Sanal
Edamaruku:
"Ich verstehe, daß sie von Geschichten über Inquisition und
Hexenjagd im Mittelalter inspiriert sind. Aber wir leben im 21. Jahrhundert.
Es gibt mutige Menschen, die das Recht verteidigen, zu sagen, wovon sie überzeugt
sind, sogar wenn ihnen mit dem Scheiterhaufen gedroht wird. Ich bin einer von
ihnen. Ich entschuldige mich nicht und beuge mich keinem Druck."
Sanal
Edamaruku befindet sich gegenwärtig auf einer bereits früher geplanten Vortragsreise
durch Europa. Als am 4. Juli 2012 Polizeibeamte in seine Wohnung in Neu
Delhi kamen, um ihn festzunehmen, mussten sie mit leeren Händen wieder abziehen. Aber
das war nicht das Ende der Geschichte. In diesen Tagen zeigen sie wieder Präsenz.
Sie erscheinen regelmäßig an Sanals Wohnung, belästigen seine Freunde und Nachbarn
mit Fragen und stellen 'ganz unauffällig' Beobachtungen an. Was ist da im Anzug?
Bild
vom Vortrag in Kattowitz, Polen
Inzwischen hat John Dayal, ein prominenter
indischer Katholik an die Führung der Katholischen Kirche appelliert, den Fall
gegen Sanal Edamaruku einzustellen. Bisher ist die Antwort tiefes Schweigen
aufseiten der Bischöfe - und die schrille Forderung nach Sanals Entschuldigung
für die Entlarvung des falschen "Wunders" aufseiten ihrer fanatischen
Handlanger. Zwei Seiten einer Münze. Während katholische Zirkel aufgeregt spekulieren,
besteht immer noch eine gewisse Chance, dass Vernunft einkehrt - aber nur wenn
der öffentliche Druck groß genug ist.
John Dayal genießt großen
Respekt unter indischen Katholiken. Er ist Mitglied des National Integration
Council, Generalsekretär des All India Christian Council, und ehemaliger Präsident
der All India Catholic Union. Er war Sanals Gegenspieler in mehreren Fernsehdebatten
und steht seinem Rationalismus durchaus kritisch gegenüber. Sein Appell an die
katholische Kirchenführung, die "widerwärtige Kontroverse" zu beenden,
indem sie die Anklage gegen Sanal fallenlassen, hat daher Gewicht. Eindeutig
aus katholischer Perspektive geschrieben, doch von einem gewissen Sinn für Fairness
und Ausgeglichenheit zeugend, beabsichtigt der Appell, der Katholischen Kirche
einen einigermaßen würdigen Ausweg zu zeigen. Werden sie die goldene Brücke
beschreiten?
In seiner Kolumne im Sunday Indian Magazine schreibt
John Dayal:
"Als jemand der mit beiden Seiten in Verbindung steht,
mit der Kirche in Mumbai und mit Sanal Edamaruku, bitte ich dringend darum,
eine gewisse Ausgewogenheit in diese Angelegenheit zurückzubringen. (..) Ich
glaube, Christus ist absolut in der Lage sich selbst zu verteidigen, jedoch
vielleicht nicht die Kirche in Indien. Die Aussagen von Sanal und die Untersuchungen
der Rationalisten dürfen nicht als Angriff auf Kirche oder Gemeinschaft angesehen
werden. (..)
Die Gläubigen von Mumbai meinen, sie verteidigten den Glauben,
wenn sie in Hungerstreik treten gegen Literatur oder wegen Filmen von Hollywood
und Bollywood. Aber in Wirklichkeit verteidigen sie nur ihre eigenen Positionen
und Interessen und wollen sie nicht dem Sonnenlicht aussetzen.
Christus braucht
kein Wasser von Kruzifixen tropfen zu lassen, um seine Liebe für jeden von uns
zu beweisen. Sein Heilen geht tiefer und braucht keine Werkzeuge. Das habe ich
in meinem eigenen Leben erfahren. Die Katholiken in Mumbai sollten einsehen,
dass die Kontroverse ihnen keine neuen Freunde verschafft und nicht zu ihrem
Ruhme gereicht. Es ist Zeit, daß die Kirchenführung Sanal vergibt. (..)
Die
Polizeianzeigen gegen Sanal sollten zurückgezogen werden als Zeichen, daß eine
reife Kirche in Indien für die Tiefe ihres Glaubens in Gott keine Requisiten
benötigt."
John Dayals Initiative wird ausgiebig in Kirchenzirkeln
zitiert. Bemerkenswert ist, dass er an die Kirchenführung - nicht an die
kleinen Außenseiter-Laiengruppen - appelliert, Sanal zu "vergeben"
und die Anklage zurückzuziehen. Bisher haben die Kirchenführer seinen Vorschlag
allerdings mit keiner Antwort gewürdigt. Der Bischof von Mumbai - der zufällig
auch der Präsident der Indischen Bischofskonferenz ist - hüllt sich in Schweigen.
Joseph Dias vom Mumbaier Christian "Secular" Forum, einer der Anzeigeerstatter
bei der Polizei, weigert sich, einen Rückzug in Erwägung zu ziehen, wenn Sanal
sich nicht entschuldigt. In einem katholischen Blog wird er auch mit der Äußerung
zitiert: "Wir haben ihn am Anfang aufgefordert, sich bei uns zu entschuldigen.
Nun ist die Zeit zum Entschuldigen lange vorbei. Er muss festgenommen werden."
Inzwischen hat die Zahl der Unterzeichner der von der Rationalist Association
von Großbritannien initiierten Menschenrechts-Petition die Zehntausend-Marke
überschritten, unter den Signatoren sind berühmte Namen wie Richard Dawkins,
P.Z. Meyers, John Opie, Noel Doye, George Daole-Wellman und viele andere. Es ist
beabsichtigt, die Petition katholischen Kirchenstellen in Europa und dem Vatikan
zu übergeben. Je mehr Unterzeichner sie bis dahin hat, desto besser.
Bitte helfen Sie uns, Druck zu machen: unterzeichnen Sie die Human Rights
Petition und ermutigen Sie auch andere zu unterzeichnen. Lesen Sie mehr auf der Website: www.rationalistinternational.net