Wie geht es mit den Piusbrüdern weiter?

Aus Wikipedia: Die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist eine Priestervereinigung katholischer Traditionalisten. Sie wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet, um an Riten und Lehren der römisch-katholischen Kirche festzuhalten, die das Zweite Vatikanische Konzil aus seiner Sicht aufgegeben hatte. Sie lehnt Konzilsbeschlüsse wie die Öffnung zur Ökumene, Religionsfreiheit, Kollegialität der Bischöfe, Anerkennung des Judentums als Heilsweg, sowie die auf Anordnung des Konzils durchgeführte Liturgiereform als "modernistisch" ab und strebt eine "Erneuerung des Priestertums" und "Verbreitung und Wiederherstellung der authentischen katholischen Lehre" an. Seit 1994 ist der von Lefebvre zum Bischof geweihte Bernard Fellay der Generalobere der Bruderschaft.
Seit 1975 hat die Piusbruderschaft keinen kanonischen Status in der römisch-katholischen Kirche mehr und betreibt ohne Erlaubnis der jeweiligen Diözesanbischöfe Priesterseminare, Priorate und Kapellen. Im Jahr 1988 führten illegale Bischofsweihen zur Exkommunikation der vier geweihten und zwei weihenden Bischöfe. Die Exkommunikation der vier Geweihten wurde am 21. Januar 2009 von Papst Benedikt XVI. aufgehoben. Sie und die Priester der Bruderschaft sind weiterhin suspendiert und gelten nach römisch-katholischem Kirchenrecht als "vagante Kleriker", die größtenteils in irregulärer Weise zum Priester geweiht wurden und ohne kirchliche Erlaubnis wirken.



Soweit Wikipedia. 2011 gab es dann Gespräche im Vatikan, es wurde sogar angedacht, die Piusbrüder als sogenannte "Personalprälatur", einen Status, den auch "Opus Dei" hat, wieder in die katholische Kirche einzugliedern, siehe Info Nr. 590. Jetzt war für Ende Jänner 2012 die nächste Etappe vorgesehen. Daraus wurde nichts, die Piusbrüder haben wohl erkannt, dass Papst Ratzinger ihnen mit Wohlwollen gegenübersteht und das wollen sie offenbar ausnutzen, um ihre Positionen noch deutlicher in die katholische Kirche einzubringen.

Piusbruderchef Bernard Fellay nahm Anfang Februar zum aktuellen Diskussionsstand Stellung. Die Bruderschaft wäre innerhalb der katholischen Kirche entstanden, sei 1975 zwar aufgehoben worden, jedoch unter Missachtung des Kirchenrechts, man mache daher weiter, man kritisiere zwar Rom, aber "wir müssen daran festhalten, dass wir zur Kirche gehören. Wir sind Katholiken." Die Fehler liegen für Fellay in Rom: "es ist unsere Pflicht, fortwährend hinzugehen, an die Tür zu klopfen und zu bitten - nicht darum, eintreten zu dürfen, denn wir sind in der Kirche - sondern zu bitten, dass sie sich bekehren, dass sie sich ändern und zu dem zurückkehren, was die Kirche ausmacht."

Es werde akzeptiert, dass es einen Papst und eine Hierarchie gibt, auf praktischer Ebene habe Rom alle Vorgaben der Piusbrüder erfüllt. "Das Problem bleibt auf einem anderen Gebiet, auf dem Gebiet der Lehre." Denn man habe verschiedene Sichten auf die kirchliche Tradition, Rom sage, Ökumene und Religionsfreiheit gehörten nun zur kirchlichen Tradition, die Piusbrüder lehnten das ab. Fellay setzt auf die Zeit, die Konzilsgeneration werde in den nächsten Jahren abgetreten sein und man könne das 2. Vatikanum dann als eine Ansicht aus den 1960er-Jahren, aber nicht als katholische Tradition sehen. Auf dem Titelblatt rechts ist das wesentliche Element der Piusbrüder zu sehen, das Bekenntnis zum "Antimodernismus" und zum von Pius X. eingeführten und 1967 abgeschafften "Antimodernismuseid".

Beim Durchblättern von Mitteilungsblättern der Piusbruderschaft kann man Stellen finden, die eindeutig auf derselben Schiene laufen wie die Ansichten Ratzingers: Ablehnung des "Relativismus" und die Dominanz der Religion über den Staat: "Alle Menschen, auch die Regierenden, die Politiker, müssen Gott geben, was Gottes ist. Dies besagt, dass sie Ihn als ihren Herrn und Vorgesetzten, als ihren König anerkennen müssen, der den Staat und die Gesellschaften, den sie regieren und die sie verwalten, geschaffen hat, der ihnen ihre Autorität verliehen hat." Ähnliches hat auch Ratzinger auf seiner Deutschland-Tournee dahergeredet, gegen den säkularen Staat, für ein "Abendland in Christenhand". Er sagte u.a. "Ein positivistischer Naturbegriff, der die Natur rein funktional versteht, so wie die Naturwissenschaft sie erklärt, kann keine Brücke zu Ethos und Recht herstellen, sondern wiederum nur funktionale Antworten hervorrufen." Und: Das Christentum habe "auf Natur und Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen - auf den Zusammenklang von objektiver und subjektiver Vernunft, der freilich das Gegründetsein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt." Somit: die Gotteslehre stehe über dem Staat.

Wie weit in absehbarer Zeit die Divergenzen Roms und der Piusbrüder in den angeführten Bereichen Ökumene und Religionsfreiheit ausgeglichen werden können, lässt sich nicht voraussehen, dass Papst Ratzinger sich weiter darum bemühen wird, ist zu erwarten, er ist schließlich ebenfalls ein militanter Vormodernist.


Hier ein paar Sätze aus einem Piusbruder-Artikel
(Mitteilungsblatt 1/2010) "Eine christliche Gesellschaftsordnung": "Der liberale Staat erlaubt alles. Die skurrilste Sekte, die verrückteste Meinung wird 'respektiert', denn das höchste aller 'Menschenrechte' ist die Meinungsfreiheit. Solange ein Einzelner oder eine Gruppe ihre Auffassung als ihre Meinung versteht und die Meinungsfreiheit bzw. den Relativismus anerkennt, ist der Liberalismus großzügig und tolerant. Sobald jedoch gerade diese Auffassung in Frage gestellt wird und als Diktatur des Relativismus gebrandmarkt wird, hört die Toleranz sofort auf. Was dies bedeutet, lässt sich an zahlreichen Gesetzen der letzten dreißig Jahre erkennen: nach der Einführung der staatlichen Ehescheidung, die bereits sittenwidrig ist, jetzt völlige Freigabe der Ehescheidung unter Missachtung des Schuldprinzips; 'freie Partnerschaft'; faktische Freigabe der Abtreibung in den ersten drei Monaten, bei zu erwartender Behinderung des Kindes bis kurz vor der Geburt; Freigabe und sogar Förderung der praktizierten Homosexualität und rechtliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe; so genanntes 'Antidiskriminierungsgesetz, wodurch bereits z.B. die öffentliche Verurteilung der Sünde als Diskriminierung bestraft wird, und vieles andere mehr."

Das könnte überwiegend wortgleich vom Ratzinger sein.