Hat das Christentum Gutes hervorgebracht?

Publiziert am 24. August 2013 von Wilfried Müller auf www.wissenbloggt.de

Die nicht ganz neue Frage entzündet sich an einem Artikel des Kirchenhistorikers Prof. em. Dr. Dr. h.c. Arnold Angenendt von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster (23.8.) Prof. Angenendt ist spezialisiert auf Mittlere und Neuere Kirchengeschichte und Liturgiewissenschaft und ist ein Spezl vom Bistum Münster. Publiziert wurde der Artikel bei "idea e.V. -Evangelische Nachrichtenagentur", es handelt sich also um eine religionsübergreifende Botschaft. Die Idee sieht auch irgendwie ökumenisch aus, Lobhudelei, die für die ganze Sparte passt. Mal reinhören?

"Der christliche Glaube hat viel Gutes hervorgebracht, von dem die westliche Gesellschaft und Kultur bis heute zehren. Dazu zählen unter anderem der Sozialstaat, das Prinzip Verantwortung, die Menschenwürde, die partnerschaftliche Ehe, der Kinderschutz und die Religionsfreiheit."

Eine monotheistsische Religion bringt die Religionsfreiheit hervor? Zitat Frank Berghaus: Hat der Kerl noch alle Latten am Zaun? Diese Bigotterie gepaart mit platten Lügen ist ja unfassbar.
Eine Religion, die Kinder indoktriniert und z.T. mit "Erbsünde" besudelt, betreibt Kinderschutz? Hat der Professor noch nie was von der christlichen Pädokriminalität gehört?
Das Christentum hätte die partnerschaftliche Ehe hervorgebracht? Warum haben wir dann die Emanzipation nötig gehabt, um die alten patriachalischen Zwänge loszuwerden, die unser tatsächliches christliches Erbe sind?
Wie kann wohl die Menschenwürde aus einer Religion hervorgehen, die einen Gott über alles stellt, also auch über die Menschenrechte?
Wie kann der christliche Glaube das Prinzip Verantwortung für sich reklamieren, solange er in unverantwortlicher Weise die Bevölkerungsexplosion und die Volksverdummung fördert?
Und was hat der christliche Glaube mit dem Sozialstaat am Hut, wo doch die Menschenrechte gegen das Christentum erkämpft werden mussten?

Laut Prof. Angenendt "habe sich in der Antike weder in Griechenland noch in Rom eine allgemeine Armen-Fürsorge herausgebildet, wohl aber in der frühen Christenheit. Die jüdische Pflicht der Almosen gelange in die alte Kirche, die mit Hospitälern, Hospiz- und Armenhäusern die organisierte Wohltätigkeit erfunden habe. Ferner habe nach Ansicht des Soziologen Max Weber (1864-1920) erst das "calvinistisch-protestantische Ethos" einen Menschentyp hervorgebracht, "der sich strikt dem Gemeinwohl verpflichtet weiß und gefeit ist gegen alle Korruption."

Es geht noch weiter mit solcher Argumentation, wo der Professor das Gute zusammenkratzt. Was er dabei übersieht, ist das brutal Schlechte, das das Christentum in seiner vollen Ausprägung kennzeichnete, nämlich im Mittelalter. Da wurde den Menschen die Hölle heißgemacht, sie wurden unterjocht und erniedrigt. Man lese allein die Thesen des "Reformators" Luther, sogar da graust es einem. Und aller Fortschritt musste gegen das Christentum erkämpft werden, die Wissenschaft, die Menschenrechte, die Aufklärung, der Humanismus.

Noch ein Stück aus dem Artikel:
"Auch die Aufhebung der Sklaverei sei aus dem Christentum hervorgegangen, allerdings nicht aus den Großkirchen." Hat der arme Professor nicht gecheckt, dass die Kirchen heute noch die Menschen versklaven, weil sie die Menschen am liebsten auf den Knien zu einem "Herrn" beten siehen - also in der Sklavenrolle?

Angesichts solcher Geschichtsklitterung muss man die Frage stellen, wie es sein kann, dass die theologischen Fakultäten mit Staatsgeld finanziert werden. Der Professor wird vom Staat bezahlt und macht Reklame für die Religion, auf eine strikt unwissenschaftliche Weise. Wissenschaft definiert sich als Wahrheitssuche, alles wird überprüft und gegengecheckt. Die Theologie macht aber ganz was anderes; sie sieht sich im Besitz einer Wahrheit, die sie mit größter Hingabe vor der Hinterfragung bewahrt. Der Professor hat uns gezeigt, wie das geht, mit Ablenkung, Täuschung, Klitterung. Das bisschen Gute vorzeigen, um das viele Schlechte zu verstecken.

Die Antwort lautet also: Das Christentum hat marginal Gutes hervorgebracht, aber im Wesentlichen hat es die abendländische Menschheit 1000 Jahre in der Entwicklung zurückgeworfen.

Link zum Artikel bei idea
Die 95 Thesen von Luther, man beachte Nr. 94

Dazu auch unsere Schuldzuweisungen an die Religion:
Das Ethosdefizit 1. Schuldzuweisung an die Religion
Die Lügenkultur 2. Schuldzuweisung an die Religion
Die Übervölkerung 3. Schuldzuweisung an die Religion