.. reagieren Islamisten auf die aktuelle Mohammed-Satire. Und der Westen reagiert wie Erwachsene: man macht sich für Verständnis stark. Das meint Henryk M. Broder in einem Welt-Artikel vom 17.9.2012.
Broder mag keine Einladungen mit Kindern: "Eine Handvoll schlecht erzogener
Kinder wird mit dem Essen um sich werfen, über und unter den Tischen toben,
die Erwachsenen mit Gebrüll terrorisieren, die ihrerseits nichts unternehmen
werden, was die Kleinen in die Schranken weisen könnte, denn dann würden sie
nur noch heftiger toben, noch lauter brüllen und noch mehr Schaden anrichten."
Und er vergleicht: "Die Demonstranten agieren wie Kinder, die sich ihrer
Macht bewusst sind. Sie wissen, dass niemand es wagen wird, sich ihnen in den
Weg zu stellen. Mehr noch: dass sich genug Erwachsene finden werden, die Verständnis
für ihr schlechtes Benehmen äußern werden.
Zum Vorwurf der schlechten Qualität des Video-Clips: " ... so ist es
'diesmal ein dumm-dreister Film, in dem der Prophet Mohammed und der Islam auf
ideologisch üble und dazu noch handwerklich billige Weise verächtlich gemacht
werden' - als ob die Qualität des Film das wäre, was die Moslems zur Rage treibt.
Nimmt jemand an, die Söhne Allahs würden begeistert Beifall klatschen, wenn
es nicht 'ein dumm-dreister' und 'handwerklich billiger' Film wäre, sondern
ein Meisterwerk von Pasolini oder Tarantino?"
Und weiter: "Man könne, so sagen es die Völkerpsychologen und Islam-Experten,
den Moslems so etwas nicht zumuten, die wären noch nicht so weit, Häme und Spott
gegenüber ihrer Religion auszuhalten, ohne aus der Haut zu fahren. Man müsse
ihnen noch etwas Zeit lassen. Wer so argumentiert, ist nicht nur ein Kulturrelativist,
er ist ein subtiler Rassist. Er müsste konsequenterweise den Moslems auch raten,
längere Strecken mit dem Kamel statt mit dem Flugzeug zurückzulegen und ihnen
den Zugang zum Internet verbieten. Denn: Die sind noch nicht so weit."
Dann folgt - ganz genial! - ein Gegenbeispiel, eine antikatholische Satire
und ihre Auswirkungen: "Erst vor ein paar Wochen hat die 'Titanic' eine
geschmacklose, dumm-dreiste und handwerklich billige Satire auf den Papst veröffentlicht,
die unbemerkt geblieben wäre, wenn der Papst nicht versucht hätte, die Verbreitung
des Heftes zu verhindern. Aber: Der Pontifex schickte weder die Schweizer Garde
los, um die Redaktion abzustrafen, noch hat er seine Anhänger - immerhin über
eine Milliarde Menschen - aufgerufen, Botschaften zu stürmen. Er ließ über seine
Anwälte den Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung stellen. Einen Tag
vor dem angesetzten Termin zur Verhandlung, zogen die Anwälte den Antrag zurück.
So hatten die Papstkritiker gleich zweimal Grund zur Freude. Dennoch hat kein
katholischer Dschihadist zum Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen aufgerufen.
Und das ist nicht die Ausnahme, das ist die Regel."
Auch der Film von Ulrich Seidl "Paradies Glaube" und die in Italien
angezeigte Szene mit der Masturbation mittels Kruzifix findet bei Broder Verwendung:
"Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie die Reaktionen
in der moslemischen Welt ausgefallen wären, wenn Anna Maria nicht ein Kruzifix
sondern einen den Moslems heiligen Gegenstand benutzt hätte. Keine Jury der
Welt hätte es gewagt, einen solchen Film auch nur ins Programm zu nehmen."
Und so schließt Henryk M. Broder: "Insofern misst der Westen, der seine Freiheit nicht daheim, sondern am Hindukusch hinter den Karawanken verteidigt, mit zweierlei Maß. Wir sind moralisch dermaßen gefestigt, dass wir solche Provokationen aushalten können. Sie, die Moslems, müssen es noch lernen. Und weil das noch eine Weile dauern kann, sollten wir uns zurücknehmen. Innenminister Friedrich hat bereits angekündigt, er werde 'mit allen rechtlich zulässigen Mitteln' eine Vorführung des Films 'Die Unschuld der Muslime' verhindern, nicht etwa um das deutsche Publikum vor einem billigen Machwerk zu schützen, sondern damit nicht noch mehr 'Öl ins Feuer' gegossen werde. (..) Da hilft nur eines: Der Besuch in einer Oase der Vernunft, dem arabischen Sender Al-Jazeera. Der meldet, immer mehr Syrer wunderten sich darüber, dass ein Video über Mohammed in der islamischen Welt für mehr Aufregung sorgt als das Blutbad in Syrien. 'Liebe Moslems', schreibt ein Leser, 'unser Prophet wäre über die Morde, die Assad in Syrien begeht, viel mehr beleidigt als über irgendeinen respektlosen Film'."
Da hat er wieder einmal recht, der Broder! Abgesehen davon, dass auch die allerungezogensten Kinder in ihren allerschlimmsten Momenten niemals auch nur im Entferntesten den Level von dumm-dreist randalierenden Islamisten zu erreichen vermögen.