Islamophil & Islamophob

Bei manchen Leuten weiß man nicht recht: lieben sie den Islam, fürchten sie den Islam oder tun sie beides gleichzeitig? Als vor den Landtageswahlen vom 13.5.2012 in Nordrhein-Westfalen die rechtspopulistische Kleinpartei Pro-NRW versuchte, mittels der berühmten Mohammed-Karikatur von Kurt Westergaard Aufsehen zu erregen, erregten sich die dortigen Salafisten und versuchten die Scharia gleich direkt umzusetzen: mit Steinewerfen auf die Frevler (Steinigung) und mit Messerstichen gegen Polizisten. Der nordrhein-westfälische SPD-Innenminister Ralf Jäger suchte die Angelegenheit im Sinne der Salafisten zu bereinigen: er beantragte ein Verbot für das Zeigen von Mohammedkarikaturen. Womit er allerdings bei Gericht (überraschenderweise?) scheiterte. Bei den Wahlen riss Pro-NRW trotz ihrer Aufsehen erregenden Aktionen nichts, sie stieg bloß von 1,38 auf 1,52 % und blieb damit deutlich unter der Fünfprozentklausel.

Zum Thema Karikaturenverbot meldete sich am 5.6. der deutsche Islamwissenschaftler Carsten Polanz vom Institut für Islamfragen der "Deutschen Evangelischen Allianz" (DEA). Diese Allianz ist ein evangelikales Netzwerk, also sicherlich nichts, was die Herzen von Religionsfreien höher schlagen lässt. Trotzdem darf und muss man als Religionsfreier dem Herrn Polanz recht geben, wenn er wissen lässt: Das Vorgehen des Ministers sei der falsche Weg, Politiker kapitulierten damit vor der Gewalt der Islamisten. Ein Verbot islamkritischer Äußerungen würden Salafisten als Erfolg ihrer Einschüchterungspolitik verbuchen. Polanz erinnert an einen Vorfall in Duisburg 2009. Dort war die Polizei gewaltsam in eine Wohnung eingedrungen und hatte eine am Fenster angebrachte Israelfahne entfernt, um gewaltbereite Teilnehmer einer Demo der islamextremistischen Milli Görüs von einer Straßenschlacht abzuhalten. "Sollten sich solche 'Deeskalationsstrategien' durchsetzen, werden zukünftig immer stärker gewaltbereite Islamisten bestimmen, wer wann und wo welche Meinung äußern darf."

Als weiteres Beispiel führt Polanz an, der BBC-Generaldirektor, Mark Thompson, habe sich 2008 dafür ausgesprochen, wegen möglicher gewaltsamer Bedrohungen über den Islam anders zu berichten als über andere Religionen, weil Muslime werteten Angriffe auf ihre Religion als eine Form des Rassismus. Die Islamisten würden auf diese Art die Unterlassung jeglicher Kritik am Islam zur Voraussetzung gesellschaftlichen Friedens erklären. Somit würde BBC die Friedfertigkeit einer Religion betonen, weil man sich vor der Gewaltbereitschaft ihrer Anhänger fürchte.

Aber vermutlich ist die Meinung von Carsten Polanz bloß eine rassistische Verleumdung des grundsätzlich friedfertigen Islam.