Aus dem Christenleben

Biblische Werte sind gut für die Gesellschaft, wie die evangelikale Site idea.de am 6.1.2013 meldete, ließ dies der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, die Menschheit wissen. Er zählte dazu die wichtigsten dieser Werte auf, der wichtigste Wert sei die Dankbarkeit, "wer Gott als seinen Schöpfer bekennt, der kann nicht anders als dankbar sein." Was macht dann der nicht von Gott geschöpft Atheist? Der hat es viel schwerer, er muss seiner ganzen Vorfahrenkette bis zurück in den Urschleim dafür dankbar sein, sich jeweils mit dem richtigen Partner im richtigen Augenblick fortgepflanzt zu haben, um ihn dann als Krönung dieser Millionen Jahre langen Reihe von Lebewesen zu schaffen.

Aus der Dankbarkeit kämen auch alle anderen Werte, etwa Nächstenliebe und Sensibilität für Schwache. Wozu eine Meldung aus Berlin vom selben Tag passt: Weil dort eine Obdachlosenambulanz von einem säkularen Betreiber übernommen werden sollte, kündigte die evangelische Kirche den Mietvertrag. Denn der Humanistische Verband wird von den nächsten- und feindesliebenden Christen so beschrieben: "Die Mitglieder des Humanistischen Verbandes treten dafür ein, die Dominanz der christlichen Kirchen einzudämmen. Das ist ein anti-kirchliches Ziel und macht eine Zusammenarbeit schwierig". Darum werden ab 1.8. 2013 die im Besitz der Kirche befindlichen Räume nicht mehr an die Obdachlosenambulanz vermietet. Die Humanisten sind ein Konkurrent am Sozialdienstleistungsmarkt und Konkurrenz wird bekämpft. Die Obdachlosen, die bisher dort medizinische Betreuung erhielten, haben eben Pech gehabt. Amen. Das ist von Dankbarkeit initiierte gelebte Nächstenliebe!

Als nächstes fordert der Bischof Genügsamkeit
, weil der westliche Wohlstand ließe sich nicht weltweit verbreiten, dazu reichten die Ressourcen nicht. Nu, Hauptsache es reichte für die Konzernherrn und die Milliardäre, sowie für Klostersuppe für Obdachlose. Der Rest der Menschheit soll sich auf Genügsamkeit einrichten. Das lehren die christlichen Parteien schließlich schon, seit es sie gibt.

Sonst empfiehlt der Bischof noch Vergebungsbereitschaft, Bescheidenheit, Toleranz, Treue, Ehrlichkeit und mehr kritische Selbstdistanz, was eine moderne Beschreibung des biblischen Begriffs der Sündenerkenntnis sei. Leute macht Euch ganz klein, denn jetzt wird's christlich!

Am 7.1. hatte idea.de noch weitere christliche Weisheiten zu bieten, der Vorsitzende des evangelikal orientierten Liebenzeller Gemeinschaftsverbandes, Pfarrer Hartmut Schmid, beklagt die "Wiederkunftsvergessenheit vieler Christen", die Wiederkunft Christi sei schließlich das Ereignis, mit dem alle Christen rechneten. Oder doch nicht? Menschen, denen es gut gehe, zu vermitteln, dass es noch etwas Besseres gebe, sei schwer, hat er entdeckt. Die mögen dann womöglich gar nicht ins Paradies zum Jesus, weil sie auf Erden ohne religiösem Opium auskommen. So ein Pech aber auch! Es hilft aber nix, "wenn Jesus Christus wiederkommt, soll er uns als Wartende finden".

Solche Sorgen haben die christlichen Leute! Und Vorwürfe machen sie denen, die in der Wirklichkeit und nicht in Sankt Wolkenkuckucksheim leben. Verdammt noch einmal, warum interessiert das Publikum die christliche Erlösung nimmer?