Immer weniger Kirchen können noch sinnvoll genutzt werden. In Linz
hat man z.B. von 1862 bis 1924 die volumenmäßig größte Kirche Österreichs errichtet,
größer als der Wiener Stephansdom, der "Neue
Dom" fasst bis zu 20.000 Leute, der Bereich der Dompfarre weist aktuell
ca. 3.500 katholische
Kirchenmitglieder auf. Schon vor Jahren war Medien zu entnehmen, dass Sonntagsmessen
oft an einem Nebenaltar gelesen würden und bei kaltem Winterwetter in einem
Stübchen im Pfarrheim. Dieses Gebäude entsprang dem Größenwahn des Bischofs
Rudigier, eines der übelsten katholischen Fanatiker des 19. Jahrhunderts, der
wegen seiner hetzerischen Querulanz sogar einmal zu einer Arreststrafe verurteilt
wurde.
Jetzt hat man einen Tempel, der nicht einmal mit sämtlichen Besuchern
sämtlicher 26 Linzer Kirchen eines ganzen Monats wirklich voll werden würde.
Aber die Betriebs-, Wartungs- und Renovierungskosten, auch wenn sie klarerweise
gerne an die öffentliche Hand weitergereicht werden, belasten das Budget.
In Wien läuft aktuell ein Planungsversuch im Dechanat Favoriten die Pfarren
zu reduzieren, wo sonntags
etwa 2000 Leutchen eine der fünfzehn Kirchen im Bezirk aufsuchen, man käme vom Besucherandrang her, leicht mit drei, vier,
fünf Kirchen
aus.
Aber was macht man mit den Restkirchen? Da oft ein Denkmalschutz
drauf abgelagert ist, kann man meist nicht mit Presslufthammer und Abrissbirne
kommen. In Großbritannien hat man schon vor Jahren Kirchen für Wohnzwecke
verkauft:
auch
Badezimmer lassen sich einbauen:
Im
Baumarkt-Lexikon steht die Wohnkirche als Schlagwort:
Der Begriff der
Wohnkirche ist ganz jungen Ursprungs. Weil einerseits die christlichen Religionen
in Deutschland, insbesondere die katholische Kirche, nicht ausreichend Seelsorger
zur Verfügung stellen können oder (im Falle der ev. Kirche) aus Kostengründen
auch nicht wollen, andererseits aber auch die Zahl der regelmäßigen Gottesdienstbesucher
stark abnimmt, stehen viele Kirchen leer und müssen abgerissen oder umgewidmet
werden. Der Abriss kommt selten in Frage, da ein Sakralbau für die Einwohnerschaft
ein Stück Heimat bedeutet und oft auch der Denkmalschutz Einwände erhebt. So
werden vielerorts in aufgelassene Kirchen Wohneinheiten eingebaut. Meistens
handelt es sich um Sozialwohnungen. In einer überwiegend katholischen Großstadt
wie Mönchengladbach gibt es (Stand 2011) bereits zwei Wohnkirchen. Eine weitere
Kirche wurde hier zu einem Klettergarten umgebaut. Bei all diesen Maßnahmen
bleiben die Fassaden und natürlich auch die Glockentürme erhalten, wobei der
Altarbereich als eine Art Hoffläche dient.
hier ein solcher Umbau in
Köln:
Aus
Frankreich kommen einige noch schönere Bilder, die Farbbeilage der Wochenendausgabe
von Le Monde vom 24./25.11.2012 zeigte einige wirkliche nützliche Möglichkeiten
für Kirchen:
die Sitzungskirche
die
Bibliothekskirche, auch geeignet für Dichterlesungen
die
Bürokirche
und
als schönstes Exemplar: die Autowerkstattkirche
die
Nutzenssteigerungen sind jedenfalls unübersehbar!
PS: Im o.a. Neuen
Dom in Linz trifft man im auf 20.000 Personen ausgerichteten Innenraum bei den
Sonntagsmessen auf vielleicht wenn's viel sind hundert Leute. Für eine Autowerkstätte
wäre der Dom viel zu groß, für eine Bibliothek zu kalt. Aber man könnte möglicherweise
Zwischendecken einziehen und zwei Rampen für Auf- und Abfahrt einbauen, dann
wäre dieses sinnlose Protzstück katholischer Allmacht gegen die Linzer Parkraumnot
als Anrainerparkgarage doch noch sinnvoll zu verwenden ...