Computer beweist die Existenz Gottes

Das ist seit 26.8.2013 auf Telepolis zu lesen.

Na bum. Jetzt müssen wir den Atheismus aufgeben. Ganz so schlimm ist es allerdings nicht, weil der Computer "bewies" nur den ontologischen Gottesbeweis des österreichischen Mathematikers Kurt Gödel (1906 - 1978). Und dieser als unwiderlegbar geltende "Gottesbeweis" basiert auf Voraussetzungen, auf Annahmen, die ihrerseits keineswegs unabdingbar sind.

Ein ontologische Beweise ist ein Beweis aus erfahrungsunabhängigen Prinzipien. Gödel nimmt an, dass positive Eigenschaften sich nicht gegenseitig ausschließen und "sein" eine positive Eigenschaft ist. Der Gödelsche "Beweis" lautet in seiner Kurzfassung: "Wenn es möglich ist, dass Gott existiert, dann ist es möglich, dass Gott notwendig existiert. Wenn Gott aber in irgendeiner Welt notwendig existiert, existiert er in allen möglichen Welten, auch in unserer." Der Gödelsche Beweis ist eine Abfolge von Axiomen, Definitionen und Theoremen. Dazu lassen sich endlose Formeln verfassen, die nun von Computern nachberechnet wurden und widerspruchsfrei blieben.

Aber:
Laut Wikipedia ist ein Axiom ein Grundsatz einer Theorie, einer Wissenschaft oder eines axiomatischen Systems, der innerhalb dieses Systems nicht begründet oder deduktiv abgeleitet wird. Innerhalb einer formalisierbaren Theorie ist eine These ein Satz, der bewiesen werden soll. Ein Axiom ist ein Satz, der nicht in der Theorie bewiesen werden soll, sondern beweislos vorausgesetzt wird. In einer axiomatisch-deduktiven Theorie bedeutet Theorem in einem engeren Sinn "der aus den Axiomen logisch abgeleitete Satz".

Was ergibt sich daraus? Dass es genügt, Axiome nicht zu akzeptieren, um eine Abfolge von logischen Schlüssen zum Scheitern zu bringen. Wenn man es im gegenständlichen Fall verneint, dass es möglich ist, dass Gott existiert, dann fehlt die Berechnungsgrundlage. Es ändert sich nur die Fragestellung: Es muss nun nicht mehr bewiesen werden, dass Gott existiert, sondern, dass es möglich ist, dass Gott existiert. Und das scheint im ontologischen Gottesbeweis von Gödel nicht auf, also ist auch die Computerberechnung dazu sinnlos.

Auch mit Computer lässt sich die Existenz Gottes nicht beweisen. Weiterhin lässt sich klarerweise auch die Nichtexistenz nicht beweisen, auch die Nichtexistenz der Existenzmöglichkeit von Göttern lässt sich nicht beweisen. Aber das ist ja egal. Auch die Nichtexistenz vom Osterhasen, vom Rübezahl und von Schneewittchen und den Sieben Zwergen lässt sich nicht beweisen. Die Möglichkeit der Existenz dieser Figuren ist denkbar, weil die Möglichkeit der Existenz wurde gedacht. Aber Gedachtes macht keine Wirklichkeit und Denkbares schafft weder Götter noch echt existierende Osterhasen. Amen.

PS: Das Thema hatten wir hier schon einmal, siehe Info Nr. 1016.
Und weiter geht es auch - Lassen sich
Computer missionieren?

PPS: Aber hatte nicht Gödel seinen Gottesbeweis selber schon widerlegt? Und zwar mit seinen Unvollständigkeitssätzen:
Jedes hinreichend mächtige, rekursiv aufzählbare formale System ist entweder widersprüchlich oder unvollständig.
Jedes hinreichend mächtige konsistente formale System kann die eigene Konsistenz nicht beweisen.