In der oö Ausgabe der "Kronen Zeitung" vom 26.10.2013 war dem
Linzer Bischofshof eine ganze Seite gewidmet. Inhaltstendenz: da könnte der
Limburger Bischof Tebartz was lernen in Sachen Bescheidenheit!
Was
dann doch nicht so ganz ist. Auf der Homepage der Linzer Diözese heißt es
über den Bischofshof in Linz. Herrenstraße 19:
"Der "Bischofshof
ist Wohnhaus und Amtssitz des Diözesanbischofs. Neben seinen Amtsräumen sind
darin auch die Büros des Generalvikariates, des Bischöflichen Ordinariatsamtes
und des Schulamtes sowie weiterer kirchlicher Verwaltungsstellen untergebracht.
Das
Stift Kremsmünster hatte diesen Barockbau nach Plänen des bedeutenden Architekten
Jakob Prandtauer errichtet (1719 - 1726). Er diente zunächst dem Abt als Quartier
in der Landeshauptstadt und ab 1765 als Dienstwohnung von Landeshauptmann Thürheim.
Bei
der Gründung der Diözese Linz (1783/85) hat Kaiser Joseph II. dieses Haus dem
Linzer Bischof als 'Residenz' zugewiesen. Erst hundert Jahre später war der
damalige Bischof Franz Joseph Rudigier in der Lage, 'seinen' Bischofshof zu
erwerben (1883). Die letzte Rate der Ablösesumme wurde 1918 an das Stift Kremsmünster
geleistet."
Merkwürdigerweise ist auf den obigen Bildern dazu
von den Innenräumlichkeiten außer der Hauskapelle fast nichts zu sehen. Erwähnung
findet nur, dass auch die Einrichtung Barock ist. Aber sicherlich auch schon
lange abgezahlt.
Na immerhin ist der Linzer Bischofshof jetzt schuldenfreier
Bestandteil der Bischofsgüter, nur 35 Jahre lang hat man dafür Raten zahlen müssen
und das auch noch nur innerkirchlich. Seinerzeit waren solche Barockhöfe
eben nicht der Ausdruck von Bescheidenheit, die Bevölkerung wurde damals von
Adel und Kirche nach Strich und Faden ausgepresst, da konnten sich die Kremsmünsterer
Äbte einen mordsmäßigen barocken Vierkanter mit einer Frontlänge von etwa vierzig
Metern (und ca. 55 Meter Tiefe, also ca. 2200 Quadratmeter umbaute Fläche, Innenhof
etwa 400 m2) von einem der berühmtesten Baumeister der damaligen
Zeit bauen lassen! Die Rechnung zahlten ja ohnehin die Untertanen.
Aber der jetzige
Bischof, der durch seine Wohlgenährtheit auch nicht unbedingt die Abgeneigtheit
zu einem genussreichen Leben signalisiert, der kann da nichts dafür. Und schließlich
hat die katholische Kirche ja durch viele Jahrhunderte nur in Protzbauten residiert,
der arme Bischof Tebartz ist bloß ein bisschen im Vormodernismus stecken geblieben.
Am
nächsten Bild sieht man rechts oben den Bischofshof und links den Linzer Neuen
Dom, der raummäßig mit einem Fassungsraum für 20.000 Besucher die größte Kirche
Österreichs ist.
Im
19. Jahrhundert hatte der Linzer Bischof Rudigier, eine Supergroßausgabe des
Bischofs Tebartz, das Wahnsinnsprojekt dieser Riesenkirche, die nie wer gebraucht
hat, in die Wege geleitet, von 1862 bis 1924 wurde daran gebaut, seither wird
das Gebäude laufend repariert und brauchen tut's niemand. Der Bischof hat nicht
weit in die Kirche, er geht aber nur selten hin. Weil die ganze Dompfarre hat
nicht einmal 4.000 Kirchenmitglieder und sonntags versammeln sich davon im Neuen
Dom bloß ein paar Dutzend, die hätten auch im Extrastüberl im Pfarrheim genügend
Platz.
Der Bischofshof und der Neue Dom in Linz
sind also bestenfalls abschreckende Beispiele aus der Vergangenheit. Und
der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist bloß etwas zu spät geboren
worden, die Allmacht der katholischen Kirche stand zu lange in der Sonne der
Aufklärung und ist etwas geschmolzen. Was früher die Regel war, ist heute schon
eine Sünde, die zum weiteren Schwinden der einstigen Kirchenallmacht beiträgt.
Und das ist doch schön!