Christian Wulff gehört zum Kuratorium von "Pro Christ", einer evangelikalen
Missionierungsbewegung. Somit darf man eigentlich vermuten, dass er das Amt
des Bundespräsidenten zur bibeltreuen Mission nutzen könnte.
Es liegt zumindest
auf der Hand, dass Evangelikale in Deutschland auf dem Vormarsch sind und es
von ihnen schon lange als Anliegen und Ziel betrachtet wird in den politischen
Reihen ganz oben mitzumischen. Kräftige Unterstützung, auch finanziell,
erhalten sie dazu von bibeltreuen Organisationen der USA.
Wulff ist weiß
Gott nicht der einzige Politiker, der einen Hang zum bibeltreuen Glauben hat.
Wie groß der Lobbyismus in den Parteireihen bereits geworden ist, kann man schlecht
sagen, denn es darf davon ausgegangen werden, dass nicht jeder Politiker damit
hausieren geht.
Wulff als offizieller Unterstützer von "Pro Christ",
sollte aber auf keinen Fall unterschätzt werden. Wer Ulrich Parzanys (Hauptprediger
von "Pro Christ") Reden kennt, der sieht sich mit allem konfrontiert,
was fundamentalistischen christlichen Glauben ausmacht. Kreationismus, Schwulenhetze
und strikte Ablehnung von Abtreibungen gehören zu seinen Lieblingsthemen.
Am 13. Dezember 2011 wurde von der Bildzeitung veröffentlicht, dass das Ehepaar
Wulff am 25. Oktober 2008 von der befreundeten Unternehmergattin Edith Geerkens
einen Privatkredit über eine halbe Million Euro zu einem jährlichen Zinssatz
von vier Prozent in Form eines durch Egon Geerkens ausgestellten und durch das
Girokonto seiner Frau gedeckten anonymen Bundesbankschecks entgegengenommen
hatte. Zweck war die Finanzierung seines Privathauses. Am 21. März 2010 unterzeichnete
er bei der BW-Bank ein Geldmarktdarlehen zu einem Zinssatz zwischen
0,9 und 2,1 Prozent, mit dem er den von Geerkens erteilten Privatkredit ablöste.
Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ging eine
Zeitlang dem Verdacht wegen Untreue
gegen die BW-Bank im Zusammenhang mit dieser Kreditvergabe nach. Experten vom
Institut für Finanzdienstleistungen errechneten für das Darlehen von der BW
Bank über die gesamte Laufzeit von 14 Jahren einen Vorteil in Höhe von 154.266,67
Euro gegenüber üblichen Konditionen.
Die Frankfurter Allgemeine berichtete am
1. Januar 2012, dass Wulff am 12. Dezember 2011 - einen Tag vor Bekanntwerden
der Kreditaffäre - versucht hatte, bei Kai Diekmann, dem Chefredakteur des Boulevardblatts
Bild, und bei Mathias Döpfner, dem Vorstandsvorsitzenden des Axel Springer Verlages,
telefonisch und unter Androhung von Strafanzeigen die Berichterstattung zu verhindern.
Jetzt
tut dem Herrn Bundespräsidenten alles sehr leid, er zerknirschte und entschuldigte
sich im TV, aber zurücktreten will er nicht. Schließlich ist er ein fundamentaler
Christ.
PS: Ein Sitebesucher nahm Herrn Wulff und seine Religion in Schutz
und verkündete: wir sollten nicht so hart mit Wulffi umgehen, er hatte nur
das Wohl der BW-Bank im Auge. So ein niedriger Zinssatz
bewahrt die Bank vor Sünde -denn: du sollst nicht Wucher
treiben.
Nachbemerkung: am 17.2.2012 verließ - wegen weiterer Ermittlungen
und eines Antrages auf Immunitätsauflösung - der Sesselklebstoff den Aussitzboden
Wulffs, siehe Info Nr. 754.