Gedanken zur Türkei

Publiziert am 31. Juli 2013 von Wilfried Müller auf wissenbloggt

Die AKTUELLE TÜRKEI RUNDSCHAU / AKTUELLE ANALYSEN (AktAn) meint: "In der Türkei tickt eine Zeitbombe!" (undatiert, Autor Jürgen P. Fuß)

Immer wieder hat der Autor des 2011 erschienenen Buches "Erdogan -ein Meister der Täuschung" darauf hingewiesen, dass die Zahlen zur Wirtschaft, die von offiziellen türkischen Stellen, nicht den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen. So seien zum Beispiel die Zahlen zur Arbeitslosigkeit "abseits jeglicher Realität".

Jetzt belegen Zahlen, die im jüngsten Bildungsbericht der OECD-Staaten "Education At a Glance 2013" erschienen sind, wie richtig seine Aussagen sind. Danach besuchen 35 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 29 Jahren keine Schule, gehen keiner Arbeit nach und bilden sich auch nicht beruflich fort.

Fuß: "Diese Zahl ist nicht nur als absoluter Wert exterm hoch und liegt weit über dem OECD-Durchschnitt von 16 Prozent. Damit verfügen diese Jugendlichen über kein eigenes Einkommen. Die Folge: sie sind extrem abhängig von ihrem Elternhaus und ein gesunder Loslösungsprozess kann deshalb nicht stattfinden."

Doch es kommt nach Ansicht von Fuß ein weiteres Problem hinzu, dessen Auswirkungen ein Leben lang wirksam sein werden und weitaus dramatischer sind, als die momentane Arbeitslosigkeit.
"Wer nicht in jungen Jahren an einen Rhytmus gewöhnt werde, der durch Regelmäßigkeit und Verpflichtung bestimmt ist, wird diese Verpflichtungem in seinem gesamten Leben nicht mehr akzeptieren wollen", so Fuß.
"Wir kennen diesen Effekt in Deutschland aus zahlreichen Familien, in denen Vater und Mutter Hartz 4 -Empfänger sind und die Kinder/Jugendlichen schon in frühen Jahren zu der Überzeugung gelangen, dass ein Leben ohne Arbeit durchaus angenehm sei, wenn man vom Staat ausreichende finanzielle Unterstützung erhält.

Bleibt nur noch eine Lehre aus der Vergangenheit hinzu zu fügen. Wer auf eine solche Kindheit und Jugend zurückblickt, die durch mangelnde Bildung, fehlende Berufsausbildung und Arbeitslosigkeit geprägt ist, ist besonders empfänglich für die Reden von Demagogen und Extremisten. Bleibt nur ein Resümee: "In der Türkei tickt eine Zeitbombe!"

Kommentar wissenbloggt: was ist dann z.B. mit Griechenland, wo mehr als die Hälfte der Jugendlichen arbeitslos und einkommenslos ist? Dort darf man auch nicht von einem hohen Anteil an Schwarzarbeit ausgehen wie im Boomland Türkei, und dort ist die Arbeitslosigkeit mangels Jobs alternativlos. Dasselbe gilt für Ägypten und viele andere Länder. Die Zeitbombe tickt überall! In bezug auf das Leben ohne Arbeit in Deutschland möge man sich den Konsumdruck vorstellen, unter dem die Jugend aufwächst. Der ist mit staatlichen Mitteln wohl kaum zu befriedigen, also nix angenehm, sondern eher resigniert.

Link zum Artikel: In der Türkei tickt eine Zeitbombe