Katholische Moral

Die christlichen Prediger und die christlichen Politiker lassen in regelmäßigen Abständen die Welt wissen: die Menschen brauchen Gott, weil ohne Gott gibt's keine Moral. In Österreich laufen deshalb z.B. schon lange Bemühungen, religionsfreie SchülerInnen zu einem - möglichst von Religionslehrkräften verabreichten Ethikunterricht zu zwingen, weil ohne Religion hat der Mensch keine Ethik und keine Moral.

Aber das Christentum hat Ethik und Moral, insbesondere das katholische Christentum. Zwar gibt's über das Christentum eine zehnbändige Kriminalgeschichte, aber für etwaige Untaten in der Vergangenheit hat sich ja schon Papst Wojtyla am 12. März 2000 entschuldigt.

Aber der Wojtyla trennte sorgfältig in die heilige Kirche und ihre sündigen menschlichen Bestandteile, die Kirche als heilige Institution ist nämlich nicht fähig, eine Sünde zu begehen oder einen Fehler machen, da sie vom Gottessohn Christus getragen ist. Der Papst bat daher bloß um die Vergebung für alle Sünden, die der Mensch im Namen des Glaubens getan hat. Nicht die Kirche selbst, sondern deren nur "Söhne und Töchter" haben Sünden begangen.

Eine kurze Meldung von Deutschlandradio über die heilige Kirche und ihre mutmaßlichen irdischen Sünder vom 3.7.2013:
US-Kardinal soll Millionen Dollar beiseite geschafft haben
- Der heutige New Yorker Kardinal Dolan soll umgerechnet rund 43 Millionen Euro in einen kirchlichen Fonds gesteckt haben, um das Geld vor Entschädigungsansprüchen von Missbrauchsopfern zu sichern. Das geht aus Dokumenten des Erzbistums hervor, aus denen die Zeitschrift "National Catholic Reporter" zitiert. Danach hatte Dolan als Erzbischof von Milwaukee 2007 den Transfer vom Vatikan genehmigen lassen. Das amerikanische "Netzwerk der Überlebenden von Missbrauch durch Priester" forderte die Staatsanwaltschaft zu Ermittlungen gegen den Kardinal auf.

Das ist wieder eine schwierige moralische Frage! Weil der Herr Erzbischof wollte doch ganz bestimmt nur die heilige Kirche Christi vor einem Schaden bewahren! Und das ist doch was Gutes! Dass Opfer dadurch um Entschädigungen betrogen wurden? Die Kirche ist heilig! Opfer sind nicht heilig! Dem Erzbischof werden seine Sünden bestimmt vergeben, wenn er der heiligen Kirche geholfen hat! Denn die Heilige Kirche kann ja nix für ihre sündigen Priester. Amen.


2004: Papst Wojtyla segnet den Weltrekordhalter im Kinderschänden, Pater Marcial Maciel, den Gründer der "Legionäre Christi", dieser durfte seine Untaten rund fünfzig Jahre lang ungehindert ausüben, erst als sich Opfer bei der UNO beschwerten, wurde nach Wojtylas Tod eine Untersuchung gegen Maciel eingeleitet. Dem Vatikan waren die Vorwürfe seit 1983 bekannt. Aber die moralische Anstalt "katholische Kirche" vertraut darauf, eine sündenlose Einrichtung des HErrn zu sein ...