Die jahrzehntelange ungesteuerte Zuwanderung von Menschen mit einem konservativ-islamischen
Sozialisationshintergrund hat in Deutschland und europaweit zu unübersehbaren
Integrationsproblemen geführt, die zu den größten gesellschaftspolitischen Herausforderungen
von Gegenwart und Zukunft gehören. Diese mit dem Import einer islamischen
Weltanschauung verbundenen Probleme werden divergent wahrgenommen und bewertet.
Während die verantwortliche Elite in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kirchen,
Gewerkschaften und Medien einen ursächlichen Zusammenhang zum importierten Islam
weitgehend leugnet und verneint, fürchtet sich die Mehrheit der Bürger vor dem
Islam und hält ihn für unvereinbar mit unserer demokratischen Werteordnung.
Allein dieser Tatbestand birgt ein enormes gesamtgesellschaftliches Konfliktpotential.
Grundsätzlich
ist festzustellen: Ohne theoretische Erkenntnisse und Analyse lassen sich
gesellschaftliche Probleme weder ausreichend verstehen noch lösen. Das neue
Buch von Hartmut Krauss liefert nun einen wesentlichen Beitrag für eine fundierte
inhaltliche Auseinandersetzung.
Bereits mit dem Titel: "Der Islam
als grund- und menschenrechtswidrige Weltanschauung" gibt Hartmut Krauss
mit seiner neuesten sozialwissenschaftlich-analytischen Studie über den Bedeutungsinhalt
des Islam eine unmissverständliche Antwort. Diese Studie ist nicht nur lesenswert,
sie ist in der vollen Bedeutung des Wortes ein wissenschaftliches Werk der Aufklärung
unserer Zeit und ist damit dringend zu empfehlen.
In seinen Vorüberlegungen
erinnert Krauss an die Islamkritik bedeutender Philosophen und Gesellschaftstheoretiker
wie Immanuel Kant, Karl Marx und Max Weber. Im ersten Schritt seiner kritisch-wissenschaftlichen
Islamanalyse wird eine differenzierte Begriffsbestimmung des "Religiösen" als
Wechselwirkung eines objektiven Bedeutungssystems, der subjektiven Aneignung/Sinngebung
und der Normierung zwischenmenschlicher Verhältnisse vorgenommen.
Krauss
weist nach, dass sich der Islam als Sonderform eines monotheistischen Offenbarungsglaubens
nicht auf jenseitsbezogene, spirituelle, glaubensbezogene Behauptungen reduzieren
lässt. Aus der unbewiesenen Existenz Gottes wird ebenfalls ein auf das Diesseits
bezogener absolut gültiger Vorschriftenkatalog und eine darauf begründete verbindliche
Ordnungslehre und Ethik abgeleitet und verknüpft mit einer gleichzeitig furchteinflößenden
und verlockenden Jenseitslehre (Hölle und Paradies). Dieser monotheistische
Gottesglaube, so zeigt Krauss, zieht einerseits eine dualistische Feindbildgrenze
zwischen Gläubigen und Ungläubigen und legitimiert andererseits zwischenmenschliche
Abhängigkeits- und Unterwerfungsverhältnisse.
Im Weiteren benennt Krauss
die jeweiligen Prämissen des transzendent-religiösen Bedeutungssystems und des
innerweltlich-rationalen Bedeutungssystems und kommt bei dem Vergleich beider
zu dem Schluss, dass religiöse Bedeutungssysteme grundsätzlich einen ideologischen
Charakter aufweisen.
Krauss unterscheidet ausdrücklich die Bezugsebenen
"Islam" und "Muslime". Eine Gleichsetzung sei erkenntnistheoretisch
unzulässig und führe im wissenschaftlichen und politischen Dialog zu Verwirrung
und Missverständnissen. Auseinandergehalten werden müsse zudem aber auch-gerade
von einem wissenschaftlich neutralen (nichtmuslimischen) Standort ausgehend
-der objektiv vorliegende Aussagebestand der einschlägigen islamischen Quellen
und autoritativen Texte einerseits und subjektiv-willkürliche Umsetzungen/Deutungen
im Bewusstsein bestimmter Muslime (noch dazu in Reaktion auf westliche Stimmen)
andererseits. Letztere könnten nicht als Alibi bemüht werden, den Islam als
objektiven Erkenntnisgegenstand einer kritischen Analyse zu entsorgen. Krauss
verwirft damit explizit die These, Islam sei im Grunde nichts weiter als Auslegung
und ein Islam im Singular existiere nicht.
