Es ist unterhaltsam, zu beobachten, wie weit die Flügelenden des katholischen
Geistes auseinander liegen, ein Albatros ist nichts dagegen.
Zwei Texte aus den OÖNachrichten vom 16. Mai 2012 waren die Anstifter zu diesem Info-Text:
Im ersten ging's um die anscheinend bevorstehende Wiedereingliederung
der Piusbrüder in die alleinseligmachende heilige Kirche (siehe dazu z.B.
Info Nr. 858). Unter dem Titel "Rom und die Piusbruderschaft vor einer Einigung?" wurde in
den OÖN u.a. gemeldet:
"Die vatikanische Gerüchteküche rund um die "Annäherungsversuche"
des Papstes an die Piusbruderschaft brodelt wieder. Angeblich soll es bis Ende
des Monats eine endgültige Entscheidung darüber geben, ob der Dialogprozess
des Vatikans mit der extrem konservativen, mitunter als fundamentalistisch bezeichneten
Gruppe zu einer Einigung führt oder nicht. Konservative Kreise streuen das Gerücht,
die Einigung stehe kurz bevor. Noch vor wenigen Wochen waren manche Vatikanbeobachter
von einem Scheitern der Verhandlungen ausgegangen."
Es wurden dazu die
wesentlichen Unterschiede zwischen dem nachkonziliaren Zustand in der r.k. Kirche
und den Intentionen der Piusbrüder aufgezählt, also lateinische Messe mit Priesterrücken
zum Publikum und deutlicher Distanz zu den Laien, Ablehnung von Religionsfreiheit
(weil die r.k. Kirche die alleinseligmachende ist) und Ökumene etc.
Der
andere Text handelt von der Befreiungsfeier im ehemaligen KZ Mauthausen am 13.5.,
der Verfasser zieht in der Folge unter dem Titel "Aufgefahren in den Himmel"
von den NS-Opfern eine Linie zum Feiertag "Christi Himmelfahrt" am
17.5.: " (..) Und ein Pole, der das KZ Ebensee überlebt hat: 'Hier
befinden sich die Verstorbenen, aber in unserem Gedächtnis leben sie weiter
für alle Zeit!' So ist es. Die Erinnerung wird wach gehalten. Die Verstorbenen
bleiben im Gedächtnis. Sie bleiben in der Nervenzentrale der Lebenden; dort,
wo die Menschen ihren Himmel erdenken und spüren: in ihrem Herzen, ihrem Kopf.
Die Verstorbenen sind quasi aufgefahren in den Himmel ihrer Verwandten, ihrer
Freunde, ihrer Nachfolger. Ihre Körper sind vergangen, ihr Geist bleibt lebendig
in denen, die sich an sie erinnern."
Aber dann geht's religiös sehr
weit hinaus auf die linke Flügelspitze des katholischen Albatros: "Christi
Himmelfahrt in dieser Woche. Das Fest wird wohl ähnlich zu interpretieren sein.
Da stirbt ein wundersamer Mensch von fremder Hand. Gegeißelt, mit Dornen gekrönt
und gekreuzigt. Er stirbt und bleibt den Seinen unvergessen. Er fährt auf in
den Himmel aller, die sich an ihn erinnern. Sein Platz wird der an Gottes Seite.
Er wird für sie alle Gottes Sohn. Ein leiblicher Körper, der sich in den Himmel
erhebt, kann heutzutage nur noch schwer vermittelt werden. Moderne Menschen
fühlen sich von diesem Bild oft irritiert. Eine Kirche, die noch immer Metaphern
wortwörtlich als Glaubenswahrheit interpretiert, droht unglaubhaft zu werden.
Aber selbst wenn eines Tages die Gebeine des Gekreuzigten gefunden werden könnten:
Es würde nichts daran ändern, dass damals ein ganz Großer in den Himmel seiner
Anhänger aufgefahren ist. Einer, der die Welt verändert hat und der es mit seiner
Lehre auch heute noch schaffen kann, Umbrüche und Heilung zu bewirken. Es ist
wie bei den Toten von Mauthausen und bei allen Menschen, die gegangen, die aber
in der Erinnerung der Weiterlebenden wach geblieben sind. Sie befinden sich
gleichsam in einem Himmel: einem unendlichen Zustand von Glück und Erfülltheit,
den jene, die sich an sie erinnern, in sich tragen und der offen ist für einen
großen Geist, der über allem Leben seine Hand hält."
Jesus ist
also nicht leiblich, sondern nur symbolisch auferstanden und dann in den Himmel
der Erinnerungen progressiver Katholiken aufgefahren. Sozusagen als ein
vorbildlicher Mensch. Gott selber wird zu einem "großen Geist", also
zum "höheren Wesen", das schon beim "Herrn Karl" vorgekommen
ist. Oder nicht einmal das: Der "große Geist" könnte auch als Geist
einer Gemeinschaft verstanden werden, die solidarisch zusammensteht.
Verfasser
der zitierten Zeilen ist Bert Brandstetter, der Präsident der Katholischen Aktion
OÖ. Ihm wird bald wer vom rechten Flügel des katholischen Albatros erklären,
dass es so nicht ginge und er wörtlich an das katholische Glaubensbekenntnis zu glauben
habe "... auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt
zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten
die Lebenden und die Toten".
Der katholische Albatros wird weiter
im Kreise fliegen, mit und ohne Piusbrüder und mit und ohne Leuten wie Bert
Brandstätter, weil Flügelfedern auf beiden Seiten wachsen ständig nach, aber ein Flug nach oben wird
beiden Flügeln nicht mehr gelingen.