Papst verklagt Titanic

Presseaussendung der deutschen Satirezeitschrift Titanic vom 10.7.2012:

Papst verklagt TITANIC

Benedikt XVI. fühlt sich durch das aktuelle Titelbild in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt
Papst Benedikt XVI. hat das Satiremagazin TITANIC zu einer Unterlassungserklärung aufgefordert. Anlaß ist das aktuelle Titelbild: "Halleluja im Vatikan - Die undichte Stelle ist gefunden!" Wegen "Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte" hat Erzbischof Angelo Becciu im Namen von Benedikt XVI. die Bonner Kanzlei Redeker/Sellner/Dahs mit der Durchsetzung der Unterlassung beauftragt. Gegenüber TITANIC bestätigte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, den Vorgang; man werde sich "intensiv mit der Angelegenheit beschäftigen".
In einer ersten Stellungnahme weist die Redaktion der TITANIC die Vorwürfe zurück. "Benedikt muss uns missverstanden haben", erklärte Chefredakteur Leo Fischer. Der Titel zeige einen Papst, der nach der Aufklärung der Spitzelaffäre ("Vatileaks") feiert und im Überschwang ein Glas Limonade über seine Soutane verschüttet hat: "Es ist allgemein bekannt, dass der Papst ein großer Freund des Erfrischungsgetränks 'Fanta' ist." Man hoffe nun auf ein persönliches Gespräch mit dem Heiligen Vater, um das Missverständnis auszuräumen. Die Unterlassungserklärung werde man einstweilen nicht unterzeichnen.
Es ist das erste Mal, dass ein Papst zivilrechtlich gegen TITANIC vorgeht

Laut Spiegelbericht hat das Hamburger Landgericht tatsächlich eine einstweilige Verfügung erlassen, die es der Zeitschrift untersagt, das Titelbild weiter zu verbreiten.
Um den Sitebesuchern zu erklären, worum es geht, hier die beiden Covers der Zeitschrift, links das vom Papst verklagte, rechts die neue Version:

Laut Spiegel hat der Deutsche Presserat bislang keine Protestwelle gegen die "Titanic"-Ausgabe verzeichnet. Erst ein Leser habe sich bis zum Dienstagnachmittag (10.7.) über das Cover beschwert.

Am 11. Juli ging es weiter, Titanic-Chefredakteuer Fischer ließ wissen: "Wir werden sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen und notfalls bis zum Jüngsten Gericht ziehen!"
Eine neue Titelbildvariante veröffentliche Titanic ebenfalls:


Der deutsche Journalistenverband kritisierte die Verfügung, "auch der Papst muss sich Satire gefallen lassen". Die Anzahl der Beschwerdeführer beim deutschen Presserat ist bis 11.7. mittags auf 27 gestiegen, sie fühlten sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt bzw. sahen die päpstliche Menschenwürde missachtet. Obwohl die Geschichte durch die Medien zog und das Titanic-Titelbild an jedem Kiosk zu sehen war: eine richtige Volksbewegung gegen die undichte Stelle ist das derweilen noch nicht ...