Einen solchen stellte laut Berichten in verschiedenen Medien die Bonner
Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher an. Ihre Schlussfolgerung:
es gebe im Christentum mehr Gemeinsamkeiten mit demokratischen Prinzipien als
im Islam, denn im Christentum gebe es die Grundannahme, dass der Mensch fehlbar
und seine Macht einzuschränken sei.
Wozu man gleich anmerken kann,
dass diese Annahme nicht auf demokratischen Prinzipien beruht, sondern auf der
göttlichen Unfehlbarkeit als Gegenstück zur menschlichen Fehlbarkeit. Denn
alles was der Mensch nicht kann, das kann Gott, Gott ist die Personifizierung
menschlichen Allmachtswahns, mit Demokratie hat das nichts zu tun.
Schirrmacher
weiter: Während der persönlich gelebte Islam nicht im Widerspruch zur Demokratie
stehe, sei das traditionell ausgelegte islamische Rechtssystem mit den Freiheitsrechten
der UN-Charta bislang schwer zu vereinbaren. Etwa das Ehe- und Familienrecht,
das Strafrecht und die Vorstellungen von Meinungsfreiheit. Denn weder die Geschlechter,
noch die unterschiedlichen religiösen Minderheiten seien darin gleichberechtigt.
Beim
Christentum sei das anders: In der Bibel sei die Gleichheit aller Menschen
vor Gott, ein wichtiges Prinzip. Daraus leite sich auch das politische Prinzip
des Wahlrechts jedes Einzelnen sowie seine Menschenwürde ab.
Dazu
brechen wir jetzt einmal in kurzes, aber lautes Gelächter aus. Eine "Gleichheit
vor Gott" bedeutet ja keinesfalls, dass es auch eine Gleichheit der Menschen
untereinander gibt. Man nehme nur die katholische Frauenungleichheit. Durch
die ganze Feudalzeit galt die Ungleichheit der Abkunft als gottgewollte Selbstverständlichkeit
gegolten und die soziale Ungleichheit ist bei den christlichen Parteien auch
heutzutage das heilige Grundprinzip, man blicke nur auf die am 9.8.2013 vom
ÖVP-Häuptling Spindelegger geforderte "Entfesselung der Wirtschaft",
mit weniger Rechten für die arbeitende Bevölkerung und mehr Profitmöglichkeiten
auf Kosten der Allgemeinheit. Und das gleiche und allgemeine Wahlrecht
des Einzelnen musste in jahrzehntelangen Kampf GEGEN die christlichen Traditionen
durchgesetzt werden. Papst Pius IX. verbot z.B. in Italien 1874 den Katholiken
die Teilnahme an Wahlen, Pius IX wurde im Jahre 2000 selig gesprochen, er war
also ein vorbildlicher Katholik...
Der christlich-islamische Sachverhalt ist einfach: Es gibt bezüglich Demokratie
keinen substanziellen Unterschied zwischen Christentum und Islam, es gibt nur
einen zeitlichen: Das Christentum wurde durch die Aufklärung und ihre Folgen
domestiziert, die christliche Allmacht wurde zurückgedrängt und zumindest zum
Teil durch demokratische Rechte eingeschränkt. Im Islam fand so eine Entwicklung
nicht statt, dort ist man noch im Mittelalter und das Recht geht nicht vom Volk,
sondern von Allahs irdischen Repräsentanten aus. Wie zuletzt in Österreich in
der klerikalfaschistischen Diktatur, deren Verfassung so eingeleitet wurde:
Achja,
dass alles Recht vom Volk ausgeht, ist auch heute ein Märchen: die Profitmaximierung ist in
der Regel vor dem Recht des Volkes positioniert.