Einen Tag vor Beginn des Prozesses hat die Deutsche Bischofskonferenz erklärt,
daß der Apostolische Stuhl die einstweilige Verfügung gegen das Juli-Titelbild
des Satiremagazins TITANIC zurückzieht. Die für den morgigen Freitag angesetzte
Hauptverhandlung vor dem Landgericht Hamburg entfällt damit. Die Nachricht erreichte
die Redaktion, als sie sich gerade in einer Protestaktion am Hamburger Michel
neben dem Standbild Martin Luthers festkettete.
In einer spontanen Stellungnahme
erklärte Chefredakteur Leo Fischer: "Wir sehen uns in einer Tradition mit
Giordano Bruno, Galileo Galilei und Margot Käßmann, die alle im Nachhinein Recht
bekommen haben. Ob das 500 Jahre oder fünf Monate gedauert hat, ist vor der
Ewigkeit ohne Bedeutung."
Trotz der Absage laden TITANIC und die Partei
Die PARTEI die Hamburger am Freitagvormittag zum angekündigten Papst-Mittelaltermarkt
mit Pranger und Hexenverbrennung (symbolisch) am Sievekingplatz vor dem Landgericht
ein.
Die Aussendung der deutschen Bischofskonferenz betreffend Zurückziehung
der Verfügung hatte gelautet:
In
Wikipedia heißt es zur "einstweiligen Verfügung":
Die einstweilige
Verfügung ist die vorläufige Entscheidung des Gerichts im Eilverfahren, die
der Sicherung eines nicht auf Geld gerichteten Anspruchs bis zur endgültigen
Entscheidung dient.
Somit
bedeutet das, dass Titanic sein Titelbild vom Juli wieder verbreiten kann. Welche
Schritte der Vatikan nun unternehmen wird, ist nicht absehbar, vielleicht hat
man auch gemerkt, dass es klüger gewesen wäre, das Bild zu ignorieren.
Die "Würde des Papstes und der katholischen Kirche" ist in Deutschland
nicht besser geschützt als die Würde anderer Personen oder anderer Weltanschauungen.
Wie
domradio.de am 30.8. berichtet, hatte das Papstbild mit der angebrunzten Soutane
beim "Deutschen Presserat" bloß 175 Beschwerden verursacht, da wird
man sich schwer tun, im Sinne des §166 "Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und
Weltanschauungsvereinigungen" die notwendige Störung des öffentlichen Friedens
nachzuweisen.
Auf kath.net hieß es am 31.8. zur Vatikanentscheidung:
"Einige Medienexperten hatten von Anfang an gewarnt, dass der Heilige Stuhl sich
mit der Klage in das genaue Gegenteil einer Win-Win-Situation hinein manövrieren
würde. Gewinnen, so ihr Argument, konnte immer nur die ":Titanic": Gäbe das
Gericht den Satiremachern recht, wäre das ein triumphaler juristischer Erfolg
eines Zwergs gegen den übermächtigen Goliath in Rom. Wenn aber ":Titanic":
verlöre, geriete der Vatikan in die unvorteilhafte Position einer mächtigen
Institution, die - ähnlich wie Putin gegen die Punkerinnen in Moskau - per
Gerichtsurteil Zensur durchsetzt. Wiederum wären die Frankfurter Satiriker als
Helden aus Hamburg heimgekehrt."