsoWatch u.a.:

Christian Wulff - wer schützt uns vor einem evangelikalen Bundespräsidenten?

Christian Wulff gehört zum Kuratorium von "Pro Christ", einer evangelikalen Missionierungsbewegung. Somit darf man eigentlich vermuten, dass er das Amt des Bundespräsidenten zur bibeltreuen Mission nutzen könnte.
Es liegt zumindest auf der Hand, dass Evangelikale in Deutschland auf dem Vormarsch sind und es von ihnen schon lange als Anliegen und Ziel betrachtet wird in den politischen Reihen ganz oben mitzumischen.  Kräftige Unterstützung, auch finanziell, erhalten sie dazu von bibeltreuen Organisationen der USA.
Wulff ist weiß Gott nicht der einzige Politiker, der einen Hang zum bibeltreuen Glauben hat. Wie groß der Lobbyismus in den Parteireihen bereits geworden ist, kann man schlecht sagen, denn es darf davon ausgegangen werden, dass nicht jeder Politiker damit hausieren geht.
Wulff als offizieller Unterstützer von "Pro Christ", sollte aber auf keinen Fall unterschätzt werden.  Wer Ulrich Parzanys (Hauptprediger von "Pro Christ") Reden kennt, der sieht sich mit allem konfrontiert, was fundamentalistischen christlichen Glauben ausmacht. Kreationismus, Schwulenhetze und strikte Ablehnung von Abtreibungen gehören zu seinen Lieblingsthemen.

Nun ist Wulff aus anderen Gründen in die öffentliche Kritik geraten.

Am 13. Dezember 2011 wurde von der Bildzeitung veröffentlicht, dass das Ehepaar Wulff am 25. Oktober 2008 von der befreundeten Unternehmergattin Edith Geerkens einen Privatkredit über eine halbe Million Euro zu einem jährlichen Zinssatz von vier Prozent in Form eines durch Egon Geerkens ausgestellten und durch das Girokonto seiner Frau gedeckten anonymen Bundesbankschecks entgegengenommen hatte. Zweck war die Finanzierung seines Privathauses. Am 21. März 2010 unterzeichnete er bei der BW-Bank ein Geldmarktdarlehen zu einem Zinssatz zwischen 0,9 und 2,1 Prozent, mit dem er den von Geerkens erteilten Privatkredit ablöste.
Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ging eine Zeitlang dem Verdacht wegen Untreue gegen die BW-Bank im Zusammenhang mit dieser Kreditvergabe nach. Experten vom Institut für Finanzdienstleistungen errechneten für das Darlehen von der BW Bank über die gesamte Laufzeit von 14 Jahren einen Vorteil in Höhe von 154.266,67 Euro gegenüber üblichen Konditionen.
Die Frankfurter Allgemeine berichtete am 1. Januar 2012, dass Wulff am 12. Dezember 2011 - einen Tag vor Bekanntwerden der Kreditaffäre - versucht hatte, bei Kai Diekmann, dem Chefredakteur des Boulevardblatts Bild, und bei Mathias Döpfner, dem Vorstandsvorsitzenden des Axel Springer Verlages, telefonisch und unter Androhung von Strafanzeigen die Berichterstattung zu verhindern.


Jetzt tut dem Herrn Bundespräsidenten alles sehr leid, er zerknirschte und entschuldigte sich im TV, aber zurücktreten will er nicht. Schließlich ist er ein fundamentaler Christ.

PS: Ein Sitebesucher nahm Herrn Wulff und seine Religion in Schutz und verkündete: wir sollten nicht so hart mit Wulffi umgehen, er hatte nur das Wohl der BW-Bank im Auge. So ein niedriger Zinssatz bewahrt die Bank vor Sünde -denn: du sollst nicht Wucher treiben.

Nachbemerkung:
am 17.2.2012 verließ - wegen weiterer Ermittlungen und eines Antrages auf Immunitätsauflösung - der Sesselklebstoff den Aussitzboden Wulffs, siehe Info Nr. 754.