Merkwürdige BRD-Volkszählungszahlen

Im Mai 2011 gab es in Deutschland eine Volkszählung. Das heißt, Volkszählung war das keine, sondern eine Erfassung der staatlichen Daten und eine Befragung von zehn Prozent als Stichproben für staatlich nicht erfasste Bereiche. Jetzt liegen die Zahlen vor.

Am 31.5.2013 berichtete der Spiegel darüber, die staatlichen Fortschreibungen der Daten seit den letzten Volkszählungen in den 1980er-Jahren wäre ziemlich genau gewesen, die Einwohnerzahl musste um 1,5 Millionen auf 80,2 Millionen reduziert werden, was hauptsächlich mit der Ausländerzahl zusammenhängen dürfte, weil die lag um 1,1 Millionen unter der bisherigen amtlichen Zahl. Angeführt wird im Spiegelbericht dann u.a., dass 19% der Einwohner Migrationshintergrund hätten (gerechnet seit 1955), dass 41.3 Millionen Wohneinheiten gebe, wovon gut 4 % leer stünden, etc.

Auch um das religiöse Bekenntnis wurde gefragt, für den Spiegel sah das Ergebnis so aus: "66,8 Prozent der Deutschen sind demnach Christen, 10,5 Prozent Atheisten. Im Osten Deutschlands liegt der Anteil der Konfessionslosen mit rund 33 Prozent weit über dem entsprechenden Anteil im Westen (6 Prozent). Nur 1,9 Prozent gaben an, muslimischen Glaubens zu sein. Die Statistiker gehen jedoch davon aus, dass viele Muslime von dem Recht Gebrauch machten, ihre Konfessionszugehörigkeit zu verschweigen."

Was alles recht seltsam erscheint und hinterfragt werden muss. Die Muslime würden also ihr Religionsbekenntnis verschweigen, weil es nicht einmal zwei Prozent sind, statt der erwarteten rund fünf Prozent. Zu den 5 % war man allerdings gekommen, indem man einfach alle aus Ländern mit islamischer Religion Stammende der muslimischen Religion zugeordnet hatte. Es wurden also selbst iranische Atheisten, die vor den Ayatollahs geflüchtet waren, zu Muslimen. Die Zahl der Religionslosen sank dramatisch ab, weil man bei der Auswertung der Befragungen die Antwortverweigerer einfach ignorierte.

Hier der Auszug aus der PDF mit den Ergebnissen:


Demnach verweigerten 13,85 Millionen die Antwort auf die Glaubensfrage, 8,35 Millionen bezeichneten sich als religionsfrei.
Bei den Antwortverweigerern werden wohl kaum viele gläubige Christen und gläubige Muslime gewesen sein, weil die Religion zu verleugnen, wäre doch sündhaft. Also steigt die Zahl der Religionslosen flugs auf 22,2 Millionen oder rund 28 %.

Dann steht in der Spalte sonstige Religionen auch die Variante "oder Weltanschauungen", was heißt, dass sich hier z.B. Marxisten oder Veganer als "Weltanschauung" mitzählen ließen und keineswegs religiös sind. Weil unter den 4,2 Millionen "Sonstigen" sind laut Wikipedia knapp 700.000 (Juden, Buddhisten, Hindus, Bahai, Naturreligionen usw.) keine Christen, 1,5 Millionen hatten sich als Muslime deklariert, somit kann man von den 4,212 Millionen um die zwei Millionen als Anhänger von sonstigen nicht religiösen Weltanschauungen deklarieren. 2 plus 22,2 ergibt 24,2 Millionen. Die Quersumme der obigen vier Spalten ergibt 79,6523 Millionen und nicht 80.219.695 laut Zensuserhebung, es fehlen also noch 567.400 Personen, somit stiegen dann die nicht als religionszugehörig zu vermutenden Personen auf 24,75 Millionen, das wären dann knapp 31 %. Rechnet man das Ganze mit den Wiki-Zahlen (Stand vom 4.6.13) und dass von den dort angeführten vier Millionen Muslimen nur etwa 1,5 Millionen sich selber ebenfalls als solche deklarieren, dann kommt man auf eine Summe von 27,25 Millionen Religionslosen, das sind fast 34 %.

Einen Anteil, den der Spiegel in etwa (mit 33 %) nur den Ostdeutschen zubilligt, die Westdeutschen wären nach der Spiegelmeldung zu 94% religiös ausgerichtet, also in einem Zustand wie vor 80 Jahren. Real dürfte das Verhältnis sein, dass in der Ex-DDR etwa 75 % der Einwohner religionsfrei sind und im Westen 23 %. Auf Wikipedia  ist die Zahl aller Christen einschließlich der Kleinsekten mit 50.73 Millionen angegeben, also um 2,5 Millionen weniger als im Zensus.

Nirgends zu finden war, auf welche Weise die 10 % Befragten bezüglich ihrer Auswahl als repräsentativ eingestuft, bzw. wie Abweichungen rechnerisch berücksichtigt wurden. Wenn deren Angaben 1:1 verwendet worden sind, dann liegen die Verzerrungen im Befragungsfeld: zu viele befragte Christen, möglicherweise zuwenig befragte Muslime und zuwenig befragte Religionslose und überhaupt keine sinnvolle Teilung der Befragung in Richtung Glaubenslose. Der deutsche Zensus 2011 gibt also bezüglich des religiösen Verhaltens der Bewohner Deutschlands wenig Greifbares, nach dem alltäglichen religiösen Verhalten war nicht gefragt worden, was aber klarerweise bei einer Volkszählung auch in keiner Weise angebracht wäre.

Unsereiner muss nun im Auge behalten, dass die Kirchen mit ziemlicher Sicherheit jeweils die für sie passenden Zahlen samt passender Interpretation präsentieren, also viele Christen und kaum Ungläubige wahrnehmen wollen werden. Man wird den diesbezüglichen Heuchlern und Pharisäern jeweils Gegenrechnungen vorlegen müssen.