Papst bestätigt: Theologie ist keine Wissenschaft!

Im Zuge des "Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien" wurde auch die Finanzierung der konfessionsgebundenen - aber staatlich finanzierten - Theologischen Fakultäten diskutiert. Unerwartete Unterstützung erhalten die Kritiker der Privilegien nun vom höchsten irdischen Repräsentanten der Katholischen Kirche.

Am 12.04.2013 ermahnte der Papst die katholische Bibelwissenschaftler zur Kirchentreue "Die Interpretation der Heiligen Schrift dürfe nicht nur ein "individuelles wissenschaftliches Unterfangen" sein, sondern müsse stets in die "lebendige Tradition der Kirche" eingebettet bleiben, sagte er am Freitag vor den Mitgliedern der päpstlichen Bibelkommission. Ein angemessenes Verständnis sei daher nur im Lichte der Tradition und des kirchlichen Lehramts möglich.

Jede Interpretation müsse dem Umstand Rechnung tragen, dass die biblischen Texte der Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen anvertraut seien, um den Glauben zu nähren und zu einem Leben in Barmherzigkeit anzuleiten. Eine rein subjektive oder analytische Interpretation sei daher nicht imstande, den umfassenden Sinn der kirchlichen Tradition der vergangenen Jahrhunderte zu erfassen, sagte der Papst." (zitiert nach kathpress)

Mit dieser Rede erneuert der Papst de facto Teile des sogenannten Antimodernisten-Eides. Dieser musste von 1907-1967 von allen Geistlichen und Theologen geleistet werden und inkludierte u.a. das Verbot einer Bibelinterpretation, die sich im Widerspruch zur katholischen Lehre befindet. Mit dieser Ansprache fordert der Papst seine Theologen zu einer unwissenschaftlichen Arbeitsweise auf. Diese Anweisung, die sich gegen die sogenannte historisch-kritische Methode wendet, ist durchaus konsequent. Auch an Theologischen Forschungseinrichtungen gelangten die Forscher nämlich (weitgehend unbemerkt von den restlichen Gläubigen) zu Ergebnissen, welche die Unhaltbarkeit der katholischen Lehre klar dokumentieren.

Die Öffentlichkeit muss sich daher ernsthaft die Frage stellen, ob sie weiter deklariert nicht-wissenschaftliche Arbeit an unseren Universitäten dulden und finanzieren will.

Für die Initiatoren des Volksbegehrens stellt dieses Eingeständnis geradezu ein "Gottesgeschenk" dar. Wie aus gut unterrichteten Kreisen berichtet wird, findet gerade eine interne Diskussion darüber statt, ob angesichts dieser klaren Positionierung des Papstes nicht ein Dankgottesdienst gefeiert werden sollte.

Quelle: Dr. Ronald Bilik, Stv. Vorsitzender des Freidenkerbundes, 18.4.2013, www.freidenker.at