Seinerzeit war der Schah von Persien ein Angriffsziel der Linken.
Nachdem 1953 der linke iranische Regierungschef Mohammad Mossadegh vom CIA gestürzt
worden war, weil er britische und US-Firmen vom iranischen Ölfelderbesitz befreit
hatte und der Schah Reza Pahlavi als US-Statthalter auf seinen Thron einbetoniert
wurde, der die politische Linke mit allen Mitteln unterdrückte, war es selbstverständlich,
gegen den Schah zu sein.
Die im Exil stationierte kommunistische Tudeh-Partei
hatte auch bei der westlichen Linken größte Sympathien. Übersehen wurde
dabei, dass der Schah in seiner Position als US-Freund auch den Einfluss des
Klerus zurückgedrängt und dem Staat säkulare Aspekte gebracht hatte. Diese Modernisierungselemente
hatten den Hass der schiitischen Kleriker weiter entfacht.
In der
zweiten Hälfte der 1970er-Jahre spitzte sich die innenpolitische Situation zu,
die Westmächte verweigerten dem Schah ihre bisherige bedingungslose Unterstützung und verlangten
mehr demokratische Freiheiten. Gegen das Schah-Regime standen zwei gegensätzliche
bewaffnete Gruppierungen nun in einer Art Guerillakrieg, linke arabisch-sozialistische
und kommunistische Gruppen und rechts die Fedajin-e Islam.
Es
gelang beiden Gruppen tatsächlich, Volksmassen gegen den Schah zu mobilisieren,
die einen weil sie für einen sozialistischen Iran eintraten, die anderen, weil
sie einen Gottesstaat wollten. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich mich
mit einem Genossen von der Tudeh-Partei darüber unterhielt, ob dieses Defakto-Bündnis
der Linken mit den Islamisten gegen den Schah, nicht zu einem Sieg der Religiösen
führen könnte. Was strikt verneint wurde, man nutze nur die klerikale Infrastruktur,
also Moscheen und andere Einrichtungen, aber die politische Linie bestimme die
Linke und nach dem Sturz des Schah-Regimes werde es einen sozialistischen Iran
geben.
Die Tudeh-Partei war nach dem Sturz des Schah im Jahre 1979
wieder eine legale Partei, unterstützte jedoch das Bestreben der Islamisten
unter Khomeini, eine islamische Republik zu errichten. Bis 1982 waren linke
Parteien und auch die Tudeh legal. Dann wurde für die Linke der Zustand der
Schah-Zeit wieder hergestellt. Nur herrschte jetzt keine kapitalistisch-modernistische
Diktatur, sondern eine klerikalfaschistische, vorgestrige. Versuche in den
letzten dreißig Jahren, wieder aus diesem System herauszukommen, sind alle gescheitert,
die politische Linke des Iran ist heute wie zu Schah-Zeiten im Exil.
Nun
hat es bei den letzten iranischen Präsidentenwahlen ein gemäßigter Kandidat
die Wahl mit großer Stimmenmehrheit gewonnen. Der neue iranische Präsident Hassan
Rohani traut sich wider den klerikalen Stachel zu löcken. Originalton: "Die
absolute Mehrheit der Menschen hat mich gewählt, weil ich mich entschieden gegen
Extremismus, Gewalt, Instrumentalisierung der Religion und Slogans, deren Kosten
dann das Volk bezahlen musste, ausgesprochen habe".
Dass der
islamistisch-faschistische Expertenrat mit der Einstellung Rohanis in Sachen
Meinungsfreiheit keine Freude hat, ist klar, darum ließ Rohani wissen: "Die
Menschen haben nun mal Fragen und Zweifel, und man sollte ihnen die Möglichkeit
geben, sie auch frei äußern zu dürfen" und auch, dass es im Zeitalter von
Satelliten und Internet nicht mehr möglich ist, sich von der Welt abzuschließen.
Speziell will sich Rohani um die Überwndung des Wirtschaftsboykottes bemühen,
denn man könnte pro Tag um eine Million Barrell Öl mehr verkaufen.
Ein
bisschen Hoffnung tut sich jedenfalls auf, vielleicht kann der Iran nach 30
Jahren Mittelalter wieder Schritte in die Zukunft machen. Bemerkenswert
ist jedenfalls, dass die seinerzeitige heftige Kritik der politischen Linken
am Schah jetzt auf die islamistische Republik nie wirklich wahrnehmbar losgelassen
wurde. Aber vermutlich sind die heutigen Linken auch nicht mehr das, was man
seinerzeit darunter verstand, und der heutige Iran ist eine multikulturelle
Bereicherung, die nur von Islamophoben kritisiert wird.
Was sagt die
Tudeh-Partei zu Rohani? Derweilen noch gar nichts, als Losung war zu finden:
"Vorwärts zur Bildung der antidiktatorischen Einheitsfront für Freiheit,
Frieden, Unabhängigkeit, soziale Gerechtigkeit und für die Beseitigung des Regimes
der obersten Geistlichkeit im Iran!" Immerhin, seit 1985 sind auch die
iranischen Kommunisten nimmer für eine islamische Republik ...
PS: Ohne
der neuen Aufstandsbewegung in Ägypten und ohne des militärischen Einschreitens
dort, könnte heute Ägypten auf dem Weg zur islamischen Republik sein ...