Gegenstand seiner kritisch-wissenschaftlichen
Betrachtung ist demgegenüber die Inhaltsanalyse des Islam als ein objektives
religiös-weltanschauliches System mit den wesentlichen Manifestationen:
Koran, Sunna, daraus abgeleitetes Recht (Scharia), konkretisiert in Form der
vier sunnitischen Rechtsschulen und einigen schiitischen Rechtsschulen, sowie
den Auslegungsdogmen der Rechtsgelehrten. Krauss weist darauf hin, dass dieses
objektive System in der konkreten historischen Praxis regionalspezifische Modifikationen
in sich aufgenommen hat, allerdings ohne seinen Grundcharakter als vormoderne
Herrschaftsideologie eingebüßt zu haben. In diesem Kontext sind auch die Ausführungen
zur Auslegbarkeit und Reformierbarkeit des Islam erhellend.
Aus dem
Anspruch des Islam, religiöses Glaubenssystem, gesellschaftliche Ordnungslehre,
Alltagsethik und Sozialisations- und Erziehungsgrundlage zu sein, leitet sich
dann folgerichtig sein absoluter Geltungsanspruch und damit explizit politischer
Charakter ab.
Mit analytischer Präzision weist Hartmut Krauss nach, dass
der orthodoxe Mehrheitsislam als vormoderne Herrschaftskultur mit den Errungenschaften
der Aufklärung und der kulturellen Moderne wie dem Konzept der universellen
Menschenrechte, der Trennung von Staat und Religion, den Prinzipien der Volkssouveränität,
dem Regulativ der Gewaltenteilung sowie der säkular-menschenrechtlichen Lebensordnung
unvereinbar ist.
Die Hoffnung auf eine Reformierbarkeit des Islam
erweise sich als Illusion. Zwar müsse die Existenz "moderater" Muslime beachtet
und begrüßt werden, aber repräsentativen empirischen Studien zufolge seien sie
eine Minderheit, und selbst diese Minderheit habe sich nicht öffentlich von
dem vorherrschenden islamischen Rechtsystem (Scharia ) distanziert. Es sei
verfehlt, Kritik an der islamischen Herrschaftskultur und ihren strenggläubigen
Propagandisten zu verwässern.
Ausführlich befasst sich Hartmut Krauss
in seiner Studie auch mit der fortschreitenden Islamisierung, dem multidimensionalen
Eindringen islamischer Herrschaftskultur in das Gesellschaftssystem, und mit
seinen Manifestationen in gesellschaftlich relevanten Teilsystemen wie Bildung
und Recht. Als zentrale Akteure in diesem Kontext werden die Deutsche Islamkonferenz,
die im Koordinierungsrat zusammengeschlossenen Islamverbände und "stark gläubige"
Muslime genannt. Die offizielle kulturrelativistische Integrationspolitik staatlicher
Institutionen und zahlreicher Träger freier Verbände, wie Diakonie und Caritas,
aber auch Gewerkschaften erweise sich als Erfüllungsgehilfe antidemokratischer
Entwicklungen in Deutschland.
Diese gründliche kenntnisreiche Analyse
gibt dem interessierten Leser eine Antwort auf die Frage der immer wieder proklamierten
Vereinbarkeit von islamischer Lehre und demokratisch-freiheitlichem Leben und
lässt keinen Raum für diesbezügliche Illusionen. All denen, die davor gerne
die Augen verschließen und sich mit Phrasen wie "Rassismus" oder "Islamophobie"
zu beruhigen versuchen, sei gesagt, dass solche Diffamierungen angesichts der
von Krauss vorgelegten Analyse ihre ganze unqualifizierte Inhaltslosigkeit beweisen.
Dipl. Soziologe Georg Schliehe