Nachdem Millionen Ägypter im Juni und Juli 2013 gegen den selbstherrlichen
islamistischen Präsidenten Mursi demonstriert hatten, wurde dieser am 3. Juli
vom Militär gestürzt und in Arrest genommen. Was in westlichen Staaten sogleich
Kritik und schwere Bedenken hervorrief, schließlich war der Mursi ja in einer
demokratischen Wahl gewählt worden.
Nach der Absetzung Mursis
durch das Militär demonstrierten Millionen Mursi-Gegner begeistert (Screenshot aus dem ZiB2-Bericht vom 4.7.)
Dass
er sich mit selbsterfundenen Selbstbevollmächtigungen zeitweise die alleinige
Macht im Staate verliehen hatte und dem Land entgegen den ursprünglichen Regelungen
eine islamistische Verfassung aufnötigte, wurde kaum bis gar nicht kritisiert
(siehe dazu Info Nr. 1005 und Info Nr.
1192). Im Dezember 2012 erreichte die islamistische Verfassung bei einer
Volksabstimmung eine deutliche Mehrheit, aber es nahmen nur 32 % der Wahlberechtigten
an der Abstimmung teil, weil die Säkularen zuerst zum Boykott und erst in letzter
Minute zum Nein-Stimmen aufgerufen hatten. Es blieb somit auch ein Großteil
der Islamwähler der Parlaments- und Präsidentenwahlen der Abstimmung über
die Mursi-Verfassung fern.
Ende Juni 2013 präsentierte die Opposition
22 Millionen Unterschriften gegen Mursi (siehe Info Nr.
1492), für die Masse der ägyptischen Bevölkerung hatte die islamistische
Regierung keine Verbesserung, sondern eine deutliche Verschlechterung ihrer
Lebensumstände gebracht, das und die drohende Islamisierung des Alltags führten
zu einer zweiten Revolution. Die Säkularen stellten Mursi ein Ultimatum,
das Militär tat dasselbe und Mursi wurde abgesetzt (siehe Info Nr.
1499).
Die Islamisten riefen nun ihrerseits zum Protest auf und forderten die
Wiedereinsetzung ihres gewählten Präsidenten Mursi. Aufgerufen wurde mehrfach
zu einem "Marsch der Millionen" mit dem die Militärs gezwungen werden
sollten, Mursi freizugeben. In den westlichen Medien wurde ein Bürgerkrieg
in Ägypten befürchtet und das ägyptische Militär wegen des Staatsstreichs kritisiert.
Dass damit die Islamisierung Ägyptens, die Einrichtung einer "Islamischen
Republik" unterbunden worden war, fand keine Beachtung. Weil die religiösen
Extremisten waren ja von der Bevölkerung in demokratischen Wahlen gewählt worden.
Dass der große Islam-Wahlsieg damit zusammenhing, dass die Islamisten seit Jahrzehnten
nutzbare Strukturen in der Bevölkerung hatten und die Säkularen offenbar bestrebt
waren, durch Aufspaltung in möglichst viele Kleinparteien auf unfreiwillige
Weise möglichst keine Führungskompetenz zu zeigen, wurde von den meisten westlichen
Beobachtern ignoriert.
Das Militär ging nun schrittweise vor. Als sich zeigte, dass die Islamisten
nicht im Entferntesten dazu in der Lage waren, ähnlich große Volksmassen zu
mobilisieren wie es die Säkularen bei den Protesten gegen Mursi getan hatten,
stürmte das Militär die eingerichteten Protestbasen des Islamisten und machte
auf blutige Weise den Protesten ein Ende, einen "Marsch der Millionen"
für Mursi gab es nicht einmal ansatzweise und mit einigen zehntausend Demonstranten
wurden Polizei und Militär fertig.
bis
in den August versuchten die Islamisten, größere Demonstrationen zu organisieren,
letztlich ohne Erfolg, Militär und Polizei griffen hart durch und nach dem religiösen
Opfertod für Allah strebten die Muslime nicht - hier ein ZiB-Screenshot
von der Räumung eines islamistischen Protestcamps am 14.8.
Es galt nun nur noch einige von
den Islamisten besetzte Städte und Gebiete wieder der Staatsgewalt zu unterwerfen,
dann war klar, der ägyptische Islamismus ist keine militante Massenbewegung,
sondern eine Bewegung einer relativ kleinen Schicht von Extremisten.
Am
23.9.2013 kann daher der vorläufig letzte Schritt, ein Gericht in Kairo verbot
den Islambrüdern jedwede Aktivität und sperrte die Geldmittel.
Für
den 29. Oktober wurde der Beginn von Prozessen gegen die führenden und großteils
in Haft befindlichen Muslimbrüder angekündigt, die durch die Allmachtstricks
Mursis (geschildert in Info Nr. 1192) zustande gekommene
ägyptische Verfassung wird überarbeitet - ohne islamistische Mitwirkung.