Slowenische Kirchenpleite

Wie in anderen Ländern hatte es die katholische Kirche auch in Slowenien nach dem Ende des Kommunismus verstanden, alles an Entschädigungen zu erreichen, das man in die Finger bekommen konnte, weil der katholischen Kirche Macht und Herrlichkeit baut ja seit Jahrhunderten auf irdischem Besitz auf.

In Slowenien legte man die Beute in drei eigens dafür gegründeten Kirchenkonzernen an,
in den Kirchenholdings "Glocke eins" und "Glocke zwei" und der Steuerungsholding "Wirtschaftswachstum". Man kaufte alles mögliche zusammen, Immobilien, Bauunternehmen, Verlage, Grafikunternehmen, Chemiewerke, die größte Brauerei und die größte Einzelhandelskette, investierte Kirchengelder in den Tourismus und trat am Finanzmarkt tatkräftig in Erscheinung. Aber nicht immer mit durchschlagendem Erfolg. So endete z.B. die Beteiligung am Telekommunikationsanbieter T-2 in einer Geldvernichtung.

Man hatte nicht nur das eigene und das durch die Entschädigungen erbeutete neue Geld in Wirtschaftsprojekte völlig überdimensionierten Ausmaßes gesteckt, sondern sich dazu auch noch im slowenischen Bankwesen schwer verschuldet. Das eigene Geld ist weg und man hat außerdem noch Schulden zwischen 800 Millionen und 1,7 Milliarden Euro, 65.000 Kleinaktionäre sind vom Verlust ihrer Einlagen bedroht.

Die vorgebliche Absicht für die Investitionen wäre es gewesen, ein Wirtschaftsimperium aufzubauen, um Geld für pastorale Aufgaben zu beschaffen. Die Erzdiözese Maribor steht jedenfalls vor der Pleite, vom Vatikan wurden deswegen Anton Stres, Erzbischof von Ljubljana, und Marjan Turnsek, Erzbischof von Maribor in die Frühpension geschickt.

Aber dabei hatte die slowenische katholische Kirche doch ganz nach der Bibel gehandelt und mit ihren Talenten gewuchert, wie es geschrieben steht in Matthäus 25,14–30. Unter "Talent" verstand man damals eine Gewichtseinheit für Silber, ein Talent waren ungefähr 150 kg Silber, das wären heute etwa 73.000 Euro. Im o.a. Matthäus-Text geht es um einen Kaufmann, der verreist und seinen Dienern unterschiedliche Mengen an Talenten zur Verwaltung überlässt.

Als er zurückkommt hatten die Diener auf verschiedene Art mit diesen Talenten Geschäfte betrieben und ordentlich verdient, einer aber hatte nichts erwirtschaftet, er sagte zu seinem Herrn: "Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder."

Ihn beschimpft nun der Kaufmann auf das Heftigste: "Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Hättest du mein Geld wenigstens zum Geldwechsler gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen."

Die r.k. Kirche in Slowenien versuchte sich strikte an diese ganz wesentliche Lehre zu halten, denn auf dieser Lehre beruht die Tätigkeit aller christlicher Parteien: Zu ernten, wo man nicht gesät hat, zu sammeln, wo man nicht ausgestreut hat und dem zu geben, der hat, und von dem zu nehmen, der nichts hat (man braucht sich dazu beispielsweise nur das Wahlprogramm der ÖVP, der christkatholischen österreichischen Millionärspartei anzuschauen).

Bloß Pech bei der katholischen Kirche in Slowenien, dass man zuviel dort hineingesteckt hat, wo man dann nicht ernten konnte und nun nichts mehr zum Einsammeln blieb. Statt mit den Talenten zu wuchern, ist man nun selber ziemlich talentlos.

Aber Rettung naht, man sucht nun einen außergerichtlichen Vergleich mit den Banken, die Diözese Graz-Seckau hat dafür die Leitung übernommen und will danach Kirchengelder in slowenischen Kirchengrundbesitz stecken. Um wieder mit den Talenten wuchern zu können. Aber das Geld für pastorale Aufgaben wird man weiterhin aus den Mitgliedsbeiträgen und Staatszuschüssen nehmen. Weil das kirchliche Finanzwesen dient in der Regel nicht der Kirchentätigkeit, sondern der kirchlichen Macht und Herrlichkeit.