Predigt gegen den Ungehorsam

Der Bischof von Regenburg, Gerhard Ludwig Müller lässt die österreichische "Pfarrer-Initiative" wissen, dass sie unchristlich sei.

Es ist nicht üblich, dass sich Bischöfe in das Geschehen in anderen Diözesen einmischen, wenn ein Bischof in Bayern indirekt dem Erzbischof in Wien die Leviten liest, dann kann man auch vorsichtig vermuten, dass dies nicht unbedingt alleine einer Nürnberger Zurechtweisungsinitiative entsprungen sein wird, sondern dass es dafür den Segen einer höheren Instanz gegeben haben könnte. Denn schließlich wurde ja seitens der Pfarrerinitiative angekündigt, sich international zu vernetzen und da braucht man deutliche Herrschaftssignale, sowohl an die Aktivisten, als auch an ihre Vorgesetzten.

Hier einige Ausschnitte aus der Predigt, die Bischof Müller zu Lichtmess (2.2.2012) hielt und die nun via Internet internationalisiert wurde:

"Der Ungehorsam ist eine Macht, die viel Unheil in unsere Welt gebracht hat. Die Menschen wollen alles besser wissen und meinen, selbst zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können. So haben sie sich gegen Gott gestellt und durch den Ungehorsam der Sünde die Gemeinschaft mit ihm verloren. Der Gehorsam des Erlösers Jesus Christus aber ist das Tor zum Leben! Christus ist der Sohn des ewigen Vaters. Er hat unser Fleisch und Blut angenommen. So heißt es im Hebräerbrief: 'Obwohl er der Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt; zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden' (Hebr 5,8f.). "

Was will Müller der Pfarrerinitiative damit sagen? Das sie notfalls den Gehorsam durch Leiden zu lernen hätten?

Weiter in der Predigt:
die Priester hätten bei ihrer Weihe dem Bischof Gehorsam versprochen, "darum ist es ganz und gar unchristlich und unserem katholischen Glauben diametral entgegengesetzt, wenn in unserem Nachbarland eine von einigen Leuten ins Leben gerufene sogenannte 'Pfarrerinitiative' in ihrer Besserwisserei meint, sich in Fragen der Lehre und Pastoral über den Glauben der Kirche stellen zu können. Die Unterstützer schlagen ihre Weiheversprechen in den Wind, wenn sie in ihrer Aktion zum Ungehorsam aufrufen. Der Ungehorsam gegenüber Gott und der Ungehorsam gegenüber der legitimen kirchlichen Leitung - gegen Papst und Bischöfe - ist ein Übel, das Spaltung in die Kirche hineinträgt und unser Grundverhältnis zu Gott verfälscht."

Man sieht, die Lage ist klar: die Hierarchie ist von Gott eingesetzt und darum wissen die Hierarchen, was die Sache Gottes ist, wer den Hierarchen nicht folgt, ist Gott gegenüber ungehorsam!

Nach soviel bischöflicher Selbsterhöhung muss auch Gott deutlicher ins Spiel:
"Der Mensch ist nicht autonom, sondern verdankt sich eucharistisch ganz und gar Gott. Gott aber schränkt den Menschen nicht ein! Wenn sich der Wille des Menschen ganz dem Willen Gottes hingibt, der die Liebe ist, und seinen Willen gleichsam mit dem Willen Gottes vereint, dann entsteht Heil in dieser Welt, dann wird der Mensch 'befreit zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes' (Röm 8,21). Gott dienen, macht nicht unfrei. Gott dienen, macht frei und bedeutet in Wirklichkeit 'herrschen'. Wer Gott dient, der wird Herr über seine ungeordneten Triebe und falschen Gedanken."

Das ist der katholische Masochismus in seiner ganzen Schönheit, erniedrigt euch, kriecht und gehorcht, darüber freuen sich die Hierarchen und ihr Gott, darum beherrscht Eure Triebe und zensiert Eure Gedanken!

Weiter bei Müller:
"So ist das Gelübde des Gehorsams zusammen mit den Gelübden der Armut und der keuschen Ehelosigkeit 'um des Himmelreiches willen' (Mt 19,12) ein wesentlicher Bestandteil für den Aufbau des Reiches Gottes in unserer Zeit. Der Mensch, der Gott gegenüber als Besserwisser auftritt und sich ihm verweigert, der meint, sein eigenes Heil selbst in die Hand nehmen zu können und der Schmied seines eigenes Glückes zu sein, geht keinen Weg, der zum Ziel führt. Den guten Weg geht vielmehr derjenige, der sich ganz dem Willen Gottes anheimgibt und wie Jesus im Garten Getsemani sagt: 'Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen' (Lk 22,42)."

Auweh, jetzt hat er einen Bock geschossen, der Herr Bischof, weil das Zitat von Mt 19,12 lautet vollständig so: "Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus Mutterleibe also geboren; und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind; und sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es!" Priester werden nicht kastriert! Und "um des Himmelreiches willen" braucht es nur der zu fassen, der es fassen kann! Da ist Müller argumentativ weit daneben gestiegen! Weil auf Aussprüche oder den Willen seines Jesus-Gottes kann er sich bezüglich Zölibat absolut nicht berufen! Wessen Wille müsste also geschehen? Offenbar der Wille der Hierarchen, die sich damit als Besitzer eines in den christlichen Schriften gar nicht vorhandenen göttlichen Willens selbst erhöhen und die andere erniedrigen. Dazu gibt’s aber einen schönen Jesus-Spruch: Mt 23:12 "Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht."

Kommt er aus diesem Wirbel wieder hinaus? Nein, er religiöst nur einige Absätze so weiter, "Besserwisserei oder falsches Auftrumpfen gegenüber der legitimen kirchlichen Autorität sind kein Weg, der die Kirche in die Zukunft führt! Die Kirche wird nicht gefördert, wenn wir den 'Reformstau' durch äußerliche Anpassung an die Welt aufzulösen versuchen. Den 'Reformstau vor der Tür unserer Herzen' gilt es wegzufegen, damit eine wahre Erneuerung der Kirche möglich ist. Denn Reform bedeutet kein äußerliches 'Herumbasteln'! Wahre Reform im christlichen Sinne heißt Erneuerung in Jesus Christus!" Etc., etc.

Für die Pfarrerinitiative und die angekündigten Bemühungen Helmut Schüllers, seine Pfarrerinitiative zu internationalisieren, schaut es nicht gut aus. Er meinte in seiner Reaktion, der Bischof von Regensburg sei für die österreichische Pfarrerinitiative nicht zuständig. Die leitende Hierarchie ist jedoch in großer Mehrheit vormodernistisch und damit befasst, die Veränderungen des 2. Vatikanums rückabzuwickeln. Es wird kaum was herauskommen, wenn nicht dorthin geschlagen wird, wo es den Hierarchen wirklich weh tut. Nach den Forschungen des Pastoraltheologen Zulehner missachten bis zu Zweidrittel der Priester die Enthaltsamkeitsgebote. Würden sich alle öffentlich outen, hätte der herrschende Apparat der alten vertrockneten Männer wohl ein ziemlich deftiges Problem.

Aber das wird nicht passieren. Mir hat vor Jahren ein Atheist erzählt, ein Schulfreund von ihm sei Priester und er habe des Öfteren mit diesem religiöse Diskussionen geführt. Bis dem Priester das dann zuviel wurde und er sagte: "Ich weiß eh, dass es keinen Gott gibt, lass mich in Ruh damit, was soll ich sonst machen, ich hab ja sonst nichts gelernt."
Und die Aussichtslosigkeit eines Berufswechsels hält den Apparat unter Disziplin, nicht nur die Priester mit Freund oder Freundin, auch die ungläubig gewordenen Priester müssen weiterheucheln.