Die christlichen Kirchen in Europa sind durchaus in der Lage das Realgeschehen zu beobachten. Dabei haben sie inzwischen gelernt, dass Religion den Menschen nicht zwangsläufig ins Hirn rinnt, sondern dass man die Religion den Menschen eingeben, besser gesagt, zufügen muss.
Nun tagte vom 30.8. bis 1.9.2013 in Deutschland das "Forum deutscher Katholiken",
ein Verein, der als Konkurrenzorganisation zum Zentralkomitee der deutschen
Katholiken gegründet worden war, also eine ganz besonders katholische
Organisation, die sich selber als sehr papstverbunden definiert.
Eine
der Tagungsresolutionen befasste sich mit der Weitergabe des Glaubens: "Wir
wollen eine missionarische Umorientierung". Konkret wird für die Vereinsmitglieder
gefordert: "Lasst uns entschiedene Jünger Jesu werden und persönliche Verantwortung
übernehmen für die Weitergabe des Glaubens -auch über den Umkreis der Familie
hinaus." Ob allerdings das Forum so viele Vereinsmitglieder hat, dass sie
gleich lästig wie die Zeugen Jehovas werden könnten, darf bezweifelt werden.
Aber man hat ja auch noch anderes vor. Aus dem Haushalt der Diözesen sollte mit
höchster Priorität in Menschen investiert werden, die dafür sorgen, "dass
unsere Kinder auch morgen noch an Gott glauben".
Die Glaubenslage
ist in Deutschland ja ganz schrecklich, darum der Beschluss: "Wir können
nicht weiter tatenlos zusehen, dass Kinder getauft werden, deren Eltern den
Glauben weder kennen noch vermitteln wollen, dass Kinder zur Erstkommunion geführt
werden, die nicht wissen, was sich unter Brot und Wein verbirgt, dass Jugendliche
zur Firmung geführt werden, um sich in der Kirche von der Kirche zu verabschieden,
und dass sich Menschen das Ehesakrament spenden, ohne zu wissen, wofür sie sich
verpflichten."
Daher: "lasst uns eine Kirche sein, die evangelisierend
aus sich herausgeht, wie es Papst Franziskus fordert. Glaubensweitergabe ist
kein Luxus, sondern heilige Pflicht aller getauften und gefirmten Katholiken".
Was
das Katholikenforum mit den getauften Katholiken machen will, die ihren Kindern
den Glauben nicht vermitteln, weil sie ihn selbst nicht kennen, und sich bei
der Firmung von der Kirche verabschiedet haben, war den Beschlüssen des Forums
nicht zu entnehmen. Ebenso wenig wie man jemanden dazu zwingen könnte, irgendwelche
heilige katholische Pflichten zu erfüllen.
Ja, das Desinteresse an
den religiösen Märchen und Mythen dünnt die Substanz aus. Eltern lassen
vielleicht aus Tradition oder familiärer Rücksicht ihre Kinder noch taufen,
aber die Glaubensvermittlung endet beim Osterhasen. Und Menschen, die als Kleinkinder
religiös nicht konditioniert wurden, sind in der Regel fürs restliche Leben
religiös nimmer erreichbar, ganz egal welcher Aufwand dafür eingesetzt würde.
Dass in prekären Lagen manche unreligiöse Menschen abergläubisch-esoterisch
reagieren, wird passieren, aber die einfältige Geschichte vom dreifaltigen Christengott wird dabei hinten
in der dritten Reihe stehen.
So ist das Leben ohne strukturierte
innerfamiliäre Glaubensweitergabe und die wird von Jahr zu Jahr unüblicher.