Die FPÖ liebt jetzt die Nächsten

Ob die FPÖ auch die Vorigen geliebt hat, weiß man nicht so genau, gemäß der Wahlplakate für die NRW 2013 liebt sie jetzt die Nächsten.

Weil die Nächsten sind mit ihrem Wahlprogramm gut koordinierbar, weil der Nächste war auch in der Bibel kein Babylonier oder Ägypter, das waren die Mitbürger vom auserwählten Volk. Denn schließlich steht in Lev 19,18 geschrieben, "An den Kindern deines Volkes sollst du dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Und wie der Strache erklärt, macht er das sinngemäß genauso. Schließlich hatte der Jesus ja auch gesagt, er sei nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt (Mt 15,24 - die Weltmissionsaufträge - wie Mt 28,19 - sind nachträgliche Einfügungen in die Evangelien).

Und der HC Strache sieht sich als nur zu den eingeborenen Österreichern gesandt. Seine bisherige Anti-Ausländer-Kampagnen sollen offenbar durch eine starke Pro-Inländer-Tendenz ersetzt werden, wie er bei der Plakatpräsentation am 12.8.2013 darzustellen versuchte.




Die christlichen Kirchen waren davon nicht angetan, weil sie beanspruchen ja das Monopol auf die Nächstenliebe. So richtig benutzt haben die christlichen Kirchen die Nächstenliebe allerdings nur in den Sonntagspredigten und fallweise ein bisschen gegenüber den Angehörigen der jeweiligen eigenen Glaubensgruppe. Die christliche Nächstenliebe zwischen den Christenfraktionen hält sich in Grenzen, andere Religionen und Nichtreligiöse gehören sicherlich nicht zu den großen christlichen Lieben, sondern viel eher zu den satanischen Feinden, wie der aktuelle Papst gleich nach seinem Amtsantritt wissen ließ (siehe Info Nr. 1346).

Die FPÖ versucht mit dieser Methode, eine FPÖ-Gemeinschaft mit den österreichischen Eingeborenen herzustellen, zielt also auf eine Art volksgemeinschaftliche Solidarität ab, hier "wir Österreicher", dort irgendwelche "Anderen". Von der psychologischen Wirksamkeit durchaus nicht zu unterschätzen. Und vor allem dadurch schwer zu beargumentieren, weil die Herstellung von Gefühlsbezügen (wir Österreicher halten zusammen und sind uns selbst der Nächste) mit sachlichen Darlegungen schwer zu bekämpfen ist, Gefühle gehen immer vor.

Man kann gespannt sein, ob diese FPÖ-Wahlpropaganda effektiv sein wird oder ob die FPÖ - wie die Wahlumfrager meinen - mit um die 20 % nicht viel über das Niveau von 2008 (18 %) kommen wird. Bei den EU-Wahlen 2009 hat die FPÖ durch ihre damalige Wahlparole "Abendland in Christenhand" im Vergleich zur NRW jedenfalls erhebliche Stimmenverluste eingefahren. Ein "Abendland in Christenhand" wollten nicht allzu viele, eine politische Inländernächstenliebe könnte durchaus besser ankommen. Am 29.9.2013 werden wir es wissen.

PS: Die FPÖ-Abspaltung BZÖ dürfte bei der Nationalratswahl ihrem Ende entgegenzuckeln,
bei der Präsentation der Bundesliste am 12.8. zeigte BZÖ-Häuptling Bucher vorsichtshalber neue Gesichter. Verschwunden sind dabei auch die Extra-Katholiken Ewald Stadler und Gerald Grosz. Stadler stand lange den Piusbrüdern nahe und Grosz versuchte sich als Verfolger von Kirchenkritikern, er machte sich u.a. mit seinen Anzeigen gegen Sepp Rothwangl lächerlich (siehe Info Nr. 498).