Evangeliumsgaudi - Teil 2

Wieder ein Bisschen was über das Rundschreiben Evangelii Gaudium von Papst Franz an seine Kleriker und Gläubigen.

In den Medien wird der Franz ja immer sehr gelobt, weil er so edle Worte über die Armen verströmt. Die Kirche müsse für die Armen da sein. Die seinerzeitige katholische Armenwirtschaft war immer eine elendige Angelegenheit, erst die sozialstaatlichen Einrichtungen, die durch die Arbeiterbewegung erkämpft wurden, brachten zumindest in unseren Breiten eine spürbare Verbesserung. Die christlichen Parteien waren immer dagegen und sahen nicht soziale Rechte, sondern Almosen als das äußerst Mögliche.

Schauen wir uns dazu ein paar Franz-Zitate in seinem Evangelii Gaudium an: Gleich am Anfang kritisiert der Papst die Abschottung der vergnügungssüchtigen heutigen Menschen: "Wenn das innere Leben sich in den eigenen Interessen verschließt, gibt es keinen Raum mehr für die anderen, finden die Armen keinen Einlass mehr, hört man nicht mehr die Stimme Gottes, genießt man nicht mehr die innige Freude über seine Liebe, regt sich nicht die Begeisterung, das Gute zu tun."

Damit ist die päpstliche Linie schon völlig klar gelegt: Obwohl er aus Südamerika kommt, kennt er das befreiungstheologische Grundargument nicht oder will es nicht anwenden. Daher hier wieder einmal Bischof Dom Helder Camara, der die Sache der Armen befreiungstheologisch in zwei Sätzen auf den Punkt gebracht hat: "quando dou comida aos pobres chamam-me de santo. Quando pergunto por que eles são pobres chamam-me de comunista" - "Wenn ich den Armen Essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum sie arm sind, nennen sie mich einen Kommunisten."

Papst Franz ist dafür, Gutes zu tun, also ein "Heiliger" zu sein, der Armen Essen bringt. Aber er ist nicht dafür, die Verhältnisse so zu ändern, dass es keine Arme mehr gibt,
also das zu tun, was Genosse Karl Marx schon 1843 verlangt hat: "Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist."

Für die katholische Kirche ist das undurchführbar, weil der Mensch darf für den Menschen nicht das höchste Wesen sein, weil diesen Posten hat der katholische Gott und der lässt bloß Almosen für Arme zu, damit sich seine Katholiken als gute Menschen inszenieren können, die Abschaffung der Armen ist nicht vorgesehen.

Auch nicht beim Papst Franz. Denn er sagt über sich:
"Ich kann wohl sagen, dass die schönsten und spontansten Freuden, die ich im Laufe meines Lebens gesehen habe, die ganz armer Leute waren, die wenig haben, an das sie sich klammern können. Ich erinnere mich auch an die unverfälschte Freude derer, die es verstanden haben, sogar inmitten bedeutender beruflicher Verpflichtungen ein gläubiges, großzügiges und einfaches Herz zu bewahren."

Ja, brave arme Christen freuen sich über Almosen und brave besser situierte Christen über das Geben von Almosen. Mit der Abschaffung der Armut befasst sich das Christentum jedoch nicht. Oh Ihr Heuchler und Pharisäer!

Fortsetzung folgt!