Kardinal Marx wird 60 und warnt vor banalen Predigten
Der Münchner
Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx hat davor gewarnt, zu selbstverständlich
über Gott zu predigen.
Die Frage vieler Menschen, ob es Gott überhaupt gibt,
müsse in der Kirche ernst genommen werden, mahnt Marx in seinem neuen Buch "glaube!",
das wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag am kommenden Samstag (21.9.) erschienen
ist: "Eine Kirche, die zu banal, zu selbstgewiss und zu sicher von Gott
spricht, wird den Menschen von heute langfristig und nachhaltig keine Zugänge
eröffnen." Die Krise der Kirche sei möglicherweise auch darauf zurückzuführen,
dass die Rede von Gott manchmal zu anspruchslos sei, so der Kardinal: "zu
selbstsicher, zu verharmlosend, zu kitschig, zu banal, zu kleinkariert, zu sentimental".
Damit hat der Kardinal mit dem unanständigen Namen (zum Glück heißt er wenigstens
mit dem Vornamen "Reinhard" und nicht "Karl") sicherlich
recht. Weil die Selbstverständlichkeit der Existenz von Göttern hat in den
letzten Jahrhunderten beträchtlich abgenommen. Man denke nur an die "Pascalsche
Wette" aus dem 17. Jahrhundert, wo der französische Mathematiker Blaise
Pascal anregte, vorsichtshalber an Gott zu glauben, weil das nicht viel Aufwand
erfordere und wenn Gott existierte, die unendliche Belohnung eines ewigen Lebens
im Paradies erbrächte, aber bei Glaubenslosigkeit die ewige Strafe in der Hölle.
Wenn Gott nicht existiert, erleide man durch den nutzlosen Glauben nicht viel
Schaden.
Danach richteten sich durch die Jahrhunderte sehr viele Menschen,
auch wenn sie von der "Pascalsche Wette" direkt nie was gehört hatten.
Vorsichtshalber war man für den Fall, dass es den bösen Christengott doch
geben könnte, ein bisschen gläubig. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich
die verkündete Christenlehre ziemlich geändert, die ewige Verdammung wird kaum
noch verkündet und dafür der liebe Jesus, der sich eh um alle sorgt. Um diesen
banalen Gott kümmern sich die Leute zunehmend weniger, sollte es ihn geben, dann
wird er uns schon nicht fressen, das ist heute eine verbreitete Einstellung,
der religiös nicht oder nur mäßig Interessierten.
Eine Rückkehr zur
Gottesfurcht wird allerdings nicht einmal der katholischen Kirche wirklich gelingen
und eine Kirche, die von ihrem Gott zu Menschen redet, die religiös desinteressiert
sind, weil sie als Kleinkinder religiös nicht abgerichtet wurden, wird mit ihrem
Gerede kaum noch Eindruck machen, egal ob sie selbstsicher, verharmlosend, kitschig,
banal, kleinkariert, sentimental oder unsicher, zweiflerisch, kaltherzig, feierlich,
großkariert, abgebrüht redet. Wenn heutige Menschen irgendwas Überkandideltes
brauchen, dann was Fernöstliches oder sonst wie esoterisch Extravagantes,
der Jesus, der Wasser in Wein verwandelt und Dämonen in Schweine fahren lässt,
ist einfach zu einer altgewohnten läppischen Figur geworden, die höchstens in Ausnahmefällen
als Ansprechgestalt genommen wird. Ohne die Tradition der Babytaufe hätte
das katholische Christentum in unseren Breiten nur noch Aussichten auf den geschäftlichen
Konkurs und sonst nichts mehr, egal wie die katholische Christenlehre verkündet
wird.