Verdammter Ungehorsam!

Die katholische Hierarchien sind ganz klar!

Oben sitzen in heiliger Dreifaltigkeit dreieinig die drei Gottesfalten Vater, Sohn und Heiliger Geist. Sie sind gemeinsam allwissend, allmächtig und allgütig. Sie machen also nie was falsch. Wenn bei einem Erdbeben ein Bordell zusammenstürzt, war es eine Strafe Gottes, geht eine Kirche in Trümmer, war es ein unerforschlicher göttlicher Ratschluss, möglicherweise wollte Gott die erschlagenen Gottesdienstbesucher - weil sie gar so brav waren - schon früher ins Paradies holen. Wenn ein Flugzeug mit gemischtem menschlichen Inhalt abstürzt, dann werden die einen bestraft und die anderen vorzeitig belohnt. Oder so halt irgendwie.

Aber jedenfalls ist der dreieinige Gott der oberste katholische Befehlshaber und kennt die absolute Wahrheit. Auf Erden hat er einen Stellvertreter, der durch heiligegeistliche Erleuchtung von den durch heiligegeistliche Erleuchtung ernannten Kardinälen auserwählt wird und unwidersprochen recht hat. Schließlich ist er sogar unfehlbar, aber dummerweise nimmer allmächtig.

Danach folgen die Kardinäle, die haben auch immer recht, soweit sie dasselbe reden wie der Papst und der redet ja immer das, was Gott will. Diese Linie der katholischen Wahrheiten wirkt weiter zu den Erz-, Normal-, und Weihbischöfen, auch dort ist immer alles richtig, soweit sie dasselbe sagen wie die Obrigkeit in Rom, weil es gibt ja nur diese eine Wahrheit.

Darunter sind dann die Vikare, die Dechanten, die Pfarrer, die Kapläne, die Diakone, die Pastoralassistenten, die Pfarrgemeinderäte. Ebenso: Solange sie der göttlichen Wahrheit, die ihnen von oben übermittelt wird, brav folgen, haben auch sie immer recht und tun das Richtige.

Dann kommt das Glaubensvolk. Hier gibt's dann Probleme. Weil dort kommt die göttliche Wahrheit irgendwie nimmer so recht an. Bei einem ganz kleinen Teil schon noch, beim nächstgrößeren Teil sind Leute stellenweise anderer Meinung, zum größeren Teil ist dem Kirchenvolk die durchgehende göttliche, päpstliche, kardinale, bischöfliche, priesterliche Wahrheit schlichtweg einfach wurscht. Sie befassen sich damit gar nicht mehr, religiös sind sie meist nur einmal im Jahr, wenn sie sich über den vorgeschriebenen Kirchenbeitrag ärgern und dann heilige Namen im Zorne aussprechen.

An dieser von Päpsten, Kardinälen und Bischöfen so weit entfernten Ebene der nichthimmlischen realen Wahrheit, fallen den dort tätigen priesterlich geweihten hauptamtlichen Christen dann wahrhaft wahre Widersprüche auf, die mit der göttlich-römischen Wahrheit schlecht zusammenpassen. Diese Berufschristen merken zwar nicht die Gesamtheit des Problems, aber immerhin die Schwierigkeiten, die sie selber treffen. Die Kirchen werden immer leerer, die Täuflinge weniger, die Austreter mehr. Zum Beispiel sehen sich wiederverheiratete Geschiedene, die mit der Wiederverheiratung nicht auch gleich den Kirchenaustritt verbunden und sogar den anerzogenen Glauben nicht ausgezogen haben, als Gemeinschaftsfeinde behandelt, sie sind reuelose Sünder und sowas lieben der Herr Gott, der Herr Papst, die Herren Kardinäle und Bischöfe nicht, diese Nächsten darf auch der Pfarrer nicht lieben. Die geweihten Berufschristen müssen ihre sexuellen Bedürfnisse in illegalen Beziehungen oder unter der Hand befriedigen usw. usw. Da viele der heutigen Geistlichen ihre Pfarrerausbildung in den kirchlichen Aufbruchzeiten nach dem Zweiten Vatikanum erhalten haben, sind sie auch persönlich von der heutigen Situation des päpstlichen Bemühens um die Wiederkehr des Vormodernismus nicht unbedingt mit glühender Freude erfüllt.

Manche haben angefangen, den Gehorsam zu verweigern.


Der österreichische Oberbischof Schönborn, der als Kardinal in der Kommandohierarchie hinter Gott und Papst im dritten Glied steht, kann sowas überhaupt gar nicht akzeptieren.
Jesus hat gesagt, er ist die Wahrheit und das Leben, der Ratzinger ist der Stellvertreter Christi und der Helmut Schüller und seine Pfarrerinitiative glauben, dass sie es besser als Götter und Päpste wissen?

Am 3.10.2012 stellte nun ein Hirtenbrief zum "Jahr des Glaubens" klar: ein "Aufruf zum Ungehorsam" kann auch weiterhin nicht unwidersprochen hingenommen werden, zum Priestermangel heißt es, in dieser Situation gelte es dorthin zu schauen, wo geistlichen "Berufungen blühen" und daraus zu lernen, unter welchen Bedingungen "Berufungen wachsen können", zu den wiederverheiraten Geschiedenen wird festgehalten, es werde viel zu wenig darauf hingewiesen, "dass Jesu Worte über die Unauflöslichkeit der Ehe aus Seinem Erbarmen mit uns Menschen kommen und dass viel Leid, viele Verletzungen, auch viel Unbarmherzigkeit durch unsere Untreue Seinem Wort gegenüber entstehen, unter denen Partner, Kinder, ganze Familien oft schwer zu leiden haben", zum Sonntagsmessbesuch meint man, das Bewusstsein von der Wichtigkeit der Mitfeier der sonntäglichen Eucharistie sei "deutlich zurückgegangen" und die Ursachen dafür nicht klar. Gesucht sind Missionare: Damit sich die Türen für den Glauben auftun können, seien auskunftsfähige Zeugen gefragt. Dies umso mehr, weil der "Grundwasserspiegel des religiösen Wissens stark gesunken ist". Deshalb gelte es im "Jahr des Glaubens" das persönliche Glaubenswissen zu vertiefen.

Alles bestens! Ändern tun wir nix, Priesternachwuchs suchen wir in Ländern, wo sowas noch ein gesellschaftlicher Aufstieg ist, gescheiterte Ehen sollen strafweise aufrecht bleiben. Warum uns die Leute davonlaufen, wollen wir gar nicht wissen, weil wir heben jetzt im Jahr des Glaubens den Grundwasserspiegel des religiösen Wissens und ab 2014 ist alles wieder paletti!

Irgendwie ist die katholische Hierarchie in ihrer heiligen Einfalt schon eine spaßige Gemeinschaft.