Über die Psyche klerikaler Kinderschänder

Die deutsche Zeitung "Die Welt" publizierte am 7.12.2012 einen Bericht über psychologische Untersuchungen von klerikalen Kinderschändern.

Das überraschende Ergebnis:
Von in einer "Gesamtstichprobe" untersuchten 78 Tätern waren nur neun pädophil, vier zeigten Neigungen zu pubertierenden Jungen, 35 waren Heteros, 24 waren homosexuell, sechs bisexuell. Das sich die Übergriffe trotzdem überwiegend gegen männliche Jugendlich richteten, ergab sich laut der Untersuchungen am Überwiegen des "Angebotes" an männlichen Opfern, Ministrantinnen und Klosterschülerinnen waren im Untersuchungszeitraum (Sechziger- bis Neunzigerjahre) wesentlich unterrepräsentiert.

Was die Sichtweise nun etwas verschieben könnte. Die Vermutung, dass bei der Auswahl der Priesterstudenten durch das Zölibatsgebot Pädophile sozusagen einen wesentlichen "Auswahlvorteil" hätten, hat sich demnach nicht voll bestätigt, sicherlich liegt ein Anteil von knapp 12 % Pädophilen jedoch über dem Anteil dieser an der Gesamtbevölkerung. Deutlich lag die Anzahl der Homosexuellen mit rund 30 % über dem Bevölkerungsschnitt. Wohl auch deshalb, weil in früheren Jahrzehnten Homosexualität ein Tabuthema war und sich Priesterkandidaten oft über ihre diesbezügliche Tendenz unklar waren: sie vermeinten mit dem Zölibat fertig zu werden, weil sie sich von Frauen nicht angezogen fühlten und sich über ihre Männerorientierung nicht zurecht fanden.

Dass es zu Kinderschändungen kommt, liegt klarerweise am Zölibat und an mangelnder sexueller Aufklärung. Sexualität ist ein menschliches Bedürfnis, das nach Befriedigung drängt, Zwang zur Enthaltsamkeit widerspricht also der menschlichen Natur. Was auch den Schreibern der biblischen Evangelien klar war. In der Bibelstelle, die heute von der katholischen Kirche als Begründung für den Zölibat herangezogen wird, geht es um nichtvorhandene Sexualität, nicht um deren Unterdrückung.
Im CIC Can. 277 § 1. heißt es: "Die Kleriker sind gehalten, vollkommene und immerwährende Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen zu wahren; deshalb sind sie zum Zölibat verpflichtet, der eine besondere Gabe Gottes ist, durch welche die geistlichen Amtsträger leichter mit ungeteiltem Herzen Christus anhangen und sich freier dem Dienst an Gott und den Menschen widmen können."

Auf Kathpedia heißt es: "Im Neuen Testament (Matthäus 19, 12) wird von Christus eine dreifache Ehelosigkeit unterschieden: "Denn es gibt Ehelose, die vom Mutterleib so geboren sind, und es gibt Ehelose, die von Menschen eheunfähig gemacht wurden, und es gibt Ehelose, die um des Himmelreiches willen sich der Ehe enthalten". Letztere Form der Ehelosigkeit gilt als Merkmal besonderer Christusnachfolge in der katholischen Kirche."

Aber Mt. 19,12 heißt wortgetreu so: "Denn es ist so: Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es." Was heißt, Kathpedia verfälscht den Bibeltext, denn in Mt 19, 12 ist klar von Selbstkastration und nicht von Enthaltsamkeit die Rede. Der im CIC zitierte Satz "um des Himmelreiches Willen" kommt in den Evangelien sonst nirgends vor. Daher müsste nach den Jesusworten die Priesterauswahl im Wege der Kastration erfolgen. Dann hätte die katholische Kirche unter ihren Klerikern auch keine Sexualprobleme und keine Kinderschänder